Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
beeilte sie sich zu antworten. »Aber es sieht wirklich gut aus.«
»Es heißt, dass Ihr in der Schlacht sehr tapfer wart, Herr Seoman«, meinte die Dünne.
Er zuckte die Achseln. »Wir kämpften um unsere Heimat … unser Leben. Ich habe nur versucht, mich nicht töten zu lassen.«
»Genauso hätte es Camaris gesagt«, erklärte das dünne Mädchen.
Simon lachte laut auf. »Kein Vergleich mit Camaris. Wirklich … bitte nicht.«
Das kleine Mädchen war näher gerückt und betrachtete gespannt Simons Spiegel. »Ist das der Feenspiegel?«
»Der Feenspiegel?«
»Die Leute sagen …« Sie zögerte und blickte hilfesuchend auf ihre Freundinnen.
Die Dünne sprang in die Bresche. »Die Leute sagen, Ihr wärt ein Feenfreund, und die Feen kämen, wenn Ihr sie mit Eurem Zauberspiegel ruft.«
Simon lächelte ein wenig unsicher. Etwas Wahrheit, vermischt mit viel Unsinn. Wie kam so etwas zustande? Und wer redete so über ihn? Eine sonderbare Vorstellung. »Nein, das stimmt nicht ganz. Einer der Sithi hat mir den Spiegel geschenkt, ja, aber sie kommen nicht einfach, wenn ich sie rufe. Sonst hätten wir doch nicht allein gegen Herzog Fengbald gekämpft.«
»Kann Euer Spiegel Wünsche erfüllen?«, fragte Lockenhaar.
»Nein«, entgegnete Simon fest. »Mir hat er noch nie einen erfüllt.« Er hielt inne und dachte an seine Rettung aus der winterlichen Tiefe des Aldheorte durch Aditu. »Ich meine, nicht wirklich.« So vermischte nun auch er Wahrheit und Lügen. Aber wie konnte er ihnen den Wahnsinn dieses letzten Jahres so erklären, dass sie ihn verstanden?
»Wir haben darum gebetet, dass Ihr uns Verbündete brächtet, Herr Seoman«, sagte das dünne Mädchen ernsthaft. »Wir hatten so große Angst.«
Er sah ihrem blassen Gesicht an, dass sie die Wahrheit sagte. Natürlich hatten sie sich gefürchtet – sollten sie sich nun nicht freuen, dass sie noch lebten? Das war doch wohl kaum als flatterhaft zu bezeichnen. Oder sollten sie etwa brüten und trauern wie Josua?
»Ich hatte auch Angst«, sagte er offen. »Wir haben großes Glück gehabt.«
Eine Pause entstand. Das lockenhaarige Mädchen zupfte an ihrem Mantel, der aufgegangen war und die weiche Haut ihres Halses zeigte. Das Wetter wurde tatsächlich wärmer, Simon merkte es. Er stand jetzt schon eine ganze Weile still am selben Ort und hatte nicht einmal geschaudert. Er sah zum Himmel auf, als hoffte er, dort eine Bestätigung dafür zu finden, dass der Winter sich verabschiedete.
»Habt Ihr eine Herrin?«, fragte die Lockenhaarige plötzlich.
»Ob ich was habe?«, wiederholte Simon, der sie genau verstanden hatte.
»Eine Herrin«, sagte sie und errötete heftig. »Einen Schatz.«
Simon wartete einen Augenblick, bevor er antwortete. »Eigentlich nicht.« Die drei Mädchen starrten ihn hingerissen an, mit Blicken wie Hundewelpen, und er merkte, wie er errötete. »Nein, eigentlich nicht.« Er umklammerte noch immer sein Qanucmesser, so fest, dass ihm langsam die Finger wehtaten.
»Ah«, meinte Lockenhaar. »Nun, wir sollten Euch jetzt nicht weiter stören, Herr Seoman.« Ihre schlanke Freundin zog sie am Ellenbogen, aber sie kümmerte sich nicht darum. »Kommt Ihr zum Festtagsfeuer?«
»Festtagsfeuer?« Simon legte die Stirn in Falten.
»Das Fest. Und … nun ja, auch die Trauerfeier. Dort in der Mitte der Siedlung.« Sie deutete auf die Masse der Zelte von Neu-Gadrinsett. »Morgen Abend.«
»Davon wusste ich nichts. Ja, vielleicht komme ich.« Er lächelte wieder. Wenn man sich eine Weile mit ihnen unterhielt, waren es ganz vernünftige junge Frauen. »Ich danke dir nochmals für das Hemd«, sagte er zu der Dünnen.
Sie blinzelte eilig. »Vielleicht tragt Ihr es morgen Abend.«
Die drei Mädchen verabschiedeten sich und gingen den Berg hinunter. Sie steckten die Köpfe eng zusammen, stießen sich an und kicherten. Simon war einen Moment empört, weil er dachte, sie könnten über ihn lachen, regte sich aber dann nicht weiter auf. Sie schienen ihn jedenfalls zu mögen, und Mädchen waren nun einmal so – soweit er wusste.
Er wandte sich wieder seinem Spiegel zu, entschlossen, seinenBart fertigzustutzen, bevor die Sonne unterging. Ein Festtagsfeuer, so, so … Ob man dazu sein Schwert trug?
Simon dachte über das nach, was er vorhin gesagt hatte. Natürlich stimmte es, dass er keine Herrin besaß, wie ein Ritter sie eigentlich haben sollte, selbst ein so schäbiger wie er. Trotzdem fiel es ihm schwer, dabei nicht an Miriamel zu denken. Wie lange war es
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