Das Geheimnis der Heiligen Stadt
ohnehin WeiÃwein«, sagte er. »Und ich werde mich nach diesem Schlammumschlag erkundigen. Die Schmerzen sind mitunter unerträglich, und alle anderen Heilmittel, die ich ausprobiert habe, blieben wirkungslos. Doch ich sollte Euch nicht mit meinen Leiden behelligen. Ich habe gehört, Ihr untersucht im Auftrag des Vogts diese furchtbaren Morde?«
Geoffrey nickte. »Ich würde gerne mit der Person sprechen, die Bruder Lukas aufgefunden hat, und mit jedem, der ihn gut kannte.«
»Es war Bruder Celeste, der Lukas aufgefunden hat«, sagte Almaric und zeigte mit einem Nicken auf den wenig liebenswürdigen Mönch. »Und Ihr irrt Euch, wenn Ihr Lukas einen Bruder nennt. Er war weder ein Mönch noch ein Priester. Als wir Kreuzfahrer das Heilige Grab übernommen haben, wurde ein GroÃteil der griechischen Gemeinde von der Verwendung der Kirche ausgeschlossen. Nur Lukas lieÃen wir bleiben, weil wir nicht wussten, wie wir ihn loswerden sollten. Er war taub und stumm und stark verwachsen. Als die Griechen abzogen, fuhr er einfach fort, hier seinen Pflichten nachzugehen â den Boden zu wischen und gelegentliche Routinearbeiten für die Küche zu verrichten. Zweimal wurde er gewaltsam hinausgeworfen, doch er rappelte sich einfach nur auf und ging zurück nach drinnen. Ich bewunderte seine verbissene Hingabe und erlaubte ihm zu bleiben. Doch obwohl er eine Mönchskutte trug â ein abgelegtes Stück, das man ihm überlassen hatte â, war er ein Laie.«
»Hatte er irgendwelche speziellen Bekannten?«
Almaric schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Er konnte nicht sprechen, und er konnte nicht hören. Die Brüder hier behandelten ihn stets freundlich, doch er hatte keine besonderen Freunde. Nicht einmal Familie.«
Geoffrey wandte sich Celeste zu. »Bitte erzählt mir, was geschah, nachdem Ihr Lukas tot aufgefunden hattet.«
Celeste wirkte verärgert. »Ich habe bereits den Leuten des Patriarchen alles erzählt, was ich weiÃ. Fragt sie.«
»Ich frage Euch«, sagte Geoffrey in trügerischer Sanftheit. Er hätte zu gerne gewusst, weshalb so viele Leute sich als so wenig hilfsbereit erwiesen, und er empfand es zunehmend als Ãrgernis.
Mit einem Blick auf Vater Almarics gütiges Gesicht gab Celeste nach. »Es war dunkel. Ich ging durch die Kirche, wie immer, um mich zu vergewissern, dass alles abgeschlossen ist. Da sah ich jemanden auf dem Boden liegen. Es war Lukas, und man hatte ihm in den Rücken gestochen.«
»Gestochen, womit?«
»Mit einem Messer«, verkündete Celeste bedeutungsschwer. »Wie das, welches Ihr selbst in diese heiligen Mauern gebracht habt.«
»Wie dieses hier?«, fragte Geoffrey überrascht. Er zog den Dolch und hielt ihn Celeste entgegen. Celeste stieà einen scharfen, entrüsteten Atemzug aus, und Almaric griff ein.
»Steckt Eure Waffe fort, Herr Geoffrey«, sagte er sanft. »Celeste tut recht daran, das zu beanstanden. Wir mögen keine Waffen in diesem Gotteshaus.«
»Aber sah das Messer, mit dem Lukas ermordet wurde, diesem hier ähnlich?«, beharrte Geoffrey. Er hielt die Waffe so, dass Celeste den einfachen Griff und die gerade Klinge sehen konnte.
Celeste schaute es mit übertriebenem Abscheu an. »Nein. Das wohl nicht. Es sah irgendwie anders aus. Der Griff war bunter, und es war gröÃer.«
»Was war mit der Klinge?«, fragte Geoffrey. »War sie wie diese hier, oder sah sie anders aus?«
»Von der Klinge konnte ich nicht viel sehen«, erwiderte Celeste gewichtig, »denn sie steckte in dem armen Lukas. Doch sie schien eher gebogen zu sein als gerade wie die Eure. Ich bedeckte den unglücklichen Mann mit einer der Decken, die wir aus Sorge um die Gesundheit der Pilger stets hier bereithalten â denn wenn die Pilger nach ihren langen Reisen diesen heiligen Ort erreichen, sind sie oft kränklich. Dann rief ich um Hilfe. Weitere Brüder kamen herbei, und ich ging persönlich, um Vater Almaric zu holen.«
»Also war stets jemand bei dem Toten, von dem Augenblick, wo Ihr ihn gefunden habt, bis �«
»Bis jetzt«, stieà Celeste hervor. »Wenn der Tod so unvermittelt zuschlägt, ist die Seele in ernsthafter Gefahr. Wir hielten sofort die Totenwache für ihn.«
»Und wer hat das Messer aus seinem Rücken gezogen?«
Celeste runzelte die Stirn. »Nun, das war eine
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