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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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der Traumstraße. Doch woher es kam, darüber kann man nur Vermutungen ausdenken. Und selbst das Vermuten ist nicht gut bei Nacht und Dunkelheit.« Er stand auf. »Schlaf wohl, Freund Simon.«
    »Gute Nacht, Binabik.« Er hörte, wie der Troll das Zelt verließ und nach Qantaqa pfiff. Dann blieb er lange still liegen und zählte zweihundert Herzschläge ab, bevor er unter den schützenden Mänteln hervorkroch und sich auf die Suche nach Jirikis Spiegel begab.
    Er fand ihn in den Satteltaschen, die Binabik Heimfinder abgenommen hatte. Darin steckte auch der Weiße Pfeil. Außerdem entdeckte er einen schweren, verschnürten Beutel, mit dem er zunächst nichts anzufangen wusste. Er wog ihn in der Hand und versuchte vergeblich, die Verschlussschnur aufzuknoten. Plötzlich fiel es ihm wieder ein: Aditu hatte ihm den Beutel beim Abschied gegeben und erklärt, Amerasu schicke ihn Josua. Neugierig überlegte Simon einen Moment, ob er den Beutel mitnehmen und an einem ungestörten Ort öffnen sollte, aber er stand unter Zeitdruck. Vielleicht kam Binabik früher als erwartet zurück, und es war besser, wenn er Simon schalt, weil er weggegangen war, als dass er ihn von seinem Vorhaben abhielt. Unwillig schob er den Beutel wieder in die Satteltasche. Später . Und danach würde er alles, wie versprochen, dem Prinzen übergeben.
    Jetzt wühlte er nur noch das Säckchen mit seinen Feuersteinen hervor und glitt dann aus dem Zelt in die kalte Nacht hinein.
    Nur wenig Mondlicht sickerte durch die Wolken, aber es reichte aus, ihm den Weg zum Gipfel zu zeigen. Ein paar dunkle Gestaltenliefen noch in der Zeltstadt herum und erfüllten unbekannte Aufgaben, aber niemand rief Simon an. Bald schon hatte er Neu-Gadrinsett hinter sich gelassen und die Ruinen in der Mitte des Sesuad’ra erreicht.
    Die Sternwarte war verlassen. Simon tastete sich durch die Schatten des Innenraums, bis er die Reste von Geloës Feuer fand. Die Asche war noch warm. Er schob ein paar Holzstückchen hinein, die neben der Glut lagen, und bestreute sie mit einer Handvoll Sägespäne aus seinem Säckchen. Mit dem Feuerstein schlug er auf die stumpfe Kante seines Eisens, bis es ihm endlich gelang, einen Funken aufzufangen. Dieser erlosch, ehe Simon ihn zu voller Stärke anfachen konnte. Leise fluchend wiederholte er den mühsamen Vorgang. Endlich gelang es ihm, ein kleines Feuer in Gang zu bringen.
    Der geschnitzte Rahmen von Jirikis Spiegel fühlte sich warm an, aber als er die Spiegelfläche selbst gegen die Wange hielt, war sie kalt wie Eis. Er hauchte sie an, wie er den schwer errungenen Funken angehaucht hatte, und hielt dann den Spiegel vor sein Gesicht.
    Seine Narbe hatte etwas von ihrer zornigen Flamme verloren. Sie war zu einem rotweißen Strich geworden, der sich vom Auge über die Wange zum Kinn hinabzog. Sie gab ihm, fand er, ein sehr soldatisches Aussehen – das Aussehen eines Mannes, der für das gekämpft hat, was gerecht und ehrenvoll ist. Auch die schneeweiße Strähne in seinem Haar schien ihm einen Anflug von Reife zu verleihen. Sein Bart, den mit den Fingern aufzubauschen er sich bei seinem Blick in den Spiegel nicht enthalten konnte, ließ ihn, wenn schon nicht wie einen Ritter, so doch mehr nach einem jungen Mann als nach einem Knaben aussehen. Was Miriamel wohl denken würde, wenn sie ihn so wiedersah?
    Vielleicht werde ich es bald wissen.
    Er hielt den Spiegel ein wenig schräg, sodass das Licht des Feuers nur eine Hälfte seines Gesichtes traf und den Rest in rotgetöntem Schatten ließ. Sorgfältig überdachte er, was Geloë über die Sternwarte erzählt hatte: dass sie nämlich einst eine Stätte gewesen war, an der die Sithi einander über große Entfernungen Nachrichten sandten. Er versuchte, sich in das hohe Alter und die Stille des Ortes einzuhüllen wie in einen Mantel. Schon einmal hatte er ungewolltMiriamel in diesem Spiegel gefunden. Warum also nicht auch heute, von einem so mächtigen Ausgangspunkt aus?
    Während er sein halbiertes Spiegelbild anstarrte, schien der Feuerschein sich zu verändern. Aus dem Flackern wurde ein sanftes Wogen, das sich zu einem regelmäßigen Puls aus scharlachrotem Licht verlangsamte. Das Gesicht im Spiegel löste sich in rauchiges Grau auf. Als er fühlte, wie er darin versank, blieb ihm noch Zeit für einen kurzen, triumphierenden Gedanken.
    Und niemand wollte mir das Zaubern beibringen!
    Dann war der Spiegelrahmen verschwunden. Rundum gab es nur noch Grau. Nach allem, was er an diesem Tag bereits

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