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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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blickte zu ihm auf und kicherte. »Dann werde ich sehen, dass Ihr beim nächsten Mal etwas bekommt.«
    Â»Beim nächsten Mal?«, fragte Melisende, die allmählich ihre Stimme wiederfand. »Was bedeutet das? Maria?«
    Maria lächelte kokett, während Geoffrey interessiert den Wortwechsel verfolgte.
    Â»Maria ist der Liebling aller Ritter der Zitadelle«, stellte Roger fest, worauf Maria bescheiden errötete. »Sie arbeitet in Abduls Palast der Freuden, immer freitagnachts.«
    Â»Und jeden zweiten Samstag«, fügte Maria eifrig hinzu. »Wenn ich bei meiner Herrin Melisende freihabe.«
    Melisende klappte der Unterkiefer hinab, und Geoffrey musste lachen. Maria war immer für einen Spaß zu haben und lachte mit, aber Roger war sich offenbar nicht sicher, was so lustig war.
    Â»Maria ist sehr gut«, protestierte er tapfer. »Eine von Abduls Besten. Da sind sich alle Ritter einig!«
    Melisendes Kiefer fiel noch ein Stück tiefer, und sie sah Maria bestürzt an. Geoffrey konnte sich vor Lachen kaum halten, während Roger immer noch verwirrt war.
    Â»Wie konntest du nur?«, brachte Melisende schließlich hervor. Ob sie damit allerdings Maria meinte und ihre Tätigkeit als Prostituierte oder Geoffrey, der über ihre Verlegenheit lachte, blieb ungewiss. »Ich benötige deine Dienste nicht länger«, ließ sie Maria kühl wissen, ehe sie abrupt auf den Fersen kehrtmachte und davonschritt.
    Â»Nein!« Maria war entsetzt. »Ich brauche diese Arbeit! Abdul kann mich höchstens zwei Abende die Woche beschäftigen. Was soll ich nur tun?« Sie sah Melisendes hochaufgerichteter Gestalt hinterher, die sich die Gasse entlang entfernte. Bestürzt drückte sie ihre zarten Hände vor den Hals. Dann versetzte Maria Roger einen kräftigen Stoß vor die Brust, der allerdings nicht die geringsten Auswirkungen zeigte. »Das ist alles deine Schuld!«, jammerte sie, wandte sich um und lief davon.
    Â»Bring sie zurück«, sagte Geoffrey zu Roger, während er noch gegen das Lachen ankämpfte. »Bring sie zurück. Ich rede inzwischen mit unserer Frau Kratzbürste.«
    Mit langen Schritten schloss er zu Melisende auf, die sich inzwischen schon weit die Gasse entlang vom Markt entfernt hatte. Sie ging steif vor Ärger und Entrüstung, und sie beachtete ihn gar nicht, als er neben ihr herlief.
    Â»Ihr solltet Euer Geschäft nicht allein lassen«, erinnerte er sie sanft. Sie blieb stehen und fuhr herum, um ihn anzusehen. Melisende erkannte, dass in den Tiefen seiner grünen Augen noch immer ein Lachen nachfunkelte, obwohl sein Gesichtsausdruck wieder ernst geworden war.
    Â»Lasst mich allein! Immer, wenn Ihr auftaucht, gibt es Ärger!«
    Â»Es ist nicht meine Schuld, dass Eure Gehilfin während ihrer freien Zeit noch anderen Beschäftigungen nachgeht«, versuchte Geoffrey es mit Vernunft. »Soweit ich weiß, arbeitet sie schon seit einigen Jahren für Abdul. Wenn das ihre Dienste für Euch bisher nicht beeinträchtigt hat, wo liegt dann das Problem?«
    Â»Wo liegt das Problem?«, wiederholte sie ungläubig. Sie schüttelte den Kopf. »Eine typisch normannische Ansicht! Ich bin eine angesehene Witwe – oder war es zumindest. Nun wurde mein Haus Schauplatz eines Mordes, und meine treue Gehilfin ist in ihrer freien Zeit eine Dirne.« Sie wandte sich von ihm ab, und Geoffrey sah Tränen in ihren Augen glitzern.
    Â»Damit hat Bruder Dunstan Euch also nicht erpresst?«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. »Nein«, sagte sie, nachdem sie die Fassung wiedergewonnen hatte. »Ich wurde nicht erpresst. Und ich kannte niemanden namens Dunstan. Und …«
    Â»Und?«, fragte er, als er ihr Zögern bemerkte.
    Â»Dunstan«, sagte sie und schaute beiseite. »Ein fetter Kerl mit einer Tonsur?«
    Das war keine sonderlich hilfreiche Beschreibung in einer Stadt, wo sich die meisten Mönche gerne gutem Essen hingaben.
    Â»Mit schwarzem, borstigem Haar und einer schmalen Narbe auf der Oberlippe«, half Geoffrey aus. Er versuchte, sich Dunstans aufgedunsene Gestalt vorzustellen, wie sie ausgesehen haben mochte, ehe er sich aufgehängt hatte.
    Â»Ja«, sagte sie und verzog nachdenklich das Gesicht. »Ja. Ich glaube, ich erinnere mich an einen Mann, auf den diese Beschreibung und der Name passen. Ich kannte ihn nicht besonders gut. Doch gelegentlich kaufte

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