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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und wurden erträglich.
    Das Meerwasser, das sie anfangs als erfrischend empfunden hatte, ließ Reemke jetzt vor Kälte zittern. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht zu wimmern.

    Für einen Moment schloss sie die Augen, und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass der Mann sie immer noch umklammert hielt.
    »Es geht mir wieder gut. Wir können zurückschwimmen«, sagte sie mit zittriger Stimme.
    »In Ordnung. Ich zieh Sie jetzt langsam zum Strand zurück. Lassen Sie sich einfach treiben.«
    Benommen spürte Reemke seinen starken Arm, der sie von hinten umschlang. Nach und nach kamen sie der Insel näher.
    »Jetzt müssten Sie schon Boden unter den Füßen haben.« Der Mann hielt inne.
    Reemke versuchte aufzutreten, verzog aber schmerzverzerrt das Gesicht.
    »Probieren Sie es noch einmal. Ich glaube, es ist ganz gut, die Muskeln wieder zum Arbeiten zu bringen. Wenn sie sich lockern, dann hört der Schmerz auf.« Der Fremde legte ihr einen Arm um die Taille und schob sie langsam vorwärts.
    Als sie eine Pause einlegten, sah sie flüchtig zu dem Mann auf. Wasser rann von seinem hellen Haar und lief ihm über das Gesicht und den nackten Oberkörper. Die Augen hatte er vor Anstrengung zusammengekniffen. Der Mann war nicht viel größer als sie selbst. Sein Gesicht sah intelligent aus, aber seine Züge waren für einen Mann zu weich und verträumt, um wirklich reizvoll zu sein. Als der Fremde die Augen öffnete, sah Reemke, dass sie blaugrau waren.
    »Ich versuche es jetzt alleine«, sagte Reemke schnell und wandte den Blick ab. Das Wasser war schon viel flacher. Sie verlagerte vorsichtig das Gewicht auf den rechten Fuß. Es schmerzte, war aber auszuhalten. Sie stolperte aus dem Wasser und ließ sich in den Sand fallen.
    »Ich muss mich einfach nur kurz ausruhen«, sagte Reemke verlegen. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.«
    Der Mann setzte sich neben sie in den Sand. Endlich entspannte
sich ihr Beinmuskel, und Reemke probierte vorsichtig, das Bein zu bewegen.
    Sie lächelte dem Fremden zu. »Würden Sie mir mein Kleid und die Schuhe aus den Dünen holen?«
    Als er zurückkam, stand Reemke auf und bemühte sich, das Leinenkleid schnell über ihre dünne Wäsche zu ziehen. Doch ihre Hände zitterten so sehr, dass der Fremde ihr zur Hilfe kam. Er hielt das Kleid so, dass sie mit den Armen hineinfahren konnte. Seine Finger streiften ihren Rücken und verharrten kurz auf ihren Schultern.
    Reemke zuckte zusammen. Niemals zuvor war sie einem Mann so nahe gewesen. Sie schlug die Augen nieder und wich vor ihm zurück.
    »Das da draußen war äußerst gefährlich«, sagte der Fremde mit einem Kopfnicken zum Meer hin. »Machen Sie öfter so riskante Schwimmübungen?«
    Reemke schüttelte den Kopf. »So etwas ist mir noch nie passiert. Ich bin eigentlich eine gute Schwimmerin. Aber heute war ich erschöpft und unaufmerksam. Das wird nie wieder vorkommen«, schloss sie mit fester Stimme.
    Das unverhohlene Interesse des Mannes verwirrte Reemke. Er beobachtete sie, seit wieder fester Boden unter ihren Füßen war, und das machte sie unsicher. Unter anderen Umständen hätte Reemke sich schon längst verabschiedet, aber dieser Mann hatte ihr das Leben gerettet.
    Sie versuchte, von sich abzulenken. »Wer sind Sie eigentlich?«
    Der Fremde antwortete nicht. Er sah sie nur an, trat dann einen Schritt auf sie zu und strich mit der Hand über ihr Haar. Die Nadeln hatten sich längst im Wasser gelöst, und es hing in schweren Strähnen bis weit über die Schultern. Reemkes Körper versteifte sich.
    »Ich habe noch niemals solches Haar gesehen.« Das Lächeln,
das jetzt um seine Lippen spielte, veränderte ihn. Es verwischte die Weichheit seiner Züge und machte ihn attraktiv. Seine Augen wanderten über ihr Gesicht und glitten dann langsam über ihren Körper. Hastig schloss Reemke die oberen Knöpfe des Kleides.
    Der Mann trug nur eine helle Hose, aus der das Wasser troff, doch das schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Er wirkte völlig entspannt.
    »Wollen Sie mir nicht sagen, wer Sie sind?« Reemke konnte das Beben in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken. »Ich möchte gerne wissen, wem ich mein Leben verdanke.«
    »Michael Stammwitz, zu Ihren Diensten.« Er verbeugte sich leicht und lächelte spöttisch. »Von Beruf Genießer und in seiner Freizeit Maler. Zurzeit Gast der Insel Wangerooge mit feudaler Unterbringung in der Seebadeanstalt der geheimen Hofrätin. Mein Herr Vater hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um sich seinen

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