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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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will«, meinte sie nach einigem Nachdenken. »Er wird einen Verwalter einsetzen und nach Meißen zurückkehren.«
    Die Alte musterte Marthe mit einem durchdringenden Blick. »Du hast zusätzlichen Grund, ihn zu fürchten, nicht wahr?«, fragte sie bekümmert.
    Marthe nickte kaum sichtbar, während ihre Kehle wie zugeschnürt war.
    »Ich hätte es wissen müssen«, stöhnte Josefa. »Weiß Christian davon?«
    Marthe schüttelte den Kopf. »Und er soll es nie erfahren.«
    Die Alte dachte lange nach. »Für die paar Tage, die Randolf vorerst bleiben wird, kannst du ihm aus dem Weg gehen. Aber ihr seid alle in Gefahr. Es wird nicht lange dauern, bis Blut fließt … Alles hängt davon ab, ob die Leute im Dorf zusammenhalten und zu Christian stehen.«
    Die unheimliche Warnung schoss erneut durch Marthes Kopf: Einer wird euch alle ganz furchtbar verraten. Jetzt ergab die verhängnisvolle Prophezeiung Sinn.
    Sie konnte in der verbleibenden Zeit nichts weiter tun, als Josefas Ratschläge anzuhören und an dem feinen Netz mitzuwirken, das Hedwig webte, um Christian zu helfen.
    Raimund ritt bereits wie von Hunden gehetzt, um seinen Freund aufzuspüren und ihm die schlechte Nachricht zu übermitteln. Dann wollte er die neue Gruppe von Bergleuten anführen, die Christian angeworben hatte, während Christian sein Pferd auf schnellstem Weg nach Hause trieb, um vor Randolf einzutreffen.
    Währenddessen erkundete Hedwig mit viel Geschick, welche Vollmachten Otto an Randolf übertragen hatte, und behielt mit Susannes und Marthes Hilfe die Reisevorbereitungen des Hünen im Auge. Susanne trieb sich mit aufgesperrten Ohren herum und plauderte mit dem Proviantmeister und den Stallknechten. Marthe fühlte vorsichtig bei Arnulf vor. Doch der Waffenmeister hatte längst von Ottos Entscheidung gehört und machte kein Hehl aus seinen Sympathien für Christian. Er wollte das Seinige beitragen, ihm in den bevorstehenden schweren Zeiten zu helfen, und stellte für ihn ein paar zuverlässige Reisige ab.
    Noch bevor Randolf aufbrach, schickte Hedwig Richard und Gero als Verstärkung nach Christiansdorf. Marthe reiste mit ihnen, obwohl ihr vor einer neuerlichen Begegnung mit dem Hünen graute. Doch sie hätte es auch nicht ausgehalten, untätigin Meißen zu bleiben, um dann vielleicht zu erfahren, dass Christian ermordet und ihr Dorf gebrandschatzt worden war.
    So waren alle im Dorf auf Randolfs Erscheinen vorbereitet.
    Als sich der bewaffnete Trupp näherte, gaben Kuno und Bertram rechtzeitig ein Zeichen, damit die Frauen und Kinder in den Häusern Schutz suchen und die Männer sich versammeln konnten.
    Trotz aller Anspannung war Marthe erleichtert, als sie sah, dass Randolf in voller Rüstung geritten kam. Die Kettenhaube verbarg sein auffälliges Haar; vielleicht wurde Hildebrand gar nicht bewusst, dass dieser Ritter schon einmal im Dorf gewesen war, denn dieser Besuch lag immerhin fast zwei Jahre zurück.
    Und diesmal empfand sie auch keine Furcht, als Christian sein Schwert zog, während Randolf auf ihn losstürzte. Randolf hatte gegen Ottos Weisung den Streit begonnen – sollte Christian ihn doch töten.
    Aber dem Verhassten schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu schießen, denn er steckte das Schwert wieder in die Scheide.
    Mit so hochmütiger Miene, wie es ihm unter diesen Umständen möglich war, gab er seinen Leuten ein Zeichen, abzuschwenken und durch den Fluss zu reiten. Er selbst schritt voran und führte sein Pferd durch die Furt.
     
    »Das war knapp«, meinte Richard, als sich Christian zu ihm und Gero umgedreht hatte. Jeder von ihnen hatte ein stummes Dankgebet gesprochen, nachdem das erste Treffen ohne Blutvergießen verlaufen war.
    »Gut gemacht, mein Sohn«, brummte Vater Bartholomäus zufrieden.
    Lukas kam zu ihnen gelaufen und grinste übers ganze Gesicht. »Den Anblick werd ich mein Lebtag nicht vergessen.«
    »Freu dich nicht zu früh«, ermahnte ihn Christian. »Das war erst der Beginn, nicht das Ende des Streits. Er wird noch oft genug Gelegenheiten suchen und finden, uns das Leben schwer zu machen.«
    An alle gerichtet, mahnte er: »Ihr dürft ihnen keinen Anlass geben, euch etwas anzutun. Vor allem, wenn ich nicht da bin.«
    Dann wandte sich Christian an den Bergmeister. »Wollt Ihr, dass ich Euch begleite, wenn Ihr mit diesem Hartwig verhandelt?«
    »Ich gehe mit«, mischte sich Pater Bartholomäus ein. »An einem Mann Gottes werden sie sich nicht vergreifen.«
    Christian sah ihn nachdenklich an. »Gut. Aber

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