Das Geheimnis der Heiligen Stadt
zusammengerufen. Nur diejenigen, die reiten konnten, waren ausgewählt worden, weil die kleine Schar Hugo nie würde einholen können, wenn auch noch Krieger zu Fuà hinterherliefen. Geoffrey nickte befriedigt, als er sah, dass seine drei besten Bogenschützen auch dabei waren.
Er ging zu seinem eigenen Pferd hinüber, das schon gesattelt bereitstand. Sein Ersatzschwert und eine Keule waren an den Seiten befestigt. Er lieà Helbye noch einmal alle Wasserschläuche überprüfen. Er hatte nicht vor, hinter Hugo herzureiten, um dann von der Wüstenhitze in die Knie gezwungen zu werden. Selbst wenn man die Männer zur Sparsamkeit anhalten konnte, war das bei den Pferden nicht möglich. Zumindest dann nicht, wenn man sie am Ziel noch zu irgendetwas gebrauchen wollte.
Gerade als Geoffrey sich in den Sattel schwang, ritten Courrances und vier seiner Johanniter durch die Tore. DâAumale war bei ihnen.
Courrances betrachtete überrascht die Szene. »Noch ein Abstecher in die Wüste?«, fragte er. »Zwei innerhalb eines Tages und mit einer solchen Demonstration der Stärke?«
Roger erwiderte nichts, und Geoffrey fragte sich, ob Courrances etwa in Hugos Plan eingeweiht war. Aber wenn der Vogt starb, dann verlor auch Courrances die Macht, die er so sorgfältig angehäuft hatte. Geoffrey rang gerade mit sich, wie offen er sein sollte, als dâAumale sich zu Wort meldete.
»Es gab einige Drohungen gegen das Leben des Vogts«, sagte er. Courrances blickte ihn böse an, aber dâAumale fuhr fort. »Er hat mir einen Brief vorgelesen, in dem ein Mönch Einzelheiten eines Planes zu seiner Ermordung darlegte. Geht es darum?«
»DâAumale!«, rief Geoffrey verärgert aus. »Warum habt Ihr mir das nicht schon früher gesagt? Das hätte uns viel Zeit sparen können, und Ned Fletcher wäre noch am Leben!«
»Ich habe selbst eben erst erfahren, dass Ihr die Mordfälle im Auftrag des Vogts untersucht«, stellte dâAumale mit empörtem Blick auf Courrances fest. »Warner und ich waren der Ansicht, Ihr würdet in Tankreds Namen handeln. Und da unter den richtigen Umständen Tankred vom Tod des Vogts sehr profitieren würde, glaubten wir nicht, dass wir Euch vertrauen können! Hätten wir es besser gewusst, hätten wir Euch gewiss vom Brief dieses Mönches erzählt.«
»Dieser Mönch war Guido von Rimini«, erklärte Geoffrey, immer noch aufgebracht. »Er hat mit Bruder Salvatori unterschrieben, weil er die Mönchskutte anziehen wollte.«
DâAumale erbleichte und funkelte Courrances an. »Weshalb habt Ihr uns nicht früher gesagt, dass Geoffrey für den Vogt arbeitet? Wir hätten unsere Kräfte vereinen und all das abwenden können!«
»Es wäre nicht klug gewesen, die Kräfte zu vereinen«, lieà sich Courrances mit schmieriger Stimme vernehmen. »Und Ihr solltet ihm auch jetzt nicht vertrauen. Geoffrey Mappestone ist Tankreds Mann. Woher wollt Ihr wissen, dass nicht Tankreds Vertreter diejenigen sind, die Gottfried umbringen wollen, damit Tankred die Herrschaft über Jerusalem an sich reiÃen kann? Oder Bohemund?«, fügte er mit einem Blick auf Roger hinzu.
»Herr Bohemund würde niemals so tief sinken«, empörte sich Roger, obwohl jeder, Roger eingeschlossen, genau wusste, dass Bohemund das tun würde. Bohemund hatte beim Ableben des Vogts mehr zu gewinnen als irgendwer sonst. Und Tankred würde ebenfalls profitieren, und der Patriarch, und vielleicht sogar der Bruder des Vogts, Balduin, der sich in der Grafschaft Edessa aufhielt.
»Ich dachte, die Griechen stünden dahinter«, fuhr dâAumale eindringlich fort und ignorierte Courrances. »Courrances hingegen glaubte, es wäre eine Verschwörung der Sarazenen; Warner, der mit einem Fieber im Spital liegt, glaubte an eine Verschwörung von Bohemund oder Tankred. Und wer fing dann an Fragen zu stellen und lieà sich an verdächtigen Orten sehen? Ihr beide und Herr Hugo!«
»Hugo war nie dabei«, stellte Roger fest. »Geoffrey und ich waren allein unterwegs.«
»Ich habe ihn einige Male im griechischen Viertel gesehen«, wandte Courrances ein. Plötzlich wirkte er betroffen. »Er ist fort, nicht wahr â nach Jaffa? Er ist unterwegs, um Gottfried zu ermorden!«
»Das ist noch nicht bewiesen«, entgegnete Geoffrey, der Zeit zum Nachdenken brauchte.
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