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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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bestimmt nicht gerne hören, dass seine Ermittlungen von lügnerischen Mönchen behindert wurden«, stieß Geoffrey zornig hervor. Er wurde zunehmend ungeduldig mit der Selbstgefälligkeit dieses Mannes.
    Bei der plötzlichen Änderung des Tons blickte der Mönch auf. »Ich habe nicht gesehen, dass er sich mit jemandem getroffen hätte …«, stammelte er.
    Â»Aber Euch ist aufgefallen, dass er zwischendurch fort war?«, drängte Geoffrey.
    Â»Ja, nun … vielleicht wurde er zu Bohemund gerufen, um etwas zu schreiben. Ich weiß es nicht. In der Nacht seines Todes schlief er nicht in seinem Bett. Er … er war aufgeregt und reizbar am Tag davor. Er hat mich angeschrien, weil ich die Tintenfässer hätte austrocknen lassen. Das ist nicht meine Schuld. In diesem Land trocknet die Tinte so rasch wie Wasser auf heißem Stahl …«
    Â»Was geht hier vor?«, herrschte eine scharfe Stimme ihn von hinten an. Geoffrey fuhr herum. Er war irritiert, dass er den Mann nicht hatte herankommen hören. Roger schob unauffällig den Dolch zurück in die Scheide, als er den Prior der Benediktiner erkannte, dem der Felsendom unterstand.
    Â»Wir ziehen Erkundigungen ein über den Mord an Bruder Jocelyne«, erklärte Geoffrey. »Der Bruder hier hat uns geholfen.«
    Â»Für mich klang es eher nach einem Verhör«, stellte der Prior fest. Er schaute an seiner langen, dünnen Nase entlang auf Geoffrey und dessen Leute hinab. Dann nickte er dem Mönch zu, der dankbar davoneilte. »Womöglich kann ich Euch helfen. In wessen Namen ermittelt Ihr?«
    Â»Im Namen des Vogts«, erwiderte Geoffrey und dachte sich, dass es gar nicht so schlecht war, auf dessen Autorität verweisen zu können. Er fragte sich, ob Tankreds Name hier ebenso hilfreich wäre.
    Â»Auch unser Patriarch hat Ermittlungen anstellen lassen«, verkündete der Prior, »und ich habe bereits mit seinen Leuten gesprochen. Doch ich werde Euch alles sagen, was ich auch ihnen mitgeteilt habe. Seht Ihr, wie leer die Kirche jetzt ist?« Mit einer ausladenden Geste deutete er über den großen Raum. »So ist es hier immer, außer wenn unsere Gemeinschaft zu ihren Gebeten zusammenkommt, und selbst dann sind wir nur zu zehnt. Für jeden, der Böses im Schilde führt, wäre es einfach, unentdeckt einzudringen und sich zwischen den Säulen zu verbergen. Als ich gerufen wurde, fand ich Bruder Jocelyne tot vor, und keine Spur von einer Waffe. Wir haben sofort alles abgesucht, doch es war niemand hier.«
    Â»Was könnt Ihr mir über ihn erzählen?«
    Â»Nicht viel. Er erledigte gewisse Kanzleiaufgaben für Bohemund, wegen seiner schönen Handschrift. Er war Bibliothekar, ehe er sich dem Kreuzzug anschloss.«
    Â»Wo?«
    Â»Er war Oblat in Conques in Frankreich, doch gelernt hat er seine Handschrift in Rom, als er dort in der Bibliothek unseres Heiligen Vaters arbeitete.«
    Â»Bruder Jocelyne arbeitete für den Papst?«, fragte Roger.
    Â»Unser Heiliger Vater bedeutet ›der Papst‹, ja«, entgegnete der Prior herablassend. »Und Bruder Jocelyne erlernte seine feine Handschrift von den besten Kopisten der Welt.«
    Geoffrey entwickelte eine Abneigung gegen den überheblichen Prior. Jocelyne war einer der Mitbrüder dieses Mannes gewesen, und doch wirkte der Prior bemerkenswert unberührt von dessen Ermordung.
    Â»Und was ist mit Herrn Guido, der ebenfalls auf Eurem Grund und Boden hinterrücks ermordet aufgefunden wurde? Wie wollt Ihr das erklären? Doch seid vorsichtig mit Eurer Antwort: Der Vogt des Heiligen Grabes hat für Lügner nicht viel übrig.«
    Der Prior musterte Geoffrey eindringlich und verlor ein wenig von seiner Überheblichkeit. Obwohl er unter dem Schutz des Patriarchen stand, war es nicht ratsam, sich den Vogt zum Feind zu machen. Und außerdem, entschied der Prior, war dieser Ritter ein wenig schlauer als die sonst aufsässigen und ungebildeten Rüpel aus der Zitadelle.
    Â»Den toten Ritter fand ich drei Tage vor Bruder Jocelynes Tod«, erwiderte er. »Ich spaziere oft hier frühmorgens durch die Gärten. Dort ist es kühl und still, und ich male mir darin gerne die Freuden des göttlichen Paradieses im Himmel aus.«
    Wohl eher die Annehmlichkeiten des kirchlichen Paradieses auf Erden, dachte Geoffrey mit Blick auf die beachtliche Sammlung von Ringen an des Priors Händen

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