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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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rächen.«
    Â»Maria meinte, dass Warner und d’Aumale in der Nacht von Dunstans Selbstmord bei Abdul waren«, merkte Roger beiläufig an, während er mit seinem Dolch zwischen den Zähnen herumstocherte.
    Â»Was?«, rief Hugo aus. »Willst du damit etwa sagen, dass sie für den skrupellosen Angriff auf mich und den unglücklichen Marius nicht infrage kommen?«
    Roger kratzte sich am Kopf. »Nun, Maria hat sie bei Abdul gesehen. Aber sie hat nicht mitbekommen, zu welcher Zeit sie gegangen sind.«
    Â»Verflucht!«, schimpfte Geoffrey. »Das bringt uns nicht weiter. Hat sie noch jemand anders gesehen?«
    Â»In dieser Nacht gab es dort so etwas wie eine Feier, und nach allem, was man hört, ging es ziemlich wild zu«, sagte Roger sehnsüchtig. »Buchstäblich jeder war betrunken, und es ist nun beinahe eine Woche her. Da dürfte sich kaum noch jemand erinnern, wann diese beiden Schurken gegangen sind.«
    Â»Verflucht!«, wiederholte Geoffrey. »Das heißt, sie können zu jeder beliebigen Zeit gegangen sein. So lässt sich ihre Unschuld an Marius’ Tod weder bestätigen noch widerlegen. Und das bedeutet, wir müssen sie immer noch für verdächtig halten. Und wenn es bei dieser Feier so ausschweifend zuging, wie du sagst, dann kann einer, oder sogar beide, jederzeit bei Abdul rausgeschlüpft und nach dem Mord an Marius zurückgekehrt sein.«
    Er stand auf und ging unruhig auf und ab, wobei er sich über das Kinn strich. »Das alles ergibt in meinen Augen keinen Sinn«, stellte er schließlich fest. »Wir haben viele Vermutungen, aber wir wissen gar nichts. Und wenn Melisende die Mörderin ist, wer hat dann Marius getötet und dich niedergeschlagen? Sie war das ganz bestimmt nicht. Sie hatte nicht die geringste Möglichkeit, ungesehen in die Zitadelle zu gelangen, selbst wenn sie heimlich an den Wachen am Tor vorbeikam. Es ergibt einfach keinen Sinn.«
    Â»Es ist ein Durcheinander«, stimmte Hugo zu. »Ich bin froh, dass es deine Aufgabe ist und nicht meine. Ich mache mir allerdings Sorgen darüber, was Courrances dir letzte Woche in der Kirche gesagt hat. Er hat dich schlau ausgetrickst. Ich kann dir nur versprechen, dass ich versuchen werde, dir bei der Auflösung zu helfen. Vielleicht lasse ich mich sogar überreden, mit dir rauszugehen. Immerhin macht es den Anschein, als hinge dein Leben davon ab. Was hast du als Nächstes vor?«
    Â»Abduls Palast. Heute Abend«, erwiderte Geoffrey prompt. Roger wirkte erfreut. »Ich will mal nachsehen, ob wir den Verbleib von d’Aumale und Warner vielleicht ernsthaft infrage stellen können. Und ich möchte mit Maria sprechen, wenn sie dort ist. Womöglich kann sie uns etwas über Melisende erzählen. Melisende behauptet, Maria wäre eine gute Dienstbotin, und gute Dienstboten sind oft unauffällig. Ihre Gegenwart wird von den Dienstherren häufig vergessen. Wer weiß, was Maria womöglich gesehen oder gehört hat? Möglicherweise kann sie uns sagen, womit Dunstan ihre Herrin erpresst haben könnte.«

    Den Rest des Vormittags über säuberte Geoffrey seine Waffen und besserte kleinere Schäden am Kettenhemd aus. Er hätte Helbye, Fletcher oder Wolfram befehlen können, das für ihn zu erledigen, aber wie jeder Ritter hatte er einmal gelernt, es selbst zu tun. Und nun vertraute er keinem anderen die Pflege der Ausrüstung an, die vielleicht sein Leben retten konnte.
    Roger und Hugo saßen bei ihm im Zimmer und plauderten müßig darüber, was sie mit den Reichtümern anfangen würden, die sie während des dreijährigen Kreuzzuges angesammelt hatten. Roger wetzte sein Schwert, während sie sich unterhielten, und prüfte die Schärfe der Klinge mit seinem hornigen, schmutzigen Daumen. Hugo lag mit den Armen unter dem Kopf auf dem Bett und blickte zur Decke. Die Glocke rief sie zum Mittagessen, das unvermeidlicherweise wieder aus Ziegenfleisch bestand. Dazu kam eine stark gewürzte Soße, Fladenbrot und ein Haufen unreifer Feigen, die nach Geoffreys Ansicht der Hauptgrund für die Darmbeschwerden unter den Rittern der Festung waren.
    Nach dem Essen, während die Hitze des Nachmittags den Horizont verschwimmen und die Stadt kochen ließ, senkte sich ein zeitweiliger Friede herab, und nur die Fliegen regten sich noch. Geoffrey hatte in der Nacht zuvor wenig Schlaf bekommen. Er zog sich auf

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