Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Verbindung zu den Menschen, selbst den Hernystiri, abgebrochen. Vielleicht wäre es auch dabei geblieben, sogar um den Preis unserer Ehre«, fügte sie mit beiläufiger Offenherzigkeit hinzu, »aber die Ereignisse zwangen uns, zu begreifen, dass Hernystirs Krieg auch unser Krieg ist.« Sie richtete die leuchtenden Augen auf den Prinzen. »So wie er natürlich auch der Eure ist. Und darum werden wir, sobald Hernystir befreit ist, nach Naglimund reiten.«
»Das habt Ihr gesagt.« Josua blickte sich im Kreis um, wie um sichzu vergewissern, dass die anderen dasselbe gehört hatten wie er. »Aber Ihr habt uns keinen Grund genannt.«
»Es gibt viele Gründe. Weil es unserem Wald und unserem Land benachbart ist. Weil die Hikeda’ya südlich von Nakkiga keine Zuflucht mehr haben dürfen. Und wegen anderer Bedenken, auf die einzugehen mir nicht erlaubt ist.«
»Aber wenn die Gerüchte stimmen«, wandte Josua ein, »sind die Nornen sogar schon auf dem Hochhorst.«
Aditu legte den Kopf schief. »Ein paar von ihnen halten sich dort auf, zweifellos um der Abmachung zwischen Eurem Bruder und Ineluki Nachdruck zu verleihen. Aber Ihr müsst verstehen, Prinz Josua, dass es zwischen den Nornen und ihrem untoten Gebieter einen Unterschied gibt, so wie zwischen Eurer Burg und der Eures Bruders. Ineluki und seine Rote Hand können Asu’a – das Ihr den Hochhorst nennt – nicht betreten. Darum ist es die Aufgabe der Zida’ya, dafür zu sorgen, dass sie sich auch nicht in Naglimund oder einem anderen Ort südlich der Frostmark festsetzen können.«
»Warum kann der … warum kann er den Hochhorst nicht betreten?«, fragte Simon.
»Das habt Ihr dem Thronräuber Fingil und den anderen sterblichen Königen, die Asu’a besessen haben, zu verdanken«, erklärte Aditu. »Als sie sahen, was Ineluki in den letzten Augenblicken seines Lebens getan hatte, waren sie zutiefst erschüttert. Sie hatten nicht geahnt, dass ein Einzelner, auch wenn es ein Sitha war, über solche Macht verfügen konnte. Darum ließen sie über jede Handbreit Boden und die gesamte Mauer Gebete und Zauber sprechen, ehe sie sich dort niederließen. Und als man es wieder aufbaute, wiederholte man diesen Vorgang unzählige Male, bis Asu’a so von schützendem Zauber umgeben war, dass Ineluki bis ans Ende aller Zeiten – dann, wenn es nicht mehr darauf ankommt – nie mehr dorthin zurückkehren kann.« Ihre Züge spannten sich. »Aber trotzdem ist er unglaublich stark. Er kann seine lebendigen Diener aussenden, und sie werden ihm helfen, Euren Bruder und durch ihn die Menschheit zu beherrschen.«
»Und Ihr glaubt, das ist sein Plan?«, fragte Geloë. »Dachte Amerasu das auch?«
»Wir werden es nie mit Sicherheit wissen. Wie Simon Euch gewiss berichtet hat, starb sie, bevor sie die Früchte ihres Nachdenkens mit uns teilen konnte. Einer der Roten Hand wurde nach Jao é-Tinukai’i geschickt, um dem Jäger der Nornenkönigin zu helfen, sie zum Schweigen zu bringen – eine Tat, die selbst Utuk’ku und den Untoten in den Tiefen von Nakkiga erschöpft haben muss und darum viel darüber aussagt, wie sehr sie die Weisheit von Erster Großmutter fürchteten.« Sie kreuzte kurz die Hände über der Brust und betupfte sich mit dem Finger die Augen. »Darum kamen die Häuser der Verbannung in Jao é-Tinukai’i zusammen, um zu erörtern, was geschehen war. Dass Ineluki vorhat, Euren Bruder zu benutzen, um durch ihn über die Menschen zu herrschen, schien allen versammelten Zida’ya das Wahrscheinlichste.« Aditu beugte sich über das Kohlenbecken und zog einen Stock heraus, der an einem Ende schon schwelte. Sie hielt ihn vor ihr Gesicht, das die Glut purpurn färbte. »Ineluki ist in gewisser Weise am Leben, aber er kann in dieser Welt nie mehr körperlich existieren und hat an dem Ort, den er am meisten begehrt, keine unmittelbare Macht.« Sie sah sich in der Runde um und teilte mit allen nacheinander ihren goldenen Blick. »Aber er wird sein Möglichstes tun, um die Menschen, die Emporkömmlinge, unter seine Faust zu zwingen. Und wenn er dabei zugleich seine Familie und seinen Stamm demütigen kann, wird er gewiss nicht darauf verzichten.« Sie gab einen Laut von sich, der fast wie ein Seufzer klang, und warf das Holz zurück auf die Kohlen. »Vielleicht ist es ein Glück, dass die meisten Helden, die für ihr Volk sterben, nicht zurückkehren und sehen können, was dieses Volk mit dem so teuer erkauften Leben in Freiheit anfängt.«
Eine Pause entstand. Schließlich
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