Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
brach Josua das Schweigen.
    »Hat Simon Euch gesagt, dass wir unsere Gefallenen hier auf dem Sesuad’ra begraben haben?«
    Aditu nickte. »Der Tod ist uns nicht fremd, Prinz Josua. Wir sind unsterblich, ja, aber nur in dem Sinne, dass wir nicht sterben, solange wir es selbst nicht wollen – oder solange es kein anderer will. Vielleicht beschäftigen wir uns gerade deshalb so viel mit dem Sterben. Nur weil unser Leben im Vergleich zu Eurem lang währt, heißt das nicht, dass es uns leichter fällt, es aufzugeben.« Ein langsames, gemessenesLächeln umspielte ihre Lippen. »Ja, der Tod ist uns vertraut. Euer Volk hat sich tapfer verteidigt. Es ist keine Schande für uns, diesen Ort mit den Gefallenen zu teilen.«
    »Dann möchte ich Euch noch etwas anderes zeigen.« Josua erhob sich und streckte der Sitha die Hand entgegen. Vara, die es genau beobachtete, sah wenig erfreut aus. Aditu stand auf und folgte dem Prinzen zum Zelteingang.
    »Wir haben meinen Freund – meinen liebsten Freund – im Garten hinter dem Abschiedshaus begraben«, erklärte der Prinz. »Simon, würdet Ihr uns begleiten?« Er fügte hastig hinzu: »Und Ihr natürlich auch, Geloë und Strangyeard, wenn Ihr mögt.«
    »Ich werde hierbleiben und mich eine Weile mit Vara unterhalten«, antwortete die weise Frau. »Aditu, ich würde sehr gern später noch mit Euch sprechen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich glaube, ich komme mit«, bemerkte Strangyeard beinahe entschuldigend. »Es ist so schön dort.«
    »Sesu’d’asu ist ein trauriger Ort geworden«, sagte Aditu. »Einst war es wunderschön.«
    Sie standen vor der breiten Mauer des Abschiedshauses. Die verwitterten Steine glänzten stumpf im Sonnenlicht.
    »Ich finde es immer noch schön«, meinte Strangyeard schüchtern.
    »Ich auch«, fiel Simon ein. »Es ist wie eine alte Frau, deren Antlitz man immer noch ansieht, dass sie einmal ein hübsches Mädchen war.«
    Aditu grinste. »Mein Seoman«, sagte sie, »die Zeit, die du bei uns verbracht hast, hat dich zum halben Zida’ya gemacht. Bald wirst du Gedichte verfassen und sie dem Wind zuflüstern, wenn er an dir vorüberweht.«
    Sie gingen durch die Halle und in den zerstörten Garten. Dort hatte man einen Steinhügel über Deornoths Grab aufgeschichtet. Aditu blieb schweigend davor stehen und legte die Hand auf den obersten Stein. »Es ist ein guter, ruhiger Ort.« Ihr Blick entfernte sich, als sähe sie andere Orte und Zeiten. »Von allen Liedern, die wirZida’ya singen«, murmelte sie, »sind uns die am liebsten, die vom Verlorenen künden.«
    »Vielleicht deshalb, weil man erst dann weiß, was etwas wirklich wert ist, wenn man es verloren hat«, erwiderte Josua mit gesenktem Kopf. Das Gras zwischen den zerbrochenen Pflastersteinen wogte im Wind.
    Merkwürdigerweise war es von allen Bewohnern des Sesuad’ra ausgerechnet Vara, die sich am schnellsten mit Aditu anfreundete, soweit eine Sterbliche wirklich die Freundin einer Unsterblichen sein kann. Selbst Simon, der unter ihnen gelebt und einen von ihnen gerettet hatte, war keineswegs sicher, dass sie ihn als Freund betrachteten.
    Trotz ihrer anfänglichen Kühle schien etwas in Aditus fremdartigem Wesen Vara anzuziehen, vielleicht die bloße Tatsache, dass die Sitha wirklich eine Fremde war, die einzige ihrer Art an diesem Ort, so wie Vara es selbst in Naglimund gewesen war. Aber ganz gleich, was Vara an ihr gefiel, Josuas Gemahlin nahm Aditu freundlich auf und suchte sogar ihre Gesellschaft. Auch die Sitha schien gern in ihrer Nähe zu sein. Wenn sie sich nicht bei Simon oder Geloë aufhielt, ging sie mit der Thrithingfrau zwischen den Zelten spazieren oder saß an ihrem Bett, wenn Vara sich nicht wohlfühlte oder müde war. Herzogin Gutrun, Varas übliche Gefährtin, gab sich große Mühe, der erstaunlichen Besucherin liebenswürdig zu begegnen, aber etwas in ihrem ädonitischen Herzen verbot ihr, sich der Sitha unbefangen zu nähern. Während Vara und Aditu miteinander schwatzten und lachten, beobachtete Gutrun die Sitha wie ein gefährliches Tier, das angeblich handzahm sein sollte.
    Aditu ihrerseits schien eigentümlich fasziniert von dem Kind, das Vara erwartete. Den Zida’ya wurden nur wenige Kinder geboren, vor allem in letzter Zeit, vertraute sie Vara an. Das Jüngste war vor über einem Jahrhundert zur Welt gekommen und längst ebenso erwachsen wie die ältesten unter den Kindern der Morgenröte. Aditu interessierte sich auch für Leleth, obwohl das kleine Mädchen bei ihr nicht

Weitere Kostenlose Bücher