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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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auf ein Gottesurteil einlassen, wenn er nicht absolut überzeugt von seiner Sache war. Er war gewiss kein frommer Mann, aber viel zu abergläubisch, um den Zorn Gottes auf sein Haupt herabzuladen.
    Geoffreys Gedanken wirbelten durcheinander. Er sehnte sich danach, Roger loszuwerden, damit er endlich mit Hugo sprechen konnte. Aber Geoffrey wollte Roger auch nicht gehen lassen, solange dieser die Absicht hatte, Warner aufzusuchen und ihn herauszufordern. Das würde sie nicht weiterbringen.
    Er wechselte das Thema: »Erzähl mir von Maria.«
    Â»Maria?«, fragte Hugo. »Wer ist das denn?«
    Â»Maria d’Accra«, erklärte Roger. »Die Hure, die ich vergangene Nacht festgenommen habe.«
    Â»Du hast was getan?«, rief Hugo erschrocken aus. »Warum das denn?«
    Â»Den Teil der Geschichte habe ich euch noch nicht erzählt«, sagte Roger. Hugo lehnte sich auf seinem Hocker nach vorne und hörte gespannt zu.
    Â»Als Geoffrey diesem furchtbaren Griechenweib hinterherging, verließ Maria ebenfalls das Haus. Ich folgte ihr, wie Geoffrey mir gesagt hatte. Sie lief geraden Weges zur Grabeskirche, und sie hatte nichts Gutes vor: Ich hab mein Lebtag keinen gesehen, der sich so verstohlen bewegt hat! Die Kirche war natürlich verschlossen, aber das hat Maria nicht aufgehalten. Sie kletterte über das Dach, wie ein Affe. Ich kam hinterher, so gut ich konnte, obwohl ich langsamer war und nicht ganz so leise. Wie auch immer, sie landete schließlich in diesem kleinen Garten, und dort sprach sie mit jemandem. Es war dieser freundliche Benediktiner, Vater Almaric. Sie redeten eine Weile zusammen, und er gab ihr eine Schriftrolle. Dann kehrte sie wieder über die Dächer zurück und lief zum Laden ihres Vaters, wo ich sie festnahm.«
    Â»Was hat sie mit der Schriftrolle gemacht?«, wollte Hugo wissen.
    Â»Sie hat sie versteckt«, sagte Roger bedauernd. »Irgendwo in den unappetitlichen Räumlichkeiten des Schlachters, nehme ich an. Ich habe sie nicht gefunden, und Maria wollte mir nicht sagen, wo die Schriftrolle ist.«
    Â»Und wann ist all das geschehen?« Hugo betonte seine Frage mit offensichtlicher Belustigung.
    Â»Vergangene Nacht«, erläuterte Roger. »Aber ich hab sie gerade erst hergebracht. Vorher ging ich mit ihr noch zu Melisendes Haus zurück und wollte da auf Geoffrey warten. Aber er brauchte so lange, dass ich Maria hierher bringen musste. Ich kriegte langsam Hunger, und ein Mann kann nur so und so viele süße Kuchen essen, ehe sein Magen nach Fleisch verlangt.«
    Â»Nun«, stellte Hugo fest und lehnte sich gegen die Wand. »Das ist eine aufregende Geschichte, Roger, aber sie dürfte kaum Warner des Mordes überführen. Und genau genommen rechtfertigt sie nicht einmal die Verhaftung dieser Maria Akira. Sie ist Abduls Hure, sagst du? Der Mönch, mit dem sie im Garten zusammentraf, ist vielleicht einer ihrer Freier, und sie hat einfach nur die Abwesenheit ihrer Herrin ausgenutzt, um sich ein wenig Geld dazuzuverdienen.«
    Â»Nun ja«, sagte Roger und klang plötzlich unsicher. »Ich nehme an, da könntest du Recht haben.«
    Geoffrey war verwirrt. Was war mit Roger los? Für gewöhnlich gab er seine fanatischen Überzeugungen nicht so leicht auf. Geoffrey reichte Hugo den Becher zum Nachfüllen. Er musste mit ihm alleine sprechen.
    Â»Meine Hände sind noch wund von dem Kriechen durch die Höhlen letzte Nacht«, sagte er zu Roger. Er zeigte seine Finger, die bunt gescheckt waren von Kratzern und blauen Flecken. »Hast du noch etwas von der Gänsefettsalbe?«
    Â»Nein«, entgegnete Roger. »Dein verfluchter Köter hat schon vor einem Monat den letzten Rest gefressen.«
    Â»Ich muss noch irgendwo etwas davon haben«, warf Hugo ein und erhob sich.
    Dass Roger blieb und Hugo ging, war nicht das, was Geoffrey im Sinn gehabt hatte. »Es spielt keine große Rolle«, sagte er. »Aber ich hätte gerne noch etwas von dem Wein, den du gestern hattest, Roger.«
    Â»Der ist längst alle«, erklärte Roger und lehnte sich bequemer auf dem Bett zurück. Hugo bedeutete ihm, dass er bald zurückkommen würde, und ging hinaus. Geoffrey fluchte unterdrückt.
    Roger war im nächsten Augenblick auf den Beinen und hatte die Tür zugedrückt. Geoffrey griff nach dem Dolch. War es so weit? Hatte Roger so auch Marius ermordet? Geoffrey sprang kampfbereit auf, als Roger

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