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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Christian seinen Einzugselbst miterleben musste – umso besser! Bei näherer Betrachtung würde das seinen Sieg noch größer machen.
    »Tritt beiseite und lass mich und meine Leute vorbei! Auf Geheiß des Markgrafen bin ich nun der Herr des Dorfes. Also lauf und bring uns einen Willkommenstrunk«, befahl er mit hohntriefender Stimme.
    Doch der Rivale machte keinerlei Anstalten, den Weg freizugeben.
    »Vielleicht wirst du als Vogt hier einmal über eine Burg herrschen. Aber es gibt noch keine Burg. Soweit ich weiß, hat der Markgraf dich beauftragt, einen Herrenhof auf der anderen Seite des Baches zu errichten«, sagte Christian so laut, dass jeder ihn hören konnte.
    »Der Herr des Dorfes bin ich. Diese Leute hier sind keine Unfreien und unterstehen mir. Solange sie sich nichts zuschulden kommen lassen, haben sie mit dir nichts zu schaffen. Über die Silberabgaben der Bergleute für den Markgrafen kannst du mit dem Bergmeister verhandeln. Am besten gleich – und dann scher dich rüber.« Christian wies auf die andere, unbebaute Seite des Baches.
    Wutschäumend zog Randolf sein Schwert. »Du widersetzt dich den Befehlen des Markgrafen?«
    Christian verharrte regungslos. Nur einer seiner Mundwinkel zuckte spöttisch.
    »Du solltest gut genug wissen, dass es hier sehr viel lebhafter zugehen würde, wenn ich mich widersetzte.«
    Gero und Richard hinter ihm konnten sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, während Randolfs Miene Gewitterstimmung verkündete.
    Hörte er da von der Seite ein Kichern? Machte sich das Bauernpack über ihn lustig?
    »Ich will vor aller Augen und Ohren klarstellen, was du darfstund was nicht«, fuhr Christian gelassen fort. »Da ist die Furt, wir lassen euch ungehindert auf eure Seite des Landes. Die Bergleute werden ordnungsgemäß Ottos Silberanteil bei dir oder deinem Verwalter abrechnen. Wenn du willst, könnt ihr sogar die Arbeit meines Schmiedes in Anspruch nehmen – gegen Bezahlung natürlich. Aber du wirst meine Leute nicht schinden.«
    Bis dahin hatte der junge Ritter ruhig gesprochen, doch jetzt mischte sich ein Anflug von Spott in seine Stimme.
    »Einen Willkommenstrunk kann ich euch leider nicht bringen lassen – ausgerechnet jetzt sind unsere Biervorräte zu Ende gegangen. Das tut mir richtig Leid, Randolf. Wenn ich sehe, wie hitzig dich die Aufregung gemacht hat, steht zu befürchten, dass dich von einem kalten Bier der Schlag trifft.«
    Wütend sprang Randolf vom Pferd und stürzte mit blankem Schwert auf Christian zu. »Du Bastard!«
    Im gleichen Augenblick hatte auch Christian sein Schwert gezogen und war zwei Schritte nach vorn getreten, um den Pater nicht in Gefahr zu bringen.
    »Tragen wir es jetzt und hier aus – ein für allemal?«, fragte er herausfordernd mit grimmiger Miene.
    Randolf erstarrte für einen Moment. Erinnerungen an die beiden Niederlagen, die ihm Christian im Zweikampf beigebracht hatte, flackerten in ihm auf. Er durfte vor diesen Leuten auf keinen Fall das Gesicht verlieren. Wenn er sich jetzt beherrschte, würden sich bald tausend Gelegenheiten bieten, Rache an Christian und seinem Gesindel zu nehmen.
    »Das hättest du wohl gern, Hungerleider?«, knurrte er.
    Schroff wandte er sich den Bergleuten zu. »Alle mal herhören! Ab sofort werdet ihr bei Hartwig, meinem Verwalter« – er wies auf den Dicken mit dem tückischen Blick –, »ein Drittel eurer Ausbeute abliefern, wie es der Markgraf befohlen hat.
    Wer versucht zu betrügen, kann schon jetzt sein letztes Gebet sprechen!«
     
    Marthe hatte durch eine der kleinen Fensterluken ihrer Kate das Geschehen beobachtet, die zitternden Hände ineinander verschlungen.
    Marie und Johanna sahen neugierig zu ihr hinüber. Wie alle Kinder und Frauen waren auch sie auf Christians Anweisung im Schutz des Hauses geblieben. Doch die Mädchen spürten, dass sie ihre Ziehmutter jetzt besser nicht störten.
    Marthe hatte allen Mut zusammennehmen müssen, um gemeinsam mit Richard und Gero ins Dorf zurückzukehren, nachdem es Hedwig wieder besser ging.
    Gleich nachdem sie Raimund Hedwigs Warnung überbracht hatte, war Marthe in ihrer Ratlosigkeit zu Josefa gelaufen.
    »Was soll ich nur tun? Sie werden Christian umbringen! Und ich kann nie wieder ins Dorf zurück!«, hatte sie geschluchzt.
    Auch die weise Frau war über Ottos Entscheidung erschrocken. Doch sie bewahrte Ruhe. »Randolf wird nicht in eurer Einöde bleiben, solange Christian da ist und dafür sorgt, dass er sich nicht so dreist aufführen kann, wie er

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