Das Geheimnis der Heiligen Stadt
ehrgeiziger Mann und Gottfried ein verzweifelter. Er weià sehr gut, dass man versucht, ihm die Macht zu entwinden. Ihr arbeitet nun für drei der mächtigsten Männer im Heiligen Land. Ich hoffe, die Schachzüge der beiden gegeneinander werden Euch nicht zermalmen.«
Das hoffte Geoffrey auch, vor allem wenn er an Courrancesâ Andeutungen dachte, dass der Patriarch an den Morden keinesfalls unbeteiligt war. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«, fragte er.
Tankred lächelte leicht. »Ich kann nur meine Warnung wiederholen und die Befürchtung, dass mächtige Leute in diese Angelegenheit verwickelt sind â vielleicht sogar einer Eurer Auftraggeber. Andererseits könnten es auch ganz einfach die Griechen oder die Araber sein. Wenn ich mehr wüsste, würde ich es Euch sagen, denn ich möchte dieses Durcheinander so schnell wie möglich geklärt sehen. Morgen beim ersten Tageslicht breche ich nach Haifa auf. Mir ist bei all diesen Morden nicht ganz wohl in Jerusalem. In Haifa ist es sicherer für mich.«
»Haifa?« Geoffrey fühlte, wie seine Neugier erwachte. Haifa war eine der wenigen Städte in Tankreds Fürstentum, die ihm immer noch Widerstand leisteten.
»Ich möchte die Stadt zwingen, sich mir zu ergeben. Das erreiche ich hoffentlich durch einen Sturmangriff, doch ich bin auch zu einer Belagerung bereit, wenn es nötig sein sollte.« Er grinste jungenhaft. »Ich würde lieber kämpfen als herumzusitzen und zu warten. Doch so oder so, am Ende wird Haifa mir zufallen.«
»Ãber Haifa habe ich viel gelesen«, fing Geoffrey begeistert an. »Es ist auf der einen Seite vom Meer geschützt und auf den anderen von Mauern, die mit Wachtürmen versehen sind â¦Â«
»Was Ihr gelernt habt, könnte sehr wichtig für mich sein«, sagte Tankred und unterbrach ihn behutsam. »Ganz besonders, wenn wir gezwungen sind, die Stadt zu belagern. Doch ich brauche Euch hier. Wenn Jerusalem fällt, egal ob an die Araber, die Griechen, die Juden oder irgendwelche Christen, dann werde ich kein Fürstentum mehr haben, in dem ich herrschen könnte. Erstattet Gottfried Bericht und behaltet ihn dabei sorgfältig im Auge. Haltet auch Daimbert auf dem Laufenden und beobachtet, wie die Dinge hier in seinem Palast laufen. Doch wenn Ihr irgendetwas Entscheidendes herausfindet, so haltet das vor ihnen verborgen und benachrichtigt mich zuerst. Wir werden über Boten in Verbindung bleiben.«
Geoffrey verbeugte sich vor Tankred und verabschiedete sich. Roger folgte ihm.
Sie holten die Pferde ab und ritten zurück zur Zitadelle. Die Luft war kühl, verglichen mit dem stickigen Palast des Patriarchen. Geoffrey schloss die Augen und lieà den erfrischenden Windhauch an sich vorüberziehen.
»Ich verstehe nicht, wie du so gelassen bleiben kannst«, brummte Roger neben ihm. »Im Sattel dösen, als würdest du ausreiten, um nach deinen walisischen Schafen zu sehen! Du hast dich in eine gefährliche Lage gebracht. Und wenn du nun herausfindest, dass Tankred hinter allem steckt? Was erzählst du dann Daimbert oder Gottfried?«
»Tankred würde mich die Sache nicht untersuchen lassen, wenn er daran beteiligt wäre«, sagte Geoffrey, plötzlich von groÃer Müdigkeit befallen. Er versuchte sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal eine volle Nacht durchgeschlafen hatte. Zwei Wochen lang war er drauÃen auf Patrouille gewesen, hatte nur kurze Nickerchen in Gräben oder hinter Steinen halten können. Und dann war er in diese Intrigen geraten. Er war zweimal knapp dem Tod durch eine aufgebrachte Menge entronnen, und den ganzen Tag lang war er in sengender Hitze durch die Stadt gewandert. »Du bist der Richtige, mir Vorhaltungen zu machen«, stellte er fest und drehte sich zu Roger um. »Du stehst jetzt sowohl bei Bohemund wie auch beim Patriarchen im Lohn.«
»Aber die beiden sind Verbündete«, protestierte Roger.
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Geoffrey. »Und bei Bohemund ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass er in Verrat verwickelt ist. Bedenke, was dein Herr in Marrat an-Numan getan hat: Er erzählte den Bürgern, dass ein jeder, der sich in der Halle bei den Toren versammelte, bei der Eroberung der Stadt verschont bleiben würde. Und dann, als sie bequem an einem Ort versammelt waren, schlachtete er sie allesamt ab.«
»Aber das
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