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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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balzt?«, knurrte Giselbert zu Ekkehart. Er hatte dem Verletzten, dem die Diener nach dem Aufwachen vor dem Zelt einen bequemen Lagerplatz eingerichtet hatten, ein paar Stücke Fleisch und Wein von der Tafel gebracht. Niemand von den anderen konnte sie hören.
    »Und statt etwas dagegen zu unternehmen, gibt Otto ihr auch noch Recht darin, sich überall einzumischen. Randolf würde Gift und Galle speien«, schäumte Giselbert weiter
    »Nur gut für ihn, dass er weit weg ist. Otto verübelt ihm immer noch, dass er ihn gegen Hedwig misstrauisch gemacht hat«, meinte Ekkehart, während er vorsichtig versuchte, sich zu bewegen, was einen brennenden Schmerz in seiner Brust verursachte.
    »Es heißt, Otto habe einige Kniefälle machen müssen, bis er wieder sein Recht im markgräflichen Bett einfordern konnte«, zischte Giselbert. »Eine Schande! Es gehört sich nicht für einen Mann, das Weib um etwas zu bitten, was ihm von Rechts wegen zusteht. Und es gehört sich nicht für ein Weib, sich in Männergeschäfte einzumischen. Das ist widernatürlich.«
    »Heidnischer Weiberzauber. Irgendwie schafft sie es, ihn im Bett zu verhexen …«
    »… damit er sie gewähren lässt, anstatt sie ordentlich zu verprügeln und in die Kammer zu sperren«, brachte der Feiste den Satz zu Ende.
    »Jetzt, wo sie schwanger ist, wird er sie auf Händen tragen und mit Geschenken überhäufen. Also sei lieber vorsichtig«, warnte Ekkehart leise.
    Ein triumphierender Ausdruck zog über Giselberts Gesicht. »Sie wird fett und unförmig werden und bald das Lager nicht mehr mit ihm teilen können. Otto ist ein feuriger Hengst – vielleicht ist das die Gelegenheit, ihm einmal eine Stute zuzuführen, die ihn länger zu fesseln vermag als letztens diese Gans.«
    Er grinste böse. »Das wird Randolf gefallen. Wir sollten das sofort mit ihm bereden, wenn wir wieder auf dem Burgberg sind!«
     
    »Lass uns gleich morgen früh abreisen«, bat Hedwig den Markgrafen.
    Der griff nach ihrer Hand. »Wie du wünschst. So einer Bestie ins Auge sehen zu müssen ist wirklich nichts für eine Dame – und schon gar nicht in deinem Zustand«, meinte Otto tröstend. »Und außerdem gibt es jetzt jede Menge für mich zu tun …«
    »Christiansdorf wird bald nicht mehr wiederzuerkennen sein«, meinte Hedwig und ließ ihren Blick über den noch winzigen, entlegenen Weiler schweifen.
    Ottos Gesicht bekam einen träumerischen Ausdruck. »Wenn der Bergmeister Recht behält, werde ich hier vielleicht bald eine Burg bauen müssen. Wer weiß, möglicherweise entsteht sogar einmal eine Stadt daraus. Die Stadt am freien Berge … Wie würde dir das gefallen, meine Liebe?«
    Hedwig lächelte ihn an. »Ich habe immer die Kühnheit bewundert, mit der du Gelegenheiten erkennst und zu nutzen weißt.«
    »Damit ich auch etwas davon habe, werde ich wohl genau im Auge behalten müssen, dass ich wirklich ein Drittel von dem Silber bekomme. Ich habe vor, hier bald einen Herrenhof einrichten zu lassen.«
    »Aber du kannst Christian voll und ganz vertrauen«, widersprachHedwig verwundert. »Er würde dich nie hintergehen – und seine Leute sind ihm treu ergeben.«
    »Wir werden sehen«, sagte Otto.
    Hedwig spürte, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, sie ihr aber nicht mitteilen wollte. Vielleicht, weil sie die nicht billigen würde? Das machte sie sehr misstrauisch.
     
    »Wenn Ihr erlaubt, Herr … Ich muss den Ärmel noch ein Stück aufschneiden …«
    »Nur zu.« Mit halb steifer Schulter und zusammengebissenen Zähnen hatte Christian sein ledernes Jagdwams bereits abgelegt.
    Vorsichtig vergrößerte Marthe mit dem Messer den Riss, den die Krallen in Christians Ärmelansatz geschlitzt hatten, und zog den Stoff von seiner muskulösen Schulter.
    Sie hatte bereits Tücher in heißem Wasser vorgewärmt, wrang sie jetzt aus und legte sie auf die verletzten Stellen. Das würde das verkrustete Blut aufweichen und seine Muskeln geschmeidiger machen.
    Christian stöhnte leise.
    »War das derselbe Bär, der zuvor schon jemanden verletzt hatte?« Marthe war sich bewusst, dass ihr die Frage nicht zustand. Aber sie wollte ihn ablenken – von den Schmerzen und von der Erinnerung an die Gelegenheit, bei der sie das letzte Mal so nah beieinander gesessen und sich berührt hatten. Sie hoffte inständig, er würde es vergessen haben oder zumindest in diesem Moment nicht daran denken.
    »Wir hatten ihn schon am Vormittag aufgestöbert. Ein alter, schlauer Bursche, der uns zum Narren hielt. Nicht

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