Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
erschienen, der das Haus der Tanzenden Jahre seit den Tagen von Shi’iki und Senditu nicht mehr besucht hat. Die Verbannten sind zurückgekehrt, und wir werden als ein Volk kämpfen, wie wir es nicht mehr getan haben, seit Asu’a fiel. Amerasus Tod und das Opfer meines Vaters sollen nicht umsonst gewesen sein.«
Die Erscheinung des Heers in seinen Rüstungen verschwand, und vor Simon stand wieder Jirikis Gesicht. »Leider habe ich nur wenig Einfluss auf diese Versammlung der Mächtigen«, erklärte der Elbenprinz, »und wir Zida’ya haben viele Verpflichtungen. Ich kann nicht versprechen, dass wir kommen werden, Seoman, aber ich werde mein Bestes tun, meinen eigenen Pflichten dir gegenüber gerecht zu werden. Wenn deine Not groß ist, ruf mich. Du weißt, dass ich tun werde, was in meinen Kräften steht.«
»Ich weiß, Jiriki.« Simon hatte das Gefühl, dem Sitha noch viel mehr erzählen zu müssen, aber in seinem Kopf drehte sich alles. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
Endlich lächelte Jiriki. » Wie ich schon einmal gesagt habe, Menschenkind – eine sehr unmagische Weisheit verrät mir, dass wir einander noch begegnen werden. Sei tapfer.«
»Ich will es versuchen.«
Das Gesicht des Sitha wurde ernst. »Jetzt geh bitte. Wie du selbst herausgefunden hast, sind die Zeugen und die Traumstraße nicht länger zuverlässig. Sie sind voller Gefahren. Ich bezweifle auch, dass hier Gesprochenes vor lauschenden Ohren sicher ist. Dass die Häuser sich versammeln, ist kein Geheimnis, wohl aber sind es die Pläne der Zida’ya. Halte dich von diesen Gefilden fern, Seoman. «
»Aber ich muss Miriamel finden«, beharrte Simon.
»Ich fürchte, du wirst nichts als Unheil finden. Gib es auf. Übrigens ist esgut möglich, dass sie sich vor etwas verbirgt, das sie vielleicht erst finden kann, wenn du ihm unwissentlich den Weg weist.«
Schuldbewusst dachte Simon an Amerasu, begriff aber, dass ihn Jiriki nur warnen wollte. »Wenn Ihr meint«, räumte er ein. Dann war eben alles umsonst gewesen.
»Gut.« Die Augen des Sitha wurden schmal, und Simon merkte, dass er zu verblassen begann. Plötzlich fiel ihm etwas ein.
»Aber ich weiß nicht, wie ich zurückkommen soll!«
»Ich helfe dir. Leb wohl für jetzt, mein Hikka Staja.«
Jirikis Züge verschwammen und verflüchtigten sich. Nur schimmerndes Grau blieb zurück. Als selbst diese Leere sich aufzulösen begann, spürte Simon erneut den Hauch einer Berührung, die weibliche Erscheinung, nach der er im Augenblick der Angst gegriffen hatte. War sie die ganze Zeit bei ihnen gewesen? Eine Spionin wie die, vor denen Jiriki ihn gewarnt hatte? Oder doch Miriamel, noch immer von ihm getrennt, aber doch im Bewusstsein seiner Nähe? Wer war es?
Als er, vor Kälte zitternd, unter der geborstenen Kuppel der Sternwarte wieder zu sich kam, fragte er sich, ob er es je erfahren würde.
6
Das Grab im Meer
iriamel war in der kleinen Kabine so viele Male auf und ab gewandert, dass sie fast fühlen konnte, wie sich unter ihren dünnen Schuhen der Dielenboden abtrat.
Sie hatte sich selbst bis zum Äußersten aufgestachelt, war bereit gewesen, dem Grafen im Schlaf die Kehle durchzuschneiden. Nun hatte sie auf Gan Itais Anweisung den gestohlenen Dolch versteckt und wartete, ohne zu wissen, auf was. Sie zitterte am ganzen Körper, nicht mehr nur vor Zorn und ohnmächtiger Wut – auch die nagende Furcht, die sie mit der Vorstellung, es würde ja alles schnell vorbei sein, zurückgedrängt hatte, war wieder da. Wie lange konnte es noch dauern, bis Aspitis merkte, dass man ihm sein Messer entwendet hatte? Und würde es auch nur einen Augenblick dauern, bis er Verdacht gegen die offensichtlich Schuldige schöpfte? Dieses Mal würde er auf der Hut und auf alles gefasst sein, wenn er zu ihr kam. Anstelle der Fesseln, die Scham und Gesellschaft ihr auferlegten, würde sie bei ihrer bevorstehenden Hochzeit Eisenketten tragen.
Im Hin- und Hergehen betete sie zur gesegneten Elysia und zu Usires um Hilfe, freilich in der beiläufigen Art, in der man sich an betagte Verwandte wendet, die längst taub und stumpfsinnig geworden sind. Sie war sich ziemlich sicher, dass alles, was ihr auf diesem Schiff widerfuhr, für einen Gott, der von vornherein zuließ, dass sie in solches Elend geriet, kaum von Interesse war.
Zweimal hatte sie einen Fehler gemacht. Nach einer Kindheit im Kreise von Schmeichlern und Lakaien war sie überzeugt gewesen, der einzige Weg zu einem lebenswerten Leben bestehe
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