Das Geheimnis der Heiligen Stadt
Nicht einmal Tankred ist zur Stelle. Die Sarazenen werden nicht zögern, die Stadt anzugreifen, wenn sie erfahren, dass sie keinen Führer hat. Die Ermordung Gottfrieds kann sehr gut die Ursache für das Massaker werden, das Ihr vermeiden wollt.«
Sie musterte ihn eindringlich mit einem leichten Stirnrunzeln und zuckte dann die Achseln. »Vielleicht habt Ihr Recht«, räumte sie schlieÃlich ein. Sie bedachte ihn mit einem trockenen Grinsen. »Wie gewöhnlich. Onkel ist gestern nach Haifa aufgebrochen. Ich lasse ihm eine Nachricht zukommen, und Tankred ebenfalls. Werdet Ihr in der Zwischenzeit diesen Hugo zur Strecke bringen?« Geoffrey nickte. »Dann seid vorsichtig.« Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen verstohlenen Kuss auf die Wange. Dann verschwand sie in die Nacht auf dem Weg zum Palast des Patriarchen.
»Da hast du was in Aussicht, Geoff«, stellte Roger fest und schritt auf die Zitadelle zu. Geoffrey ging neben ihm her, und seine Stärke und seine Beherrschung kehrten rasch zurück.
»Das ist das zweite Mal, dass du mir in ebenso vielen Tagen das Leben rettest«, sagte er dem stämmigen Engländer.
»Du hast für mich in der Vergangenheit schon dasselbe getan«, entgegnete Roger beruhigend.
»O Gott!«, sagte Geoffrey. »Was für ein Durcheinander! Ich habe an dir gezweifelt. Und ich hätte mich kaum ärger täuschen können.«
»Allerdings«, stimmte Roger zu. »Ich habe gespürt, dass da was im Busch ist, als wir gemeinsam zu Abdul gegangen sind. Aber obwohl du an meiner Unschuld gezweifelt hast, hast du mir aus diesen Schwierigkeiten mit Eveline rausgeholfen. Ich trag dir nicht nach, dass du mich für den Mörder gehalten hast.«
Rogers Versöhnlichkeit lieà Geoffreys Schuldgefühle nur noch gröÃer werden.
»Diese Sache mit Eveline war vermutlich ebenfalls Hugos Schuld«, redete Roger weiter, als Geoffrey nicht antwortete.
»Nein«, widersprach Geoffrey. »Das muss Courrances gewesen sein. Er ist wohl zu dem Schluss gekommen, dass einer von uns für die Morde verantwortlich ist, oder wir alle drei. Deshalb wollte er uns aus dem Weg räumen. Du solltest tief schlafend mit einer toten Hure gefunden werden, während ich in dem Tumult ums Leben kommen sollte. Wäre Hugo bei uns gewesen, hätte man für ihn ohne Zweifel auch etwas arrangiert. Aber ich kenne dich. Du schläfst für gewöhnlich nicht bei deinen Huren ein â ganz besonders nicht, wenn du für sie bezahlt hast. Als wir aus dem Fenster stiegen, bekam ich ein wenig Wein auf den Ãrmel, und darin war irgendein weiÃes Pulver. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dem Wein ein Schlafmittel beigemischt war. Das erklärt auch, warum du so schwach und weinerlich warst, als wir uns um Evelines Leichnam gekümmert haben. Und es war ebenfalls eigenartig, dass so unerwartet eine Schlägerei ausbrach. Die Ritter im unteren Raum waren ruhig, als wir ankamen. Ich denke, Courrances und dâAumale haben sie absichtlich angefangen.«
»DâAumale habe ich bei Abdul gesehen«, warf Roger ein. »Aber nicht Courrances.«
»Doch, das hast du«, sagte Geoffrey. »Als er herbeilief, um mich im brennenden Stall einzuschlieÃen.«
»Aber woher wussten sie, dass wir bei Abdul sein würden?«, fragte Roger. »Es ist ja nicht so, als hätten wir dort regelmäÃige Besuchszeiten. Wie konnten sie das so schnell planen?«
»Weil Hugo vermutlich Courrances erzählt hat, was wir vorhaben«, sagte Geoffrey. »Aber er konnte auch selbst darauf kommen. Wir wussten, dass Warner und dâAumale in der Nacht von Mariusâ Tod bei Abdul gewesen waren, weil Warner es in der Kapelle selbst eingeräumt hatte. Courrances konnte sich denken, dass wir ihre Geschichte überprüfen wollen und daher bei Abdul vorbeischauen würden.«
»Aber warum wollte Courrances uns so plötzlich aus dem Weg räumen?«
»Weil er, so wie wir, sich ausgerechnet hatte, dass hinter den Morden ein Ritter aus der Zitadelle stand. Kein Araber, wie er zuerst gemeint hatte. Auch nicht die Griechen. Oder die Juden. Ich habe keine Ahnung, was er für Beweise hatte, aber am Ende standen wohl nur noch wir beide auf seiner Liste der Verdächtigen. Und vielleicht auch Hugo. Ich nehme an, er hielt den Mord an Marius in meinem Zimmer für den wichtigsten Hinweis und baute darauf auf.«
»Als
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