Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
aus. Er schien tatsächlich beschwipst, musste Eolair überrascht feststellen. »Bei allen Göttern, mehr als ich Euch überhaupt sagen kann. Kommt hinüber zum Taig. Dort gibt es zu essen und zu trinken für Euch.«
»Wo ist Maegwin? Geht es ihr gut?«
Craobhan sah auf, der wässrige Blick plötzlich aufmerksam. »Sie lebt und ist glücklich«, erwiderte er. »Aber nun kommt. Kommt und seht selbst … wie gesagt. Ich kann es Euch nicht erklären.« Damit nahm er Eolairs Ellenbogen und zog ihn mit sich.
Eolair drehte sich zu den anderen um und winkte. »Isorn, Ule, kommt!« Er klopfte Craobhan auf die Schulter. »Können unsere Männer etwas zu essen bekommen?«
Craobhan winkte sorglos mit der dürren Hand. »Irgendwo schon. Ein paar von den Leuten aus der Stadt haben bestimmt noch Vorräte gehortet. Aber es gibt jetzt viel zu tun, Eolair, viel zu tun. Ich weiß gar nicht, wo wir anfangen sollen.«
»Aber sagt mir doch endlich, was geschehen ist! Haben die Sithi Skali verjagt?«
Craobhan antwortete nicht, sondern führte ihn zur großen Halle.
Unterwegs konnte der Graf kaum mehr als einen Blick auf die etwa zwanzig Sithi werfen, die oben auf dem Hügel zu sehen waren. Sie schienen von der Aufgabe, ihr Lager fertigzustellen, völlig in Anspruch genommen zu sein und blickten nicht einmal auf, als Eolair und die anderen vorübergingen. Aber selbst aus der Entfernung erkannte er, wie fremdartig sie waren, mit ihren merkwürdigen und doch anmutigen Bewegungen, ihrer heiteren Gelassenheit. Obwohl stellenweise mehrere Sithi zusammenarbeiteten, Männer und Frauen, hörte er nicht, dass sie miteinander sprachen. Sie widmeten sich ihrer Beschäftigung mit einer gleichmäßig geschmeidigen Zielstrebigkeit, die ihn, ohne dass er wusste, warum, ebenso beunruhigte wie ihre so andersartigen Gesichter und Bewegungen.
Als sie sich dem Taig näherten, wurden die Spuren der Besetzung durch Skali immer deutlicher. Die einst liebevoll gepflegten Gärten waren verwüstet, die gepflasterten Wege zerstört. Eolair verfluchte Scharfnase und seine Barbaren und fragte sich wieder, was aus den Eroberern geworden war.
Hinter den großen Türen des Taig sah es nicht besser aus. An den Wänden fehlten die Wandteppiche, Weihgegenstände waren aus den Nischen gestohlen worden und die Fußböden von unzähligen Stiefeln zerkratzt. Die Halle der Schnitzereien, in der König Lluth Hof gehalten hatte, war in etwas besserem Zustand – vermutlich, dachte Eolair, hatte sich Skali hier aufgehalten –, aber auch dort gab es Anzeichen, dass die Räuber aus dem Norden sich nicht übermäßig ehrerbietig benommen hatten. Die hohen, gewölbten Decken starrten von Pfeilen; die überall herunterhängenden Holzschnitzereien hatten für die vom Winter eingeschlossenen Krieger von Kaldskryke reizvolle Ziele abgegeben.
Craobhan, der keine Lust zum Reden hatte, ließ sie in der Halle Platz nehmen und machte sich auf die Suche nach Getränken.
»Was ist hier nur passiert, Eolair?«, fragte Isorn bedrückt. »Ich schäme mich, ein Rimmersmann zu sein, wenn ich sehe, was Skali und seine Halsabschneider dem Taig angetan haben.« Ule neben ihm spähte misstrauisch in alle Ecken der Halle, als ob sich dort noch Kaldskryker versteckt halten könnten.
»Es gibt nichts, für das Ihr Euch schämen müsstet«, antwortete Eolair. »Sie haben das nicht getan, weil es die Art von Rimmersmännern ist, sondern weil sie in einer schlimmen Zeit in einem fremden Land saßen. Hernystiri, Nabbanai oder Erkynländer hätten sich vermutlich nicht besser benommen.«
Isorn war nicht besänftigt. »Es ist unrecht. Wenn mein Vater sein Herzogtum wiederhat, werden wir uns darum kümmern, dass man diese Schäden beseitigt.«
Der Graf lächelte. »Wenn wir alle am Leben bleiben und uns nichts Übleres begegnet als das hier, dann will ich mit Freuden mein Haus in Nad Mullach Stein für Stein verkaufen, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Aber ich fürchte, dass dies hier nur ein kleiner Vorgeschmack ist.«
»Ihr werdet wohl leider recht haben.« Isorn runzelte die Stirn. »Gott weiß, was aus Elvritshalla geworden ist, seit man uns von dort vertrieb.«
Sie wurden von Craobhan unterbrochen, der mit unsicherem Gang hereingeschwankt kam, gefolgt von einer jungen Hernystiri. Sie trug vier große Humpen aus gehämmertem Silber, die mit dem springenden Hirsch des Königshauses verziert waren.
»Wir können ruhig die besten Stücke benutzen«, meinte der Alte mit schiefem Grinsen.
Weitere Kostenlose Bücher