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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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bisschen, als wollte man einen Traum beschreiben – man kann erzählen, was darin vorkam, aber anderen nie recht klarmachen, was man dabei empfunden hat. Sie sind alt, Hoheit, unfassbar alt. Aber wenn man sie anschaut, sind sie jung und gesund und … wunderschön.« Er dachte an Jirikis Schwester Aditu mit den herrlichen hellen Raubtieraugen und ihrem Lächeln voll heimlicher Heiterkeit. »Sie haben jedes Recht, uns zu hassen, Josua, zumindest glaube ich das, aber stattdessen scheinen wir sie … zu verwirren. So wie es bei uns wäre, wenn Schafe die Macht ergriffen und uns aus unseren Städten verjagten.«
    Josua lachte. »Schafe, Simon? Wollt Ihr damit sagen, dass die Imperatoren von Nabban und König Fingil von Rimmersgard – und natürlich mein Vater – harmlose Wollgeschöpfe waren?«
    Simon schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine nur, dass wir so anders sind als die Sithi. Sie verstehen uns ebenso wenig wie wir sie. Bei Jiriki und seiner Großmutter Amerasu ist das Unverständnis vielleichtnicht ganz so ausgeprägt, jedenfalls haben sie mich stets gütig und zuvorkommend behandelt – aber die anderen Sithi …« Er verstummte ratlos. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
    Josua sah ihn freundlich an. »Und wie sah die Stadt aus?«
    »Ich habe sie schon einmal zu beschreiben versucht, damals, als ich hier ankam. Ich habe gesagt, sie sei wie ein riesiges Boot, aber sie war auch wie ein Regenbogen vor einem Wasserfall. Das ist kein gutes Bild, aber ich finde immer noch kein besseres. Sie besteht ganz aus Stoff, der zwischen den Bäumen aufgespannt ist, aber sie wirkt so fest wie jede gemauerte Stadt, die ich kenne. Und trotzdem sieht sie aus, als ob man sie jeden Augenblick abbrechen und anderswo wieder aufschlagen könnte.« Er lachte entmutigt auf. »Ihr seht, mir fehlen schon wieder die Worte!«
    »Ich finde, Ihr erklärt es sehr gut, Simon.« Das schmale Gesicht des Prinzen war nachdenklich. »Ach, wie gern würde ich die Sithi eines Tages persönlich kennenlernen. Ich kann nicht begreifen, warum mein Vater sie so fürchtete und hasste. Was für einen Schatz an Erkenntnissen und Überlieferungen sie besitzen müssen!«
    Sie hatten den Höhleneingang erreicht, der mit einem behelfsmäßigen Fallgatter aus dicken, roh gezimmerten Brettern versperrt war. Ein dort aufgestellter Posten, einer von Hotvigs Thrithingmännern, verließ den Kohlentopf, über dem er sich gerade die Hände wärmte, zog das Tor hoch und ließ sie eintreten.
    Im Vorraum hielten sich eine Anzahl weiterer Posten auf, jeweils zur Hälfte Thrithingmänner und Erkynländer von Freosel. Sie grüßten den Prinzen und Simon respektvoll, was den Letzteren erheblich verunsicherte. Freosel, der sich die Hände rieb, tauchte aus den Tiefen der Höhle auf.
    »Hoheit … und Herr Seoman …«, sagte er und verbeugte sich. »Ich glaube, es ist so weit. Sie werden allmählich munter. Wenn wir länger warten, könnte es Ärger geben – wenn Ihr mir die Bemerkung verzeiht.«
    »Ich verlasse mich auf Euer Urteil, Freosel«, antwortete Josua. »Bringt mich zu ihnen.«
    Den inneren Teil der großen Höhle, der durch einen Knick der steinernen Wände vom Eingang abgetrennt und dadurch ohne Lichtwar, hatte man mit Hilfe dicker Bretter in zwei feste Verschläge aufgeteilt, zwischen denen eine ziemlich große freie Fläche lag.
    »Sie brüllen sich durch die ganze Höhle an.« Freosel zeigte grinsend seine Zahnlücke. »Als ob sie sich gegenseitig Vorwürfe machen wollten. Halten sich nachts abwechselnd wach. Nehmen unsern Wächtern die Arbeit ab.«
    Josua nickte und näherte sich dem linken Pferch. Er sah Simon mahnend an. »Sagt jetzt kein Wort. Hört nur zu.«
    In der düsteren, nur von Fackeln erhellten Höhle konnte Simon die Leute kaum erkennen. Der Geruch nach Urin und ungewaschenen Körpern – etwas, von dem er gedacht hatte, er würde es gar nicht mehr bemerken – war überwältigend.
    »Ich will mit eurem Hauptmann sprechen«, rief Josua. Etwas regte sich langsam in den Schatten, dann trat eine Gestalt im zerfetzten grünen Waffenrock der Erkynwache an die Absperrung.
    »Das bin ich, Hoheit«, sagte der Soldat.
    Josua musterte ihn. »Skeldwin? Bist du das?«
    Die Verlegenheit des Mannes war deutlich zu hören. »Ja, Prinz Josua.«
    »Oh.« Josua schien betroffen. »Ich hätte nicht gedacht, dich an einem Ort wie diesem wiederzusehen.«
    »Ich auch nicht, Herr. Auch nicht, dass man mich einmal gegen Euch in den Kampf schicken würde. Es

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