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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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persönlich zu begrüßen. Insbesondere Roger hieß er wie einen alten Freund willkommen. Rogers Augen flogen hin und her, über die Frauen, die sich auf zierlichen Liegen zur Schau stellten oder aufreizend zum Klang der Trommeln und Rababs * tanzten. Im Handumdrehen war er fort.
    Geoffrey war erleichtert, denn er wollte niemanden über Warner und d’Aumale befragen, während Roger zuhörte. Er beobachtete, wie sich Roger durch den Raum schlängelte, mit einer Grazie, die für einen Mann seiner Größe überraschend war. Geoffrey suchte sich einen Hocker am Rand, von wo aus er die Szenerie für eine Weile beobachten konnte, ehe er mit seinen Ermittlungen begann.
    Abduls Etablissement bestand aus einem großen Saal im Erdgeschoss und einem Gewirr kleinerer Räume im Obergeschoss, die man zum privaten Gebrauch mieten konnte. Doch es war das Erdgeschoss, das vor Leben pulsierte. Ein Trio schwitzender Musiker spielte lautstarke Missklänge mit hypnotisierendem Rhythmus. In diesem Getöse hörte man Männer rufen und lachen, während sie die Gesellschaft der Frauen genossen. Geoffrey erinnerte sich an Rogers Worte, dass er Frauen bevorzuge, mit denen er reden konnte. Er fragte sich, ob Abduls Musik womöglich mit Absicht so laut war, damit die Ritter nicht merkten, dass die Frauen kein Wort von dem verstanden, was sie sagten.
    Abduls Palast der Freuden bediente ausschließlich Ritter. Einfache Krieger wurden nicht eingelassen, gleichgültig, wie viel Beutegut sie auch anschleppen mochten. Abdul beschäftigte mehrere hünenhafte Kerle, denen man gewaltige Kräfte nachsagte. Sie hatten zum einen dafür zu sorgen, dass kein unwillkommener Gast eingelassen wurde, und zum anderen mussten sie von den Anwesenden die angemessene Bezahlung eintreiben.
    In dem Saal im Erdgeschoss hielten sich vielleicht dreißig Ritter auf, hauptsächlich Normannen, und in etwa dieselbe Anzahl Frauen. Die Frauen waren spärlich bekleidet, wie es Geoffreys Erfahrung nach in Hurenhäusern üblich war. Die Ritter trugen absonderliche Mischungen aus Kettenpanzern und Unterwäsche.
    Geoffrey trank Wein aus einem hübschen, edelsteingeschmückten Kelch und beobachtete die Zecher. Er hielt Ausschau nach Maria, aber sie war nirgendwo zu sehen. Vielleicht hatte Melisende sie nur unter der Bedingung wieder eingestellt, dass sie ihre Nebenbeschäftigung aufgab.
    Ein Ritter taumelte betrunken vorbei und stolperte über Geoffreys Füße. Er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, entschied allerdings, dass es der Mühe nicht wert war, und schlief auf der Stelle ein. Andere waren in ähnlicher Verfassung, lagen ausgestreckt über Stühlen, mit nach hinten geneigtem Kopf und offenen Mündern oder mit dem Gesicht auf dem Tisch. Am Morgen würden sie ganz gewiss nur noch sehr verschwommene Erinnerungen an diese Nacht haben. Geoffrey sank der Mut. Wie konnte er von solchen Leuten verlässliche Antworten über den Verbleib von Warner und d’Aumale erwarten? Und heute benahm man sich noch gemäßigt, während am fraglichen Abend eine ausschweifende Feier stattgefunden hatte, auf der es ohne Zweifel lauter und trinkfreudiger zugegangen war.
    Abdul glitt an seine Seite und rieb die öligen Hände. Er schenkte Geoffrey ein anzügliches Grinsen mit unnatürlich weißen Zähnen. Dieser fragte sich, ob Abdul sie mit weißer Farbe behandelt hatte.
    Â»Ihr seht unglücklich aus, mein Freund«, sagte Abdul schmierig. Seine Augen blickten überall hin, nur nicht auf Geoffrey. »Vielleicht kann ich Euch jemanden bringen, der Euch aufheitern kann?«
    Â»Ist Maria d’Accra hier?«
    Abduls Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an. »Vielleicht. Aber ihre Mutter war krank, und sie hat sieben Brüder und Schwestern, die sie ernähren muss, und … das sollte reichen. Danke, Herr.« Während Abdul die Münzen verschwinden ließ, folgte ihm Geoffrey durch das Knäuel tanzender Leiber zu den Treppen auf der anderen Seite des Saales. Rogers taktloses Winken und Zwinkern ignorierte er.
    Abdul führte Geoffrey die Treppe hinauf und durch mehrere schmale Flure, ehe er ihn in einem schmalen Vorraum mit Bänken an den Wänden warten ließ. Einige Augenblicke später schlich ein junger Mann vorüber und warf Geoffrey verärgerte Blicke zu. Abdul kehrte zurück. Er rieb die Hände aneinander wie eine Fliege ihre

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