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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf. In der Nähe rief eine Mutter erbost nach ihrem Sprössling, der aus dem Wind heraus und nach Hause kommen sollte. »Aber es ist nicht ihre wirkliche Heimat«, sagte Josua leise. »Wir können hier nicht für immer bleiben.«
    »Aber wer will das denn!«, versetzte Vara. »Nur bis zum Frühling! Bis unser Kind geboren ist!«
    Josua schüttelte den Kopf. »Eine Gelegenheit wie diese kommt vielleicht nicht wieder.« Er wandte sich mit ernstem Gesicht von der Mauer ab. »Außerdem bin ich es Deornoth schuldig. Er hat sein Leben nicht geopfert, damit wir uns hier verstecken, sondern damit wir meinem Bruder das von ihm begangene Unrecht heimzahlen.«
    »Du bist es Deornoth schuldig!« Varas Stimme klang zornig, aber in ihren Augen lag Trauer. »Nur ein Mann kann so etwas sagen!«
    Josua drehte sich um und griff nach ihr. Er zog sie an sich. »Ich liebe dich wirklich, Herrin. Ich versuche nur, das Rechte zu tun.«
    Sie schlug die Augen nieder. »Ich weiß. Aber …«
    »Aber du glaubst nicht, dass mein Entschluss der beste ist.« Er nickte und streichelte ihr Haar. »Ich höre jedem zu, Vara, aber dasletzte Wort muss meines sein.« Seufzend drückte er sie an sich und schwieg eine Weile. »Barmherziger Ädon«, fuhr er endlich fort, »ich würde das alles niemand anderem wünschen. Vara, versprich mir etwas.« »Was?« Sein Mantel dämpfte ihre Stimme.
    »Ich habe es mir anders überlegt. Wenn mir etwas zustößt … dann bring unser Kind von hier fort. Lass nicht zu, dass jemand es auf einen Thron setzt oder in seinem Namen ein Heer aufstellt.«
    »In seinem Namen?«
    »Oder in ihrem. Lass nicht zu, dass man unseren Sohn oder unsere Tochter in dieses Spiel hineinzwingt, wie es mir geschah.«
    Vara schüttelte verbissen den Kopf. »Niemand nimmt mir mein Kind weg, nicht einmal deine Freunde.«
    »Gut!« Er sah durch die wehenden Strähnen ihres Haars. Hinter dem Abschiedshaus war die Sonne untergegangen und hatte den ganzen westlichen Himmel blutrot gefärbt. »Das macht es mir leichter, zu ertragen, was auf mich zukommt – was immer es sein mag.«
    Fünf Tage nach der Schlacht waren die letzten Toten vom Sesuad’ra unter der Erde – Männer und Frauen aus Erkynland, Rimmersgard, Hernystir und den Thrithingen, aus Yiqanuc und Nabban, Flüchtlinge aus einem halben Hundert Orte, zur Ruhe gebettet im flachen Boden auf dem Gipfel des Abschiedssteins. Prinz Josua sprach bedächtig und ernst von ihren Leiden und Opfern, und im Wind, der um die Höhen spielte, wogte sein Mantel. Danach erhoben sich einer nach den anderen Vater Strangyeard, Freosel und Binabik, um ein paar Worte zu sagen. Die Bewohner von Neu-Gadrinsett lauschten ihnen mit ernsten Gesichtern.
    Einige der Gräber waren ohne Kennzeichnung, aber die meisten verfügten über ein geschnitztes Brett oder einen roh behauenen Stein mit dem Namen des Gefallenen darauf. Die Erkynwache hatte unter großer Anstrengung den vereisten Boden aufgehackt und ihre Toten in einem gemeinsamen Grab am Ufer des Sees bestattet. Sie krönten es mit einer einzigen Felsplatte, auf der zu lesen stand: »Soldaten von Erkynland, gefallen in der Schlacht vom Stefflodtal. Em Wulstes Duos.« Nach Gottes Willen.
    Nur die getöteten Thrithingsöldner blieben unbetrauert und ohneDenkmal. Ihre lebenden Kameraden hoben im Grasland unterhalb des Sesuad’ra einen tiefen Graben aus, wobei die meisten von ihnen annahmen, er sei auch für sie selbst bestimmt und Josua werde sie hinrichten lassen. Aber als die Arbeit beendet und die Gefallenen beerdigt waren, begleiteten bewaffnete Männer die Söldner weit hinaus ins offene Land und ließen sie dort frei. Es war schrecklich für einen Thrithingmann, sein Pferd zu verlieren, aber die überlebenden Söldner begriffen schnell, dass es besser war, zu Fuß zu gehen, als zu sterben.
    Damit waren endlich alle Toten begraben und die Raben um ihren Festschmaus betrogen.
    Feierliche Musik versuchte den rauhen Wind zu übertönen, und vielen Zuschauern kam die Erkenntnis, dass die Verteidiger des Sesuad’ra zwar einen unerwarteten und heldenhaften Sieg errungen, aber teuer dafür bezahlt hatten. Die Tatsache, dass sie nur einen winzigen Bruchteil der gegen sie aufgestellten Streitkräfte überwunden und schon jetzt die Hälfte ihrer Kämpfer verloren hatten, ließ ihnen den winterlichen Berggipfel noch kälter und verlassener erscheinen.
    Jemand fasste ihn von hinten am Arm. Simon fuhr herum, riss sich los und wollte schon zuschlagen.
    »He, Junge! Nicht so

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