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Das Geheimnis der Herzen

Das Geheimnis der Herzen

Titel: Das Geheimnis der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Holden Rothman
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zurückzuziehen.«
    »Ja«, sagte seine Frau. »Und raten Sie mal, wer sie gebeten hat?« Mit hochgezogenen Augenbrauen deutete sie auf Howlett.
    Dieser zuckte die Achseln. »Sie hatte nicht die Begabung, Arzt zu werden«, sagte er und schob abwesend ein paar Erbsen auf seine Gabel. »Viel zu unkonventionell.«
    »Ihre Puppen sind aus Wachs«, sagte ich, um das Thema zu wechseln.
    Kitty nickte. »Ja, das stimmt. Die älteste stammt aus dem Jahr 1760.«
    Ich schaffte es, das überraschte Entzücken zu zeigen, das Kitty erwartete. »Aus England, nehme ich an?«
    Wieder nickte Kitty. »Richtig. Wachs bedeutet immer England. In Frankreich verwendete man zu dieser Zeit Porzellan für die Köpfe.«
    »Meine Schwester und ich, wir hatten als Kinder Wachs puppen«, erzählte ich. So ganz stimmte das nicht. Die Puppen hatten alle Laure gehört. Ich hatte sie nur geduldet, als Trennwand, die ihre Bettseite von meiner abgrenzte. Aber die kleine Lüge schien Kitty zu gefallen, denn sie bot mir noch eine Portion Erbsen an.
    Ich streckte meine verletzte Hand nach der Schüssel aus, aber sie war zu schwer. Die Schüssel rutschte weg und kippte um, sodass sich der Inhalt auf dem Tisch verteilte. Ich versuchte, den Schaden mit meiner Serviette zu beheben, aber Kitty hielt mich zurück. »Das macht gar nichts«, sagte sie. Allem Anschein nach konnte sie gut mit Unfällen umgehen. Sie blieb ruhig und gelassen. Eine Dienerin wurde gerufen, und in kürzester Zeit war alles wieder in Ordnung. Ich setzte mich hin. Gerade hatte Kitty die Unterhaltung wieder aufgenommen und erzählte, wie jemand bei ihrem Hochzeitsessen Bratensoße verschüttet hatte, als plötzlich Revere einen lauten Schrei ausstieß.
    Er saß nicht mehr auf seinem Stuhl. In dem Durcheinander wegen der Erbsen hatte niemand gemerkt, dass er verschwunden war. Ich schaute erst Kitty fassungslos an, dann Howlett. Was war geschehen? Howlett beugte sich zur Seite und schaute unter den Tisch. Dann verschwand er aus unserem Blickfeld. »Kleiner Schlingel!«, rief er lachend.
    »Er sitzt da unten?« Kitty wollte ebenfalls nachschauen, aber ihr Kleid war so steif, dass sie es nicht schaffte.
    Ich lehnte mich zurück und neigte mich seitwärts, bis ich den Jungen sehen konnte. Und was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    »Was hast du da?«, fragte Howlett. »Gib es mir.«
    Er kroch zu seinem Sohn unter den Tisch. Man hörte ein kurzes Gerangel. Ich konnte Revere nicht ganz sehen, aber ich bekam mit, dass er meine Tasche festhielt und hektisch versuchte, das Glas wieder hineinzustopfen, doch sein Vater war schneller. Die Balgerei hörte auf, und kurz trat Stille ein – bis Howlett begriff, was er da in der Hand hielt. Er begann zu lachen.
    »Mein Sohn ist ein Schnüffler«, verkündete er, stand auf und klopfte sich die Hosenbeine ab. Zu meinem Entsetzen stellte er das Laborglas vor sich auf den Tisch. »Ich nehme an, das hier gehört Ihnen, Dr. White?«
    Ich wurde feuerrot und warf einen kurzen Blick auf die Gastgeberin, die allerdings keine Ahnung zu haben schien, was sich gerade abspielte. Sie lächelte, weil sie davon ausging, dass wir uns immer noch im Bereich der normalen gesellschaftlichen Umgangsformen befanden. Zögernd schaute ich Howlett an, dessen Augen schalkhaft blitzten. »Es stammt aus dem Museum«, stieß ich hervor. »Entschuldigen Sie bitte vielmals.«
    Kittys Gesicht veränderte sich. Sie schielte zu dem Glas hinüber, wandte aber blitzschnell den Blick wieder ab.
    Howlett grinste immer noch. »Ein bemerkenswertes Präparat.«
    Was sollte ich sagen? Der schlimmste annehmbare Unfall war eingetreten. Und ich konnte nichts rückgängig machen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, das Herz zu dieser Einladung mitzunehmen?
    Howlett widmete sich seinem Sohn, der nach einigem gu ten Zureden wieder unter dem Tisch hervorkam. Das Ding in dem Glas sei ein Herz, erklärte ihm sein Vater. Ob das Herz tot sei?, wollte der kleine Junge wissen. Howlett nickte. Ja, es sei tot, aber es gebe keinen Anlass, Angst davor zu haben. Man könne sehr viel daraus lernen, wenn man es studiere. Das sei auch der Grund, warum Dr. White es bei sich habe.
    Revere beäugte mich misstrauisch. Garantiert hielt er mich für eine Hexe, die einen Finger hatte, mit dem sie schießen konnte, und die in einer blutverschmierten Tasche ein Herz mit sich herumschleppte.
    Kitty Revere erhob sich abrupt. »Das reicht, Willie. Ich finde das vollkommen unpassend. Dieses Ding da«, sagte sie und

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