Das Geheimnis der Heiligen Stadt
unter seinen Wappenrock griff und etwas hervorzog. Roger blickte traurig und vorwurfsvoll auf den Dolch und hielt Geoffrey eine Schriftrolle entgegen.
»Ich habe Hugo angelogen«, erklärte er sanft. »Maria hat die Schriftrolle nicht versteckt. Ich habe sie ihr abgenommen und sie gezwungen, mir alles vorzulesen.«
Geoffrey hielt immer noch den Dolch umklammert, während er vorsichtig mit der anderen Hand die Schriftrolle von Roger entgegennahm. Wachsam achtete er auf jedes Anzeichen einer Täuschung. Roger lieà die Hände an den Seiten herabsinken, während Geoffrey las. Es war ein Brief mit dem Siegel des Vogts, und er war an Bruder Salvatori gerichtet. Geoffrey schaute Roger erstaunt an.
»Das ist der Brief, der dem Kanonikus von St. Maria zufolge für Guido am Tag nach dessen Tod angekommen ist«, erläuterte Roger. »Du erinnerst dich daran, wie der Kanonikus sagte, er hätte ihn in die Zitadelle gebracht?«
Geoffrey nickte. Er überflog die Schriftrolle und las sie dann laut vor.
»âºVon Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen und von Gottes Gnaden Vogt des Heiligen Grabes in Jerusalem, an Bruder Salvatori. Ich habe Euer Schreiben mit Interesse gelesen und die Informationen an Herrn Warner de Gray weitergeleitet, damit dieser damit verfahren kann, wie es ihm angemessen erscheint. Ihr werdet wissen, dass es viele gibt, die meinen Tod wünschen. Aber ich bin von Gott eingesetzt, und nur Er wird entscheiden, wann die Zeit gekommen ist, mich abzulösen.â¹Â«
Geoffrey sah Roger verwirrt an, während dieser den Blick gelassen erwiderte.
»Guido hat den Vogt gewarnt, dass es einen Plan zu seiner Ermordung gab«, erklärte er. »Er selbst konnte nicht schreiben, also beauftragte er Jocelyne damit. Daraufhin wurden sie beide ermordet.«
Geoffrey schüttelte langsam den Kopf und schaute auf den Brief in seiner Hand. »Guido schrieb als Bruder Salvatori«, sagte er langsam. »Nicht als Guido von Rimini. Daher hatte der Vogt natürlich keinen Grund, die Nachricht, die er von einem Augustinermönch namens Salvatori erhalten hatte, mit dem Mord an Guido in Verbindung zu bringen.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Aber ich verstehe nicht, wie das zusammenhängt. Wie gelangte dieser Brief in den Besitz Vater Almarics? Und warum gab er ihn Maria?«
Aber während Geoffrey noch sprach, fügten sich die Steine des Mosaiks in seinem Geist zusammen. Maria war eine Spionin, die einer Spionin nachspionierte, und sie gab sich flatterhaft und strohdumm, damit niemand sie verdächtigen würde. Er war bereits auf den Gedanken gekommen, dass Maria die Ermordung von John und Pius im Haus ihrer Dienstherrin beziehungsweise ihres verhassten Vaters arrangiert haben konnte. Und nun war sie in den Besitz des entscheidenden verschwundenen Beweisstückes gelangt.
Roger schluckte und schaute beiseite. »Ich werde dir sagen, was ich denke. Aber du musst mich zu Ende reden lassen. Wirst du mir zuhören, ohne mich zu unterbrechen?«
Geoffrey war beklommen zumute, doch er nickte.
»Als ich Maria dâAccra erwähnte, tat Hugo so, als hätte er nie von ihr gehört.« Roger hob die Hand, als Geoffrey etwas einwerfen wollte. »Hör mir zu!«, schnappte er. »Wir haben nicht viel Zeit. Daraufhin bezeichnete Hugo sie als Maria Akira, obwohl ich sie Maria dâAccra genannt hatte â bei ihrem Hurennamen. Und ich habe auch nicht gesagt, dass sie eine von Abduls Frauen war, aber Hugo wusste es.«
»Und wenn schon?«, wandte Geoffrey ein, als Roger innehielt. »Du weiÃt, dass er mitunter etwas fein tut. Wahrscheinlich wollte er nicht zugeben, dass er dieselben Hurenhäuser besucht wie du.«
»Du hattest auÃerdem die Pergamentstücke in diesem Loch in deinem Kamin versteckt.« Roger wühlte unter seinem Wappenrock herum und zog eines davon hervor. Es war teilweise verbrannt, aber immer noch erkennbar. »Das habe ich gestern in Hugos Kamin gefunden. Mir war nämlich aufgefallen, dass er ein Feuer entzündet hat, und das macht er sonst nie. Du bist derjenige mit der Vorliebe für Feuer, nicht er. Da wurde ich neugierig. Ich hab diesen Fetzen dort gefunden, und für mich sieht er aus wie die, die du aus Dunstans Pult gestohlen hast. Obwohl sie für mich im Grunde alle gleich aussehen.«
Geoffrey nahm den Pergamentstreifen und war ganz durcheinander. Versuchte Roger
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