Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
schwachen Kontakt zu verlieren. Wer sie auch war, sie schien endlich gemerkt zu haben, dass er da war. Aber das Ding, das ihn in seinen Klauen hielt, zögerte nicht länger. Ein schwarzer Schatten legte sich auf ihn und durchdrang ihn, erstickte Licht und Gedanken …
Seoman? Plötzlich war noch jemand bei ihm – nicht das zögernde weibliche Wesen und auch nicht das dunkle, tödliche andere. Komm zu mir, Seoman! Er wurde gerufen. Komm!
Wärme berührte ihn. Der eisige Griff des anderen hielt ihn einen Moment lang noch fester und ließ dann los – nicht etwa besiegt, so entnahm er den zurückweichenden Gedanken, sondern gelangweilt und unwillig, sich mit Kleinigkeiten abzugeben, wie eine Katze das Interesse an einer Maus verliert, die sich unter einem Stein versteckt. Das Grau kehrte zurück, noch immer ohne Gestalt und Richtung, um plötzlich im Wirbel von Wolken im Wind ein Gesicht zu formen, feinknochig und mit Augen wie flüssiges Gold.
»Jiriki!«
»Seoman«, antwortete der andere und machte ein besorgtes Gesicht. »Bist du in Gefahr? Brauchst du Hilfe?«
»Ich glaube, ich bin jetzt wieder in Sicherheit. « Tatsächlich schien die lauernde Gegenwart verschwunden. »Was war das für ein entsetzliches Wesen?«
»Ich bin nicht sicher, was es war, das dich gepackt hielt, aber falls es nicht aus Nakkiga kam, gibt es noch mehr Böses auf der Welt, als wir bisher vermutet haben.« Trotz der eigentümlichen Zusammenhanglosigkeit der Traumbilder konnte Simon sehen, dass der Sitha ihn aufmerksam musterte. »Willst du damit sagen, dass du mich ohne Grund gerufen hast?«
»Ich wollte Euch gar nicht rufen«, gestand Simon, jetzt, nachdem das Schlimmste vorbei war, mit einiger Beschämung. »Ich suchte Miriamel, die Tochter des Königs, von der ich Euch erzählt habe.«
»Ganz allein, auf der Straße der Träume?« Unter dem Zorn lag eine gewisse kühle Belustigung. »Törichtes Menschenkind! Wenn ich nicht gerade geruht hätte und darum in deiner Nähe gewesen wäre – in Gedanken, meine ich –, dann weiß nur der Hain, was aus dir geworden wäre.« Nach einer kleinen Weile wurde das Gefühl, das von ihm ausging, wärmer. »Trotzdem freue ich mich, dass es dir gutgeht.«
»Und ich bin glücklich, Euch zu sehen.« Das stimmte. Simon merkte erst jetzt, wie sehr er Jirikis ruhige Stimme vermisst hatte. »Wir sind auf dem Stein des Abschieds – Sesuad’ra. Elias hat Truppen zu uns geschickt. Könnt Ihr uns helfen?«
Die kantigen Züge des Sitha nahmen einen grimmigen Ausdruck an. »Jedenfalls nicht in nächster Zeit, Seoman. Du musst für deine eigene Sicherheit sorgen. Mein Vater Shima’onari liegt im Sterben.«
»Das … das tut mir leid.«
»Als er den Hund Niku’a erschlug, das gewaltigste Tier, das in den Zwingern von Nakkiga je geboren wurde, holte er sich selbst die Todeswunde. Es ist ein weiterer Knoten im allzu langen Strang – eine weitere Blutschuld Utuk’kus und …«, er zögerte, »… des anderen. Immerhin, die Häuser sammeln sich. Wenn mein Vater am Ende zum Hain gebracht worden ist, reiten die Zida’ya wieder in die Schlacht.« Nach dem Aufblitzen des Zorns vorhin hatte der Sitha zu seinem gewöhnlichen Gleichmut zurückgefunden, aber Simon glaubte, darunter Gefühle von Anspannung und Erregung zu erkennen.
Das gab ihm Hoffnung. »Wollt Ihr Euch nicht Josua anschließen? Mit uns kämpfen?«
Jiriki krauste die Stirn. »Ich kann es nicht sagen, Seoman, und ich möchte auch keine leeren Versprechungen machen. Wenn es nach mir geht, dann ja. Zida’ya und Sudhoda’ya sollen ein letztes Mal gemeinsam streiten. Aber es sind viele, die sprechen werden, wenn auch ich spreche, und viele werden eigene Ansichten darüber haben. Viele Hundert Male haben wir das Jahr-Ende getanzt, seit alle Häuser zum Kriegsrat zusammengekommen sind. Schau!«
Jirikis Gesicht schimmerte und verblasste. Für kurze Zeit blickteSimon auf eine wolkige Szene, einen gewaltigen Ring silberblättriger Bäume, die aufragten wie hohe Türme. Zu ihren Füßen lagerte ein großes Sithiheer, Hunderte von Unsterblichen in bizarren Rüstungen unterschiedlichster Formen und Farben. Im Licht der Sonnenstrahlen, das durch die Bäume fiel, glitzerten sie und funkelten.
»Schau. Angehörige aller Häuser haben sich in Jao é-Tinukai’i versammelt. Cheka’iso Bernsteinlocke ist dort und mit ihm Zinjadu, Meisterin der Überlieferungen aus dem versunkenen Kementari, und Yizashi Grauspeer. Selbst Kuroyi, der lange Reiter, ist
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