Das Geheimnis der Heiligen Stadt
vertraute Stimme, begleitet von einem zeigenden Finger. Melisende! Geoffrey sah, wie Roger in die Dunkelheit spähte, dann fühlte er, wie er am Arm gegriffen und hinausgezogen wurde.
Geoffrey wehrte sich nicht. Er fragte sich, was wohl als Nächstes geschehen würde.
»Da bist du ja, Geoff«, sagte Roger und drückte ihm einen Wasserschlauch in die Hand. »Nun hol mal tief Luft. Alles in Ordnung? Wenn dieser elende Schlachter dir was getan hat, werde ich ihn in kleine Stücke reiÃen â¦Â«
»Gar nichts hab ich ihm getan!«, protestierte Akira. »Er redet die ganze Zeit kaum ein Wort mit mir, obwohl ich ihm alles über mich erzählt hab!«
»Ich bin mir sicher, das hat ihn gut unterhalten«, stellte Roger trocken fest.
»Ihr macht zu viel Lärm!«, flüsterte Melisende besorgt. Sie wandte sich Geoffrey zu. »Trinkt etwas Wasser. Euch wird es gleich besser gehen.«
»Wir haben nicht viel Zeit«, stellte Roger fest und blickte zum Himmel empor. »Geoff? Komm zu dir! Da liegt Arbeit vor uns!«
Geoffrey trank schluckweise von dem Wasser und starrte auf die Sternentupfer am allmählich heller werdenden Horizont. Er fragte sich, ob er träumte. Er tat einen tiefen Atemzug, dann einen weiteren. Er spürte, wie die Stärke in seine Glieder zurückkehrte. Dieser Vorgang wurde beschleunigt, als Roger ihm plötzlich und unerwartet einen Schlag auf den Rücken versetzte, der ihm die Tränen in die Augen trieb.
»Komm schon, Junge, nimm dich zusammen!«, zischte Roger drängend.
»Ich verstehe es nicht«, sagte Geoffrey verwirrt. »Warum bist du nicht bei Hugo?«
»Wie hätten wir sonst entkommen sollen?«, flüsterte Roger. »Ich dachte, sie wollten uns an Ort und Stelle erledigen, und mein einziges Ziel war es, an ein Schwert zu kommen, um uns zu verteidigen. Hast du die Botschaft nicht verstanden, die ich dir zugerufen habe?«
»Wir sehen uns in der Hölle?«, fragte Geoffrey. Sein Verstand bewegte sich nur träge.
»Ja!«, erwiderte Roger. »Ich dachte, du würdest dahinter kommen, wo du so gelehrt bist und so. Du hast mir mal erzählt, deine Vorstellung von der Hölle wäre es, in tiefen, luftarmen Gängen herumzuirren. Also habe ich dir zugerufen, dass ich dich in einer wieder sehen würde, um dich wissen zu lassen, dass ich zurückkehre. Du hast das nicht verstanden?« Er wirkte niedergeschlagen.
»Es war auch ziemlich schwer verständlich«, merkte Geoffrey schwächlich an. Möglicherweise hätte er Rogers versteckte Botschaft durchschaut, wäre er irgendwo anders gewesen und nicht in einer Höhle. Höhlen waren die letzten Orte, an denen er klar denken konnte.
»Nun, ich konnte ja nicht gerade rufen: âºHalt durch, Kumpel. Ich komm später wiederâ¹, nicht wahr?«, wandte Roger ein wenig streitlustig ein. »Ich wollte ja eher zurückkommen, doch es war ein ziemliches Durcheinander in der Zitadelle. Hugo hat all seine Männer aufsitzen und ausreiten lassen â angeblich auf Patrouille in die Wüste, aber tatsächlich will er Gottfried umbringen. Er hat mich kaum aus den Augen gelassen. Ich glaube, die Art, wie ich dich bei Akira zurückgelassen habe, war ihm verdächtig. Aber als sie ausritten, konnte ich mich davonstehlen. Ich bin wirklich gekommen, so schnell ich konnte«, sagte er sanft und tätschelte ungeschickt Geoffreys Arm.
Geoffrey blickte in Rogers offenes, ehrliches Gesicht, das besorgt auf ihn hinabblickte. Er fragte sich, wie er sich so sehr in seinen Freunden hatte täuschen können. Melisende stand neben ihnen und schaute beunruhigt zu. Müde rieb Geoffrey sich die Augen und holte ein weiteres Mal tief Luft.
»Aber woher wusstest du, dass du hierher kommen musst?«, wollte er mit einer Geste auf den Garten wissen.
»Hugo hat den Ring aus der Falltür in Akiras Laden herausgestemmt«, stellte Roger mit widerwilliger Bewunderung fest. »Der schlaue Teufel wusste genau, dass niemand ohne diesen Ring die groÃe Steinplatte jemals öffnen würde. Aber während ich gestern in Melisendes Haus auf deine Rückkehr gewartet habe, hatten Maria und ich viel Zeit zum Plaudern. Sie erzählte mir, dass Hugo und Adam Piusâ Leichnam durch irgendeinen Gang geschleppt haben, um ihn in Akiras Haus abzuladen, während sie die Falltür zum Keller geöffnet hat. Aber sie wollte mir nicht
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