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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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selbst jene mit harter Hand bestrafen, die ihn darum prellen wollen.«
    Die Bergleute, die näher getreten waren und von denen einige noch ihr Werkzeug in der Hand hielten, begannen zu murren.
    »Es ist seit jeher üblich, dass die Gewerke selbst über ihre Leute richten«, rief der Obersteiger.
    »Das mag in den Goslarer Gruben so sein. Hier gelten andere Gesetze.« Randolf gab seinen Leuten ein Zeichen, die daraufhin näher traten und die Schwerter zogen.
    Sofort ließen die Bergleute Eisen und Kratzen sinken.
    Noch einmal ging Pater Bartholomäus dazwischen.
    »Ihr tut Unrecht«, sagte er dem Ritter ins Gesicht. »Bei einem so schweren Vorwurf gehört der Mann vor ein Schöppengericht. Wenn Ihr allein und ohne überzeugende Beweise ein Halsgericht verhängt, seid Ihr ein Mörder und müsst Euch vor Gott dafür verantworten.«
    »Das lasst nur meine Sorge sein«, gab Randolf kühl zurück und blickte sich suchend um.
    »Ihr habt ja noch nicht einmal einen Richtplatz hier … Ich denke, wir hängen ihn an die Dorflinde. Zur Abschreckung für jedermann und als Willkommensgruß für Christian.«
    Niemand wird ihn aufhalten, erkannte Marthe entsetzt. Sie blickte in alle Richtungen, ob nicht von irgendwo eine wundersame Rettung in Sicht war – umsonst. Plötzlich entdeckte sie Kuno und Bertram, die heimlich Steine aufklaubten. Hastig schob sie Marie zu Grete und drängte sich zu den Jungen durch. »Ihr könnt ihm nicht helfen mit Steinen gegen blanke Schwerter«, zischte sie den beiden Zwölfjährigen zu, während ihr Tränen in die Augen stiegen. »Randolf wartet nur auf einenVorwand, damit seine Leute hier ein noch größeres Blutbad anrichten können.«
    Inzwischen hatten zwei Bewaffnete Guntram, der laut seine Unschuld beteuerte, zur Dorflinde gezerrt.
    Ungerührt legten sie dem Zimmermann eine Schlinge um den Hals, warfen das andere Ende des Seils über einen der Äste und trieben ihn mit gezogenen Schwertern eine Leiter hoch, die ein anderer gebracht hatte.
    »Dieser ruchlose Mord bringt Euch ewige Verdammnis«, donnerte Pater Bartholomäus.
    »Ich denke nicht«, gab Randolf kalt zurück. »Ich bin ein frommer Christenmensch. Deshalb gestatte ich Euch auch in aller Gnade, dem Verbrecher die letzte Beichte abzunehmen.«
    Erschüttert trat Bartholomäus zu dem Todgeweihten. »Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann, mein Sohn«, sagte er. »Gott weiß, dass du unschuldig sterben musst.«
    Nachdem Bartholomäus ihm Absolution erteilt hatte, richtete Guntram seinen Blick auf Bertha, die tränenüberströmt vor Randolf lag und um Gnade flehte.
    »Steh auf, Frau«, sagte er. »Von diesem Gottlosen hast du keine Gnade zu erwarten. Also bereite ihm nicht die Freude, dich am Boden zu sehen.« Sein Blick wurde schmerzvoll, seine Stimme sanft. »Sag unserem Sohn, dass sein Vater kein Dieb war!«
    »Schluss jetzt«, befahl Randolf.
    »Allmächtiger Gott, erbarme dich deines Dieners Guntram und empfange ihn in Gnade«, rief Bartholomäus.
    Doch bevor Randolf das Zeichen zur Hinrichtung geben konnte, trat Grete vor. Sie warf ihm einen Knochen mit eingeritzten Zeichen vor die Füße und spuckte aus. »Verflucht sollst du sein bis in alle Ewigkeit, wenn du diesen Unschuldigen mordest! Deine Söhne sollen tot geboren werden, deineTöchter missgestaltet – und du selbst wirst auf ewig im Höllenfeuer brennen!«
    Randolf zog sein Messer und trat auf die winzige Alte zu, die keinen Schritt zurückwich. Mit einer kurzen Bewegung stieß er ihr die Waffe in die Brust. Zischend drang die Luft aus den Lungen der Witwe, Grete sank zu Boden.
    Dann stieß der Büttel auf das Zeichen des Ritters Guntram von der Leiter.
    Unter dem Aufschrei der Umstehenden stürzte der Zimmerer in die Tiefe. Die in der Nähe standen, hörten das Knacken, mit dem sein Genick brach. Ein letztes Zucken, dann schwang der Leichnam hin und her.
    Randolf betrachtete den Toten ungerührt und ließ seinen Blick über die fassungslose Dorfgemeinde schweifen.
    »Er bleibt hier hängen, bis ihn die Raben gefressen haben«, ordnete er an. »Das wird euch Gehorsam lehren.«
    In das Schweigen hinein tönte Bartholomäus’ Stimme.
    »Dieser Unschuldige und die ermordete Frau werden ein christliches Begräbnis bekommen. Nehmt ihn ab«, befahl er zweien der Knechte und reckte ihnen das Kreuz entgegen.
    Die Männer blickten ängstlich zu ihrem Befehlshaber, wagten es aber nicht, sich dem Geistlichen zu widersetzen. Während sie Guntrams Leichnam von der Linde

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