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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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gehört doch zu Tankreds Leuten, nicht wahr?«
    Â»Herr Geoffrey hat die Erlaubnis, nach eigenem Ermessen zu meinem Nutzen zu handeln«, warf Tankred aalglatt ein. Geoffrey war erleichtert, denn er hätte nicht gewusst, wie er diesem Einwand begegnen sollte, ohne zuzugeben, dass er in dieser Angelegenheit bereits für Tankred ermittelte. Und das war eine Sache, die Tankred offensichtlich vor dem Patriarchen geheim halten wollte.
    Bedächtig wandte Daimbert sich Tankred zu. »Wirklich? Aber ist es nicht verdächtig, dass dieser Ritter in meinen Palast kommt und dann über dem Leichnam eines der wenigen Männer gefunden wird, der Einzelheiten über diese eigenartigen Morde kennt? Zumal Euer Mann auch noch offen einräumt, dass er ohne Eure Einwilligung oder Euer Wissen für den Vogt arbeitet.«
    Vollkommene Stille senkte sich über den Raum. Geoffrey schaute von Daimbert zu Tankred und fragte sich, wie er sich in diese Sache hatte verwickeln lassen – in die kleinlichen Intrigen der Krieg führenden Herren, die sich mit allen Mitteln Macht und Besitz sichern wollten. Melisende Mikelos hatte Recht gehabt, die Rechtsprechung von Männern wie dem Vogt oder dem Patriarchen zu fürchten.
    Â»Wie auch immer«, fuhr Daimbert sanft an Geoffrey gewandt fort. »Ihr habt Euch nicht verstohlen hereingeschlichen, und mein Hauptmann hat mir versichert, dass Dunstan bei Eurer Ankunft bereits tot war. Ich nehme an, wir können davon ausgehen, dass Ihr für seinen Tod nicht verantwortlich seid. Ihr habt gesagt, Bruder Marius wäre zu Euch gekommen?«
    Geoffrey nickte. Er wollte nicht erwähnen, dass der Schreiber aus dem Palast geflohen war, da er befürchtet hatte, dass sich der Mörder noch darin herumtrieb.
    Â»Und was könnt Ihr uns über Dunstans Tod erzählen?«, fuhr Daimbert fort. »Nur sehr wenig«, gab Geoffrey wahrheitsgemäß an. »Ein Strick war um seinen Hals gebunden, und er ist gestorben.« Mit der Hand zeigte er auf die am Boden liegende Leiche. »Bei unserer Ankunft lag er über dem Pult, und es sah aus, als hätte er bei seinem Tod daran gesessen und wäre nach vorne gefallen.«
    Â»Und Ihr habt ihn auf den Boden gelegt?«
    Geoffrey nickte. Daimbert beugte sich vor, schaute auf das Gesicht seines toten Mönchs und seufzte. »Wie bedauerlich. Dunstan hatte die beste Handschrift von Jerusalem, und ich benötige dringend Schreiber mit guter Handschrift. Ganz besonders solche, denen man vertrauen kann.« Er schaute sich zu den Mönchen hinter ihm um. Obwohl er niemand Besonderen anblickte, löste er einiges Hin- und Hergeschiebe und Erröten aus. Er wartete ab, bis die Mönche wieder still geworden waren, und entließ sie mit einer Handbewegung, die eher geringschätzig als väterlich war. Als die Schritte des letzten auf der Treppe verhallt waren und man sie im Raum darunter mit aufgeregten Stimmen über den Mord sprechen hörte, wandte Daimbert sich wieder Tankred zu.
    Â»Ich habe nun einen Vertreter zu wenig, und Ihr vertraut diesem Mann anscheinend. Wollt Ihr ihn mir ausleihen, damit er sich für mich diesem Fall widmet?«
    Ausnahmsweise war Tankred vollkommen überrascht. Er machte den Mund auf, brachte aber kein Wort heraus. Schließlich blies er die Wangen auf und nickte widerstrebend.
    Â»Gut.« Daimbert wurde geschäftsmäßig. »Wir alle sind einer Meinung. Hinter diesen Morden steckt mehr, als es den Anschein hat, und ich fürchte, dass diejenigen, die diese Verbrechen zu verantworten haben, darauf aus sind, die Sicherheit unseres Königreiches hier zu erschüttern. Es stehen so viele gegen uns: die Sarazenen, die Juden, die Griechen. Nicht jeder ist mit der Herrschaft Gottfrieds von Bouillon zufrieden, und das könnte durchaus ein persönlicher Angriff gegen ihn sein. Er nimmt das offenbar an, wenn er in dieser Angelegenheit eine Untersuchung veranlasst hat.« Daimbert hielt kurz inne. »Ich verlange nicht von Euch, dass Ihr zwei Herren dient, Herr Geoffrey. Ich würde mir nur wünschen, dass Ihr all Eure Entdeckungen ebenso an mich wie an Gottfried weiterleitet. Vorzugsweise zuerst an mich.«
    Geoffrey blickte Tankred an und erhielt von ihm ein fast nicht wahrnehmbares Nicken. Geoffrey fragte sich, wie lange das so weitergehen sollte: Wie viele weitere Fürsten des Heiligen Landes würden noch versuchen, sich seine Dienste zu sichern, bevor die

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