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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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so, als hätte er gewusst, dass er in Gefahr war. Und das bedeutet, dass er auch wusste, worum es bei der ganzen Sache ging.« In Gedanken versunken, trommelte Geoffrey unterwegs mit den Fingern auf dem Schwertgriff. »Also ist er ganz offensichtlich in dunkle Machenschaften verwickelt gewesen. Vielleicht etwas, von dem er durch seine Pflichten als Schreiber erfahren hat.«
    Â»Vielleicht aber hatte er in der Nacht seines Todes auch nur vorgehabt, ein Freudenhaus zu besuchen, und am Tag zuvor war er aufgeregt und reizbar, weil das für einen Mönch eine riskante Angelegenheit ist«, schlug Roger ganz pragmatisch vor.
    Das war möglich, erklärte aber nicht Jocelynes Tod. Außer wenn sein Mörder eine Hure war, die umherlief und Ritter und Mönche mit juwelenbesetzten Dolchen tötete. Er seufzte und dachte an ihren nächsten Besuch im Haus eines Schlachters im Griechenviertel.
    Â»Bruder Pius, der dritte Tote, war ein Cluniazenser aus Spanien. Soweit bekannt, ist er niemals in Frankreich gewesen, hatte nichts mit John oder Guido zu tun und arbeitete niemals für Bohemund.«
    Â»Augenblick! Jetzt warte mal«, warf Roger erbost ein. Er blieb auf der Stelle stehen, fuhr herum und trat Geoffrey entgegen. »Was willst du damit andeuten? Nur weil du Tankreds Mann bist, heißt das noch lange nicht …«
    Â»Nun mal langsam!«, sagte Geoffrey und unterbrach Roger mit einer Handbewegung. »Ich behaupte nicht, dass Bohemund dafür verantwortlich ist, sondern dass diese Todesfälle möglicherweise ein Angriff auf ihn sind. John und Guido standen in seinen Diensten, und nun haben wir erfahren, dass Jocelyne gelegentlich als Schreiber für ihn tätig war.« Er fasste Roger am Arm und zog ihn weiter. »Das ist bisher unser einziger wirklicher Hinweis. Wir müssen ihm nachgehen.«
    Roger gab zögernd nach, und sie liefen das kurze Stück zum griechischen Markt. In der Straße der Fleischer ließ die Geschäftigkeit bereits nach, da die Ruhezeit während der Mittagshitze nahte. Die Luft war schwarz vor Fliegen, und der Geruch nach Blut und sonnengedörrtem Fleisch war so überwältigend, dass Geoffrey kaum zu atmen wagte. Er versuchte, durch den Mund Luft zu holen, wie Roger. Das führte allerdings nur dazu, dass er die verpestete Luft ebenso schmecken wie riechen konnte, und das machte alles noch schlimmer.
    Sie fanden sehr schnell den Verkaufsstand des Ziegenschlachters, der den Leichnam von Bruder Pius entdeckt hatte: Tankreds Schreiber hatte Yusef Akiras Laden als denjenigen beschrieben, vor dem die ältesten und dunkelsten Blutflecken zu finden waren und der sich durch das schmutzigste Vordach auszeichnete. Er war wirklich nicht schwer zu erkennen.
    Geoffrey kämpfte gegen den Drang an, sich ein Tuch vor Mund und Nase zu binden, und betrat die Schlachterei. Diese war kaum mehr als eine fensterlose Grotte, mit verschiedenen bedrohlich wirkenden Haken in der Decke und darunter einem sanft abfallenden Boden mit einem Loch in der Mitte. Als der Boden sich zu bewegen schien, glaubte Geoffrey im ersten Moment, dass ihm die Augen einen Streich spielten. Doch bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es dort von Fliegen und Maden wimmelte, die sich an dem trocknenden Blut gütlich taten.
    Fletcher, der mit ihm hineingegangen war, zog sich hastig wieder zurück, und selbst Roger blieb nur unter dem Torbogen stehen und ging nicht weiter. Geoffrey setzte behutsam einen Fuß vor den anderen und hätte am liebsten wieder kehrtgemacht. Er bemerkte, dass sein Hund freudig auf etwas herumkaute. Was auch immer es war – Geoffrey hoffte, es würde das Tier nicht krank machen. Der Hund war keine angenehme Gesellschaft, wenn ihm unwohl war.
    In der Mitte des ganzen Unrates saß ein Mann auf einem Hocker. Er lehnte mit dem Rücken gegen die Wand, um ein wenig von ihrer Kühle aufzunehmen. Er schnarchte leise mit weit offenem Mund, ungeachtet der Fliegen, die über sein Gesicht krabbelten. Geoffrey trat sacht gegen den Hocker und beobachtete, wie der Schlachter langsam ins Land der Lebenden zurückfand. Dies ging mit einigen der abstoßendsten Laute einher, die der Menschheit bekannt waren. Akira rieb sich mit einer schmutzstarrenden Hand über das Kinn und betrachtete die Ritter verschlafen.
    Â»Was willste?«, nuschelte er auf Griechisch. »’was mageres Fleisch? Hab noch gute Stücke hinten im

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