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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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der Sie in Wirklichkeit nur tiefer in den Abgrund geführt hätte. Sie bestanden die Probe beim ersten Mal, so wie ich es nach allem, was ich von Ihnen gehört hatte, und dann nach allem, was ich vor mir sah, nicht anders erwartet hatte. Nun will ich Sie mit meinem Kollegen, Mr. Silchester, bekannt machen. Er hat vielleicht, so wie gerade eben, oft Rollen zu spielen, die eher wie Nebenrollen wirken. Doch das heißt nicht, daß sie nicht von entscheidender Bedeutung für das Stück sind. Und sie haben den Vorteil, daß er von seiner Position aus oft den größten Teil des Spielfelds überblickt.«
    Mr. Milium wandte sich um und streckte mir die Hand entgegen. Keine Frage, sein Gesicht war gezeichnet. Aber es war, wenn ich mir diese launige, aber doch zutreffende Formulierung gestatten darf, auf die richtige Weise gezeichnet. Auf den ersten Blick sah ich, daß es kein starkes Gesicht war. Doch das bedeutete für mich eher Erleichterung, als wenn es anders gewesen wäre – meine eigenen, nicht allzu markanten Konturen müssen schließlich stets, wenn man so sagen darf, ihr Leben im Schatten von Mr. M.s messerscharfem Profil fristen. Mr. Milium war ein Mann mittleren Alters, und die Jahre hatten ihn schon ein wenig gezeichnet. Doch alles in allem hatte er dem Ansturm wacker standgehalten und eine angenehme, wenn auch nicht gerade stahlharte Festigung erfahren. Ich war ihm also gewogen. Natürlich ist es ein ziemlicher Schock, wenn man so unvermittelt eine Hand schütteln soll, an der, wie die Romanciers zu sagen pflegen, Blut klebt. Doch ich ergriff sie, denn hatte man mich nicht eben erst noch einen Kollegen genannt? Und es war für mich keine Frage, daß, wenn mein Partner keinerlei Widerwillen zeigte und offenbar auch keinen verspürte, ich es ebensowenig zu tun brauchte. So reichten wir uns denn die Hände, und der feste Griff, den ich empfing, verstärkte meine Gewißheit noch. Der taktile Sinn ist, wie ich, so hoffe ich, am Anfang dieses Berichtes klar gemacht habe, etwas ausgesprochen Aufschlußreiches.
    Kaum hatten wir wieder Platz genommen, als zu unserer Versammlung eine vierte Person hinzutrat – Jane. Jegliches Gefühl von Störung wich angesichts ihrer Ankündigung:
    »Die Köchin wünscht einen guten Morgen und läßt fragen, ob die drei Herren zu einem kleinen Mittagessen im Garten bleiben möchten? Sie würde Ihnen mit Freuden etwas zubereiten, wenn Sie es wünschen.«
    Mr. M. verbeugte sich elegant in seinem Konsulsessel und nahm für uns an. Als sie sich nach erfolgreicher Erledigung ihrer Besorgung wieder zu jener Autorität zurückgezogen hatte, von der sie geschickt worden war, meinte Mr. M.:
    »Das trifft sich ausgezeichnet. So haben wir viel Zeit zur Verfügung. Wir werden sie brauchen. Also, Mr. Milium, ich denke, daß wir, wie gesagt, das >Wie< geklärt haben. Aber ich wiederhole noch einmal, daß ich das >Warum< nicht kenne. Und solange ich das nicht erfahre, hat die ganze Angelegenheit außer in juristischer Hinsicht keinerlei Bedeutung; und diese hatten wir ja beschlossen, zugunsten der eigentlichen zu vernachlässigen. Weder hier noch sonst irgendwo kann das >Wie< uns etwas über das wirkliche Geheimnis verraten; das wirkliche Geheimnis, ohne das wir niemals erfahren werden, was wir sind und wo wir stehen, ist das Geheimnis des Motivs. Wollen Sie uns das anvertrauen? Denn bevor wir das nicht wissen, können wir drei« – es war nett von ihm, mich in der Mannschaft zu behalten – »können wir drei niemals erkennen, was zu tun ist und wie wir diese Angelegenheit zu einem wirklichen Ende führen können. Denn ich bin ganz Ihrer Meinung, Mr. Milium, daß, auch wenn wir uns einig sind, daß es zu nichts führt, dieser Angelegenheit den falschen Schluß aufzustülpen, den die Gerichtsbarkeit zu bieten hat, wir den Schluß dennoch nicht offen lassen können. Wir müssen uns alle Mühe geben, den wirklichen Abschluß zu finden. Und so möchte ich hinzufügen, wenn wir ihn gefunden haben, werden wir nicht nur mehr darüber wissen, warum dies alles geschah; wir werden, sollten wir diesen Wunsch hegen, auch etwas mehr darüber wissen, warum wir alle uns so verhalten, wie wir uns verhalten, und wie wir zu dem werden, was wir sind.«
    Der andere nickte nur, bot mir seinen Stuhl an, und indem er sich zu Füßen des Platzes niedersetzte, von dem aus Mr. M. den Vorsitz führte, hob er an. Er sprach mit ruhiger Stimme, seine Gedanken so klar und ordentlich wie bei einem guten Zeugen, der sich darangibt,

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