Das Geheimnis der Highlands
härter gegen seinen Rücken. »Was tust du, Hawk?« wollte sie wissen, aber er antwortete noch immer nicht.
Hawk erschauderte und kämpfte gegen die Schmerzen an, während seine Augen die Bäume absuchten. Er spürte, wie ihn die Kräfte verließen, aber er konnte der Schwäche noch nicht nachgeben. Nicht, solange er denjenigen, der versuchte, seine Frau zu töten, nicht gefunden und zur Strecke gebracht hatte. Doch die Sträucher blieben still. Der Attentäter war geflohen, aus welchem Grund auch immer. Hawk spürte, wie Erleichterung ihn durchströmte, als das Blut aus seiner Wunde floß.
Er taumelte und brach vor Adriennes Füßen zusammen, und sie schrie und schrie.
* * *
Im Dunkeln preßte sich Esmeralda eine Faust auf den Mund. Sie konnte spüren, wie Hawks Augen genau den Platz absuchten, an dem sie kauerte. Aber die Schatten waren selbst für seine Augen zu dicht, als daß er sie hätte durchdringen können.
Er drehte sich, und von der Seite konnte sie den Pfeil sehen, der durch die Wucht des Aufpralls immer noch vibrierte, direkt über seinem Herzen. Sie schloß die Augen und schluckte krampfhaft. Sie hatte ihn umgebracht! Der Pfeil war gemeingefährlich gezackt und konnte unmöglich entfernt werden, ohne seinen Brustkorb aufzureißen. Sie hatte ihn absichtlich so geformt, daß er beim Entfernen noch mehr Schaden anrichtete als beim Eindringen. So hatte sie sichergehen wollen, daß er sein Opfer spätestens beim Entfernentötete. Esmeralda verschmolz mit dem Waldboden und kroch durch das Unterholz, bis sie die Gewißheit hatte, in Sicherheit zu sein. Dann sprang sie auf die Füße und rannte blindlings los, ihr Bogen vergessen auf dem feuchten Boden des Waldes. Äste schlugen ihr ins Gesicht. Ein Schrei sammelte sich und klumpte sich in ihrer Kehle zusammen. Als sie über einen gefällten Baumstamm sprang, schluckte Esmeralda ein bitteres Schluchzen hinunter.
Eine Hand schoß hervor, schnell wie ein Blitz, und brachte sie zum Stehen. Mit schmerzhaftem Griff hielt Adam ihren Hals umfaßt und zog sie zu sich heran.
»Wo bist du gewesen, geliebte Hure?« Seine Augen waren übernatürlich hell.
Sie keuchte ihm ins Gesicht. Adam stierte sie an und schüttelte sie brutal. »Ich sagte, wo bist du gewesen?«
Als sie immer noch nicht antwortete, ließ Adam seine Hand ihren Hals hinauf zu ihrer Kehle gleiten und drückte zu. »Dein Leben bedeutet mir nichts, Zigeunerin.« Seine Augen waren so eisig wie seine Stimme.
Zögernd erzählte Esmeralda ihm alles und flehte Adam an, den Mann zu retten, den sie liebte, seine übernatürlichen Kräfte einzusetzen und sein Leben zu retten.
Also kannte sie seine Identität. Er war nicht überrascht. Die Roma besaßen ein großes Wissen über die urzeitlichen Pfade. »Wenn du weißt, wer ich bin, Zigeunerhure, dann weißt du auch, daß ich einen Dreck auf deine Wünsche gebe – oder auf die eines anderen, nebenbei bemerkt. Und mit Sicherheit kümmert mich nicht dein hübscher Hawk. Tatsächlich ist der Hawk der Hurensohn, den ich gekommen bin zu vernichten.«
Esmeralda erbleichte.
»Komm«, befahl er. Und sie wußte, daß er es nicht so meinte wie früher. Jetzt nicht mehr.
Kapitel 20
»Was soll das heißen, er will mich nicht sehen? Ich wünsche ihn zu sehen, also laß mich hinein«, argumentierte Adrienne. »Es sei denn, natürlich, er hat dir den Befehl gegeben, daß er ausdrücklich mich nicht im Zimmer haben möchte«, fügte sie gelassen hinzu. Hawk würde das nie tun.
Grimm rührte sich nicht.
»Das würde er nicht tun! Das kann nicht dein Ernst sein. Er … er …« Ihre Stimme verhallte, unsicher. Der Hawk würde sie nicht zurückweisen. Nun ja, bis jetzt hatte er es nicht getan, aber …
Mit ernstem Blick blockierte der unbeugsame Grimm die Tür.
Adrienne sah ihn forschend an. »Willst du mir erzählen, daß es mir verboten ist, die Gemächer meines Mannes zu betreten?«
»Ich habe meine Befehle, Mylady.«
»Ich bin seine Ehefrau !«
»Nun, wenn ihr Euch verdammt noch mal wie seine Ehefrau benommen hättet, wäre er vielleicht jetzt nicht hier drin!«
Grimms Augen blitzten wütend aus seinem scharf geschnittenen Gesicht.
»Oh!« Adrienne trat einen Schritt zurück, erschrocken über seine Wut.
»Ich habe meinem Freund ein schweres Unrecht angetan. Ich wünschte ihm etwas Furchtbares, was ich nun aus ganzem Herzen zurücknehmen würde, wenn ich nur könnte. Doch ich kann nicht.«
» Du hast es also gewünscht!« rief Adrienne
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