Das Geheimnis der Heiligen Stadt
Platz als Dienstbotin einer respektablen Witwe wiedererhält.«
»Glaubst du wirklich?«, fragte Roger erfreut. »Gut. Ich mag Maria. Die Witwe Melisende mag ich allerdings nicht. Sie ist unangenehm forsch, wie die schottischen Frauen, die ich gelegentlich in der Heimat getroffen habe. Aber diese Maria â¦Â«
»Melisende muss in die Sache verwickelt sein«, unterbrach ihn Hugo, ehe Rogers Lobesrede allzu anschaulich wurde. »Da kommen zu viele Zufälle zusammen. AuÃerdem hast du selbst gesagt, dass sie deiner Ansicht nach lügt oder zumindest nicht die ganze Wahrheit sagt.«
»Irgendetwas hat sie mir ganz bestimmt verschwiegen«, bestätigte Geoffrey. »Kann sie vielleicht den armen John ermordet haben? Angriffslustig genug wäre sie sicherlich, und man muss nicht sehr stark sein, um einen Mann in den Rücken zu stechen. Aber dann müsste sie auch die anderen ermordet haben, denn das Vorgehen des Mörders war immer dasselbe. Und dann bleibt das Problem mit Lukas, der getötet wurde, während Melisende mit Tankred sprach.«
»Sie hat vielleicht einen Komplizen, der den Mord beging, um sie zu entlasten«, sagte Hugo. »Sie ist anscheinend eine kluge Frau und könnte mit Leichtigkeit einen weiteren Mord planen, der im Falle ihrer Festnahme ausgeführt werden soll.«
»Aber wenn du Recht hast, wäre es sehr dumm von ihr gewesen, John in ihrem eigenen Haus umzubringen«, wandte Geoffrey ein. »Warum nicht im Haus irgendeines anderen â wie zum Beispiel wieder bei Akira oder bei jemandem, zu dem sie überhaupt keine Verbindung hat?«
»Womöglich ist sie noch verschlagener, als du es dir vorstellst«, sagte Hugo. »Vielleicht war ihr klar, dass man über Dunstans Kuchen auf sie kommt â wenn er sie jemals aà und an der Vergiftung starb. Oder sie rechnete damit, dass man sie über Akira mit den Morden in Verbindung bringen würde, da dessen Tochter für sie arbeitet. Niemand hatte Akira verdächtigt, als man das Opfer in seinem Haus fand â womöglich glaubte sie, sie würde ebenfalls als unschuldige Dritte angesehen werden, wenn Johns Leichnam in ihrem Haus aufgefunden wurde.«
»Das ist ein gefährliches Spiel«, meinte Geoffrey. »So ein Plan kann auch übel schief gehen.«
»Das tat er«, stellte Hugo fest. »Er ging schrecklich schief. Als sie ihren Nachbarn Entsetzen und Abscheu vorspielte, wählte sie einen ungünstigen Zeitpunkt, denn zufällig kamst du gerade vorüber. Anstatt nach den Mönchen vom Heiligen Grab zu schicken â oder gar nach dem fetten alten Dunstan, ihrem Kunden â, sah sie sich plötzlich einer Schar Krieger gegenüber. Du hast sie festgenommen, sodass der Vogt sie befragen konnte. Sie hatte sich verrechnet. Die Mönche hätten ohne Zweifel mehr Mitgefühl für eine hübsche und verzweifelte Witwe gezeigt und sie niemals festnehmen lassen. Kein Wunder, dass sie dich nicht ausstehen kann. Du hast ihre wohl überlegten Pläne ordentlich durcheinander gebracht.«
»Womöglich ist sie eine Hexe«, warf Roger ein. »Das würde all die Intrigen und Morde erklären. Ich würde sie wieder einsperren und von den Kerkermeistern des Patriarchen befragen lassen. Sie wissen, wie man Hexen ein Geständnis entlockt.«
»Da bin ich mir sicher«, sagte Geoffrey. »Aber ich würde lieber die Wahrheit erfahren als irgendwelche Geständnisse, die ihr von den Kerkermeistern abgepresst wurden.« Er dachte scharf nach. »Aber selbst wenn all unsere Annahmen richtig sind â und wir können sicher nichts davon beweisen â, wüssten wir trotzdem nicht, warum diese Taten begangen wurden. Warum sollte eine griechische Witwe Mönche und Ritter ermorden und Dunstan vergiftete Kuchen schicken?«
»Nun, wir wissen, dass Dunstan ein Erpresser war«, sagte Hugo. »Das lässt sich also leicht erklären. Wir müssen allerdings immer noch herausfinden, welches Geheimnis er über sie herausgefunden hat. Und die griechische Bevölkerung hasst uns. Zuerst waren sie dankbar, als die Christen Jerusalem einnahmen und die Sarazenen vertrieben. Aber in Wirklichkeit hat sich ihr Leben seitdem kaum verändert. Sie haben einfach nur einen Herrn gegen den anderen eingetauscht. Also hat sich diese energische Witwe der Aufgabe verschrieben, die schlechte Behandlung der griechischen Gemeinde zu
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