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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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die sie vor so langer Zeit in Gang gesetzt hatte, der Ereignisse, die sie über tausend mal tausend sonnenlose Tage lang ersonnen und sorgfältig gelenkt hatte, waren seltsame und beunruhigende Veränderungen aufgetreten. Die ersten Veränderungen hatten ihrem Gewebe einen kleinen Riss zugefügt. Natürlich konnte man den Schaden beheben – Utuk’kusNetz war stark, und mehr als nur ein paar Fäden mussten zerstört werden, bevor ihr so lange geplanter Triumph bedroht war –, aber ihn auszubessern erforderte Mühe, Sorgfalt und die diamantharte Konzentration, über die nur die Älteste von allen verfügte.
    Langsam drehte sich die Silbermaske und schimmerte im matten Licht wie der zwischen Wolken hervortretende Mond. Drei Gestalten erschienen im Tor von Yakh Huyeru. Die vorderste kniete nieder und legte die Handrücken über die Augen. Ihre beiden Begleiter folgten dem Beispiel.
    Während Utuk’ku sie musterte und an die Aufgabe dachte, die sie ihnen übertragen wollte, bedauerte sie einen Moment lang den Verlust von Ingen Jegger – aber es war nur ein sehr kurzer Moment. Utuk’ku Seyt-Hamakha war die Letzte der Gartengeborenen. Sie hatte ihre Artgenossen nicht deshalb um viele Jahrhunderte überlebt, weil sie Zeit auf unnütze Gefühle verschwendete. Jegger war eifrig und von blinder Treue gewesen wie ein Jagdhund, und er hatte die – für Utuk’kus Zwecke – besonders nützlichen Vorzüge seiner Menschennatur besessen. Trotzdem war er ihr nur ein Werkzeug gewesen, etwas, das man verwendete und dann fortwarf. Er hatte getan, was sie von ihm erwartet hatte. Für andere Arbeiten würde es andere Diener geben.
    Die vor ihr knienden Nornen, zwei Frauen und ein Mann, erhoben und verneigten sich. Sie blickten auf, als erwachten sie aus einem Traum. Die Wünsche ihrer Gebieterin hatten sich in sie ergossen wie saure Milch aus einem Krug. Utuk’ku entließ sie mit einer spröden Geste ihrer Hand. Die drei machten kehrt und verschwanden so geschmeidig, rasch und lautlos wie Schatten, die der Morgendämmerung weichen.
    Als sie fort waren, blieb Utuk’ku noch lange schweigend vor dem Wasserfall stehen und lauschte dem geisterhaften Echo. Dann endlich wandte sich die Nornenkönigin ab und schritt ohne Eile hinüber in die Kammer der Atmenden Harfe.
    Als sie ihren Sitz neben dem Brunnen einnahm, schwoll der Gesang aus den Tiefen von Sturmspitze an. Die Lichtlosen hießen sie auf ihre unergründliche, unmenschliche Weise auf dem froststarren Thron willkommen. Bis auf Utuk’ku war die Kammer der Harfe leer,obwohl ein einziger Gedanke, eine winzige Handbewegung der Königin sie mit einem Dickicht starrender Speere in bleichen Händen erfüllt hätte.
    Utuk’ku legte die langen Finger an ihre Schläfen und starrte in die sich ständig wandelnde Dampfsäule über dem Brunnen. Die unbestimmten, schwebenden Umrisse der Harfe schimmerten scharlachrot, gelb und violett. Inelukis Gegenwart war nur gedämpft zu spüren. Längst hatte er sich in sich selbst zurückgezogen, um mit Hilfe der geheimnisvollen Quelle, die ihn nährte, wie Luft eine Kerzenflamme speist, Kräfte zu sammeln. Er bereitete sich auf die große Prüfung vor, die nun bald kommen würde.
    Obwohl es in gewisser Weise eine Erleichterung bedeutete, frei von seinen brennenden, zornigen Gedanken zu sein – Gedanken, die selbst Utuk’ku oft nur als Wolken von Hass und Sehnsucht wahrnehmen konnte –, pressten sich die schmalen Lippen der Nornenkönigin hinter der glänzenden Maske doch zu einer dünnen, unzufriedenen Linie zusammen. Was sie in der Traumwelt gesehen hatte, beunruhigte sie. Auch wenn ihre Ränke zu greifen begonnen hatten, war Utuk’ku nicht völlig zufrieden. Nicht ungern hätte sie ihre Bedenken mit dem Wesen geteilt, dessen Brennpunkt im Herzen des Brunnens lag, aber es sollte nicht sein. Der größte Teil Inelukis würde nun nicht mehr an diesem Ort weilen, bis zu den letzten Tagen, wenn der Erobererstern hoch am Himmel stand.
    Plötzlich wurden Utuk’kus farblose Augen schmal. Irgendwo an den Rändern des großen Gewebes aus Macht und Traum, das den Brunnen erfüllte, hatte sich wieder etwas auf unerwartete Weise bewegt. Die Nornenkönigin richtete den Blick nach innen, reckte ihren Geist in die Ferne und tastete sich an den Fäden ihres sorgsam ausgewogenen Netzes, den unzähligen Strängen geheimer Absichten, Berechnungen und Schicksalen, entlang. Da war es – ein neuer Riss in ihrer ausgeklügelten Arbeit.
    Ein Seufzer, hauchleise wie

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