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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wollte, trat ihm Jonas in den Weg.
    »Mit Verlaub, Herr, Ihr seid mir noch den Lohn für meine Arbeit schuldig.«
    Karl erstarrte mitten in der Bewegung. Mit Bedacht legte er den Hammer beiseite, steckte das glühende Eisen in einen Bottich mit kaltem Wasser und wandte keinen Blick von den beiden.
    »Lohn?« Verächtlich blickte der Ritter auf den Schmied herab. »Ich bin der Herr des Dorfes und dir keinen Lohn schuldig.« Er wollte seinem Pferd die Sporen geben, doch Jonas griff nach dem Zügel und hielt das Tier fest.
    »Christian heißt der Herr unseres Dorfes. Und er hat bei Eurem jüngsten Besuch ausdrücklich gesagt, dass Ihr meine Dienste gegen Bezahlung in Anspruch nehmen könnt.«
    Wutentbrannt zog Randolf seinen Dolch und stach nach Jonas’ Kopf. »Nimm das als Lohn!«
    Der Schmied sackte in die Knie, Blut sprudelte aus einer klaffenden Wunde. Karl sprang herbei, um ihn aufzufangen, und prallte dabei gegen einen von Randolfs Leuten.
    »Nehmt beide fest! Sie haben die Hand gegen ihren Herrn erhoben«, wies Randolf seine Begleiter an.
     
    Entsetzt liefen die Dorfbewohner zusammen, als sie sahen, wie Randolfs Bewaffnete ihren Schmied und seinen Gehilfen zum Herrenhof abführten. Karl ging aufrecht, doch Jonas war bewusstlos, blutüberströmt und wurde von zwei Männern hinterhergezerrt, während seine Beine auf dem Boden schleiften.
    Breitbeinig baute sich Randolf vor den Dörflern auf. Links und rechts von ihm postierten sich seine Schwerbewaffneten, dahinter Hartwigs Reisige.
    »Diese Männer haben in aufrührerischer Weise die Hand gegen ihren Herrn erhoben«, verkündete er.
    Er winkte den kräftigsten seiner Leute heran. »Sechzig Rutenhiebe und dann in den Stock!«
    Ein Stöhnen ging durch die Menge. Jedes für sich war schon eine furchtbare Strafe, aber beides zusammen konnte selbst einen kräftigen Mann töten.
    Pater Bartholomäus trat vor die Menge. »In Gottes Namen, lasst Milde walten! Eine Bestrafung sollte reichen.«
    »Kommt nicht infrage«, widersprach Randolf kühl. »Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben diese Kerle schon einmal Widerstand gegen meine Männer geleistet. Seid froh, dass ich ihnen nicht die Hand abschlagen lasse, die sie gegen mich erhoben haben.«
    Randolfs Männer hatten inzwischen den Schmied und seinenGehilfen an zwei Pfähle gefesselt, die Hartwigs Knechte einige Tage zuvor in den Boden getrieben hatten und deren Zweck sich nun erklärte. Während Karl bleich, aber aufrecht dastand, sackte der sonst vor Kraft strotzende Jonas in die Knie. Aus seiner Kopfwunde strömte immer noch Blut.
    Marthe holte tief Luft und nahm allen Mut zusammen. Diesmal musste sie Randolf entgegentreten. Obwohl ihre Beine zitterten und sich einfach nicht vom Boden lösen wollten, drängte sie sich durch die Menge nach vorne.
    »Der Schmied wird am Blutverlust sterben, bevor Euer Büttel zuschlagen kann, wenn Ihr mich nicht die Wunde verbinden lasst«, rief sie noch im Gehen.
    Überrascht drehte sich Randolf zu ihr. »Sieh an. Dafür kommst du also aus deinem Versteck gekrochen, wo du mir doch sonst so geflissentlich aus dem Weg gehst. Wie mutig von dir!«
    Er lachte ein kurzes böses Lachen und winkte sie heran. »Ich will wirklich nicht, dass euer Schmied auch nur den geringsten Teil seiner Strafe verpasst. Also bring ihn dazu, dass er sie bei vollem Bewusstsein genießen kann!«
    Rasch ging Marthe auf die beiden Verurteilten zu. Weil keine Zeit war, Verbände zu holen, riss sie ein Stück von ihrem Unterkleid ab und tauchte es in den Bach. Dann begann sie, vorsichtig das Blut von Jonas’ Kopf zu waschen, um die Wunde genau betrachten zu können.
    »Es tut mir so Leid«, flüsterte sie dabei Karl zu. »Wenn ich dir nur helfen könnte.«
    »Du kannst nichts tun«, flüsterte er leise zurück und bemühte sich, nichts von seiner Furcht zu zeigen. »Pass lieber auf dich selbst auf! Wer weiß, was sie noch alles vorhaben.«
    »Die Wunde muss genäht werden, sonst verblutet er«, sagte Marthe laut zu Randolf.
    »Das hier ist kein Infirmarium! Sorg dafür, dass er noch drei Tage durchhält. Mehr ist nicht nötig.«
    Diesmal ertönte ein vielstimmiger Aufschrei aus der Menge. Drei Tage im Stock nach einer Auspeitschung würde in dieser Sommerglut kein Mensch überleben.
    Marthe lief noch einmal zum Bach und wusch die Leinenstreifen aus.
    »Er hat viel Blut verloren und muss unbedingt etwas trinken«, rief sie, während sie einen Verband fest um Jonas’ Kopf knotete.
    Der Schmied war wieder zu sich

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