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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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ein, und da war er. Er lag über seinem Pult mit dem Strick fest um seinen Hals.«
    Â»Was hast du getan?«
    Â»Getan? Wie meint Ihr das?«
    Â»Hast du den Toten näher angeguckt? Hast du den Strick gelöst? Hast du um Hilfe gerufen?«
    Marius schaute verwirrt drein. »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich berührte ihn an der Hand, aber die war kalt. Danach rannte ich um mein Leben.«
    Geoffrey wandte sich einer der Wachen zu und ließ sie Tom Wolfram herbeiholen, um ihre Pferde zu satteln. In der vergangenen Nacht war er zum Palast des Patriarchen gelaufen, doch nachdem man ihn dabei verfolgt hatte, wollte er heute lieber reiten und auf den breiteren, belebteren Straßen bleiben.
    Hugo wies auf Marius. »Ich sorge dafür, dass er sicher in der Kapelle untergebracht wird. In einer Kirche wird ihm niemand ein Leid zufügen.«
    Â»Nein«, sagte Geoffrey. »Bring ihn auf mein Zimmer. Lass den Hund bei ihm. Der taugt vielleicht nicht viel, wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt, doch sein Gebell könnte den Mörder abschrecken, wenn er auf Heimlichkeit Wert legt.«
    Â»Da kann ich noch mehr tun«, verkündete Hugo. »Ich bleibe selbst bei Marius. Ich habe vielleicht etwas zu viel von diesem hervorragenden Wein, aber ein betrunkener normannischer Ritter nimmt es immer noch mit zehn nüchternen Lothringern oder Johannitern auf – oder wer auch immer kommen könnte.«
    Â»Vorsicht«, warf Geoffrey warnend ein, als er die Furcht auf dem Gesicht des Mönchs bemerkte. Er fasste Hugo am Arm und führte ihn außer Hörweite des Schreibers. »Sprich mit Marius. Schau, was du herausfinden kannst. Stell fest, ob er noch irgendetwas weiß, was er nicht auf Tankreds Schriftrolle festgehalten hat – etwas, was er damals für unwichtig hielt, das aber heute eine Bedeutung haben könnte.«
    Hugo nickte, schaute aber unbehaglich drein. »Gib Acht, Geoffrey. Wenn du bis zum Morgengrauen nicht zurück bist, schicke ich einen Rettungstrupp.«
    Roger bedeutete der Wache, die Tore zu öffnen, und sie ritten hinaus. Wolfram hatte eine Lampe mitgebracht, und Geoffrey unterdrückte ein resigniertes Seufzen.
    Â»Diese Lampe gibt ein exzellentes Ziel für Bogenschützen ab«, stellte er fest, während er neben dem jungen Sergeanten ritt. »Und außerdem trägst du schon wieder nicht dein Kettenhemd.«
    Wolfram schaute ihn schuldbewusst an und löschte rasch die Lampe. »Ich dachte nur, dass wir vielleicht sehen wollen, wo wir langreiten.«
    Â»Vertrau deinem Pferd, Junge«, rief Roger von hinten. »Und lerne, die Schatten zu lesen.«
    Â»Die Schatten lesen?«
    Geoffrey unterdrückte seine Ungeduld. Dieses Thema war er mit Wolfram schon einmal durchgegangen, aber der junge Mann lernte nur langsam.
    Â»Hör auf die Geräusche um dich herum«, erklärte er. »Mach dich mit den Lauten der Nacht vertraut, damit du fühlst, wenn damit etwas nicht in Ordnung ist. Achte auf die Stimmung deines Pferdes. Wenn es unruhig ist, spürt es vielleicht eine Gefahr, die du noch nicht wahrnehmen kannst.«
    Wolfram nickte, und Geoffrey ließ Roger die Belehrung fortsetzen, während er selbst sein Pferd vorantrieb. Die Straßen waren pechschwarz, denn die Nacht zeigte sich inzwischen wolkenverhangen, und der Mond war verdeckt. Irgendwer hatte seinen Garten bewässert, und der strenge Geruch nach nasser Erde hing in der Luft. Ein Insekt summte hoch und winselnd an Geoffreys Kopf vorbei, und weiter die Straße hinab saß eine Katze auf einer hohen Mauer und jaulte gefühlvoll. Geoffrey glaubte, laufende Schritte in einer Gasse zur Rechten zu vernehmen. Er strengte die Augen an, um im Dunkeln etwas zu erkennen. Doch da war nichts.
    Sie erreichten ohne Zwischenfälle den Palast des Patriarchen und schlugen gegen die Tore, um Einlass zu erhalten. Beinahe sofort schwangen die Türflügel auf, und schläfrig dreinblickende Araberjungen wurden hochgescheucht, um sich ihrer Pferde anzunehmen. Die Wache wirkte überrascht, als Geoffrey ihr erzählte, weshalb er gekommen war. Sie ließ nach dem Hauptmann schicken. Der Hauptmann blickte ungläubig, führte sie aber gefälligerweise zum Skriptorium. Geoffrey nahm an, dass Marius durch eine unbewachte Seitentüre geflüchtet war, ohne jemandem von seinem Fund zu berichten.
    Der Palast war ein prachtvolles Bauwerk und um einen großen,

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