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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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viereckigen Innenhof angelegt. Auf der einen Seite befanden sich eine kleine Kapelle und die öffentlichen Räumlichkeiten des Patriarchen, während seine persönlichen Gemächer und die Unterkünfte seines Gefolges auf der gegenüberliegenden Seite lagen. Das Skriptorium und die Unterkünfte der Mönche erstreckten sich dazwischen in einem dreistöckigen Gebäude. Im unteren Geschoss befand sich ein Refektorium, darüber ein Schlafsaal und im obersten Stockwerk das Skriptorium, das mit großen Fenstern versehen war, um möglichst viel Tageslicht einzulassen.
    Der Hauptmann führte Geoffrey und Roger über knarrende Stufen ins Obergeschoss, vorbei an dem Refektorium, aus dem ein muffiger Fettgeruch drang, und am Schlafsaal der Mönche, der muffigen Schweißgeruch verströmte. Das Skriptorium war in Schwärze gehüllt, und zuvorkommend entzündete Wolfram seine Lampe. Geoffrey nahm sie und trat ein.
    Es war ein einfacher, rechteckiger Raum. Zwei lange Pultreihen waren so aufgestellt, dass sie das Sonnenlicht bestmöglich nutzten. Zwischen den Fenstern säumten Regale die Wände. Darauf lagen braun eingebundene Bücher und sauber aufgestapelte Schriftrollen. Metallischer Tintengeruch schwebte im Raum, und der helle Holzboden war mit vielfarbenen Tintenklecksen übersät.
    Bruder Dunstan lag lang ausgestreckt auf einem der Pulte am hinteren Ende des Raumes, wie eine große schwarze Schnecke mit großem, aufgewölbtem Körper. Sein Kopf hing beinahe bis zum Boden herab, während seine Beine abgewinkelt hervorstanden. Der Hauptmann zog scharf den Atem ein und murmelte, dass er davon dem Patriarchen Meldung machen müsse.
    Geoffrey wartete, bis seine Schritte verklungen waren, dann befahl er Wolfram, niemanden einzulassen, bis der Patriarch eintraf. Die unüberlegte Flucht des Hauptmanns über den Holzboden hatte die Mönche im Raum darunter aufgeweckt, und schon forderten nörglerische Stimmen Auskunft, was hier vorging. Es war nur eine Frage der Zeit, ehe sie nachsehen würden, und es gab Dinge, die Geoffrey tun wollte, ohne dass die Mönche Zeuge wurden.
    Roger half ihm, Dunstans Leichnam vom Pult zu heben und auf den Boden zu legen. Rasch öffnete Geoffrey das Fach an der Seite des Pultes und durchstöberte es. Darin befand sich ein Haufen gebrauchter Pergamentstücke, die sauber abgeschabt und erneut verwendet werden sollten. Dazu kamen alte und zerbrochene Federkiele, undichte Tintenfässer und ein sauber eingepacktes Bündel mit den widerlich süßen griechischen Törtchen, die Geoffrey besonders verabscheute.
    Â»Die braucht er wohl nicht mehr«, stellte Roger fest, beugte sich an Geoffrey vorüber und griff nach dem Päckchen. Dann ließ er es vorne unter seinen Wappenrock gleiten. »Ritterliche Beute nach gewaltsamem Tod«, fügte er als Antwort auf Geoffreys stumm missbilligenden Blick hinzu. »Und du machst da auch nichts anderes«, ergänzte er noch, als er sah, wie Geoffrey die Pergamentstreifen unter den eigenen Wappenrock steckte. Geoffrey ersetzte das, was er aus Dunstans Fach entfernt hatte, durch eine Hand voll Blätter von einem anderen Pult. Roger sah ihm mit gerunzelter Stirn zu.
    Als Nächstes kniete sich Geoffrey neben der Leiche nieder und untersuchte den roten Striemen am Hals des Schreibers. Das Seil, mit dem er erdrosselt worden war, hing immer noch darum und ringelte sich über den Boden. Verwirrt runzelte Geoffrey die Stirn, und Roger ließ sich neben ihm nieder.
    Â»Was ist los?«, flüsterte er und warf einen Blick auf die Tür. Draußen im Hof wurde Unruhe laut, und es erklangen Rufe. Durcheinander laufende Schritte waren zu hören.
    Â»Dieses Seil«, sagte Geoffrey und hob ein Ende auf. Er drehte es zwischen den Fingern. »Es ist sehr dick, um jemanden zu erwürgen, nicht wahr?«
    Â»Es hat seinen Zweck erfüllt«, stellte Roger nüchtern fest.
    Â»Wenn ich jemanden erdrosseln wollte, würde ich kein solches Seil dafür verwenden«, sagte Geoffrey mit nachdenklichem Blick.
    Â»Manchmal sagst du schon merkwürdige Sachen«, merkte Roger an. »Vielleicht hat der Mörder nicht die Zeit gehabt, sich was zu suchen, was eher deinem Geschmack entspricht. Vielleicht war es die erste Waffe, die er in die Hand bekam.«
    Â»Und ich würde auch keinen Knoten hineinmachen«, fuhr Geoffrey fort und schaute auf den Leichnam hinab.

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