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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nur, weil wir gemeinsam sonst kein Unterkommen fanden. Was beschwor Vater mich, dieses eine Mal an Land zu bleiben! Er hatte Schlimmes vom Walfang gehört. Doch ich war ein junger unvernünftiger Bursche und wollte raus in die Welt. Wasser unter den Füßen haben und später ordentlich Geld in der Tasche. Schweren Herzens gab mein Alter schließlich nach.
    Die Arbeit war hart, mehr noch als auf der Margarete. Noch bevor es raus auf See ging, wurde mir eingeschärft, dass ich als Schiffsjunge zu gehorchen und das Maul zu halten hätte.
    Während die meisten Männer der Besatzung es sich noch gutgehen ließen, trug ich schon Körbe mit Torf aufs Schiff, der in der Kombüse als Brennstoff gebraucht wurde, und füllte den Bauch des Walfängers mit Fanggerätschaften. Außerdem musste der Proviant an Bord gebracht werden. Ihr würdet nicht glauben, wie viel vierzig Seeleute auf solch einer Reise für den Wanst brauchen! Fleisch und Brot, Tonnen voller Erbsen und Bohnen. Es wollte kein Ende nehmen. Nie war ich schnell genug, und immer gab es neue Arbeit, die auf mich wartete. Das änderte sich auch nicht, als wir auf See waren. Abends fiel ich todmüde in die Hängematte, mein Schlafplatz auf dem Schiff. Die Matrosen teilten sich jeweils zu dritt zwei
Kojen. Das ging ganz gut, denn einer von ihnen war immer auf Wache.
    Als wir in Grönland angekommen waren, verfluchte mein Vater die Reise. Da waren die eisige Kälte, in der wir knüppeln mussten, und die ständige Angst wegen dem unberechenbaren Treibeis. Über allem ein Nebel, der sich niemals auflöste. Selbst ein guter Kapitän hatte Schwierigkeiten, dort seinen Kahn zu steuern. Die Segel ließen sich kaum bergen oder setzten, denn der Frost machte sie hart und fest.
    Nachts kriegten wir kaum mal eine Mütze Schlaf. War es einem auf Deck tagsüber schon unheimlich mit all dem Eis, das barst und krachte, so wurde es unten, in den Schlafkojen und Hängematten, noch schlimmer. Wir fühlten uns wie im tiefsten Keller eingesperrt. Um uns herum ächzte und stöhnte das Holz des Schiffes, dazu das Bersten der Eisschollen. Ich hab mir manchmal sogar meine Socken in die Ohren gestopft, aber es half nicht. Es war, als ob die ganze Welt auseinanderbrechen wollte. Und zu alledem pfiff der Wind unheimliche Liedchen. Wer das erlebt hat, der weiß, wie es in der Hölle zugeht.
    Ich habe in diesen Nächten gestandene Männer weinen gehört. Und wer vorher nicht an Götter und Riesen geglaubt hatte, der tat es nun. Eisiges Wasser tropfte durch die Ritzen des undichten Decks, unter dem wir schliefen. Die Pfützen auf dem Boden stanken zum Himmel. Manchmal zündeten wir vor dem Einschlafen Lampen an, doch das herunterrieselnde Wasser löschte nur zu schnell die Funzeln.«
    »Aber Krischan, es muss doch aufregend gewesen sein, auf Walfang zu gehen!«, unterbrach Onno ihn.
    Krischan schnaubte verächtlich. »Aufregend? Knochenarbeit war es, von den kleinen Schaluppen und Eisschollen aus zu jagen. Außerdem bekam ich schnell heraus, dass es mir keine Freude machte, Wale zu töten.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Da habe ich mir an Land was vorgemacht, Onno. Ich sah
mich als stolzen Jäger im Eismeer. Träumte davon, die riesigen Tiere alleine zu erlegen und dafür Ruhm und Bewunderung zu ernten. Aber Pustekuchen! In Wahrheit tat mir das Herz weh, wenn Blut aus dem Blasloch des getroffenen Wals sickerte und das Meerwasser rot färbte. Und bald schon wünschte ich mir nur noch eines: nach Hause zu fahren!« Er nahm einen Schluck und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Und dann, endlich, war es so weit. Die Ausbeute konnte sich sehen lassen. Vater und ich fielen uns um den Hals und versprachen einander, dass wir für kein Geld der Welt jemals wieder einen Fuß auf solch einen Walfänger setzen würden.
    Ich freute mich wie ein Schneekönig und zählte die Tage, bis wir wieder zu Hause an Land gehen würden. Doch dann wurde Vater krank. Bei der letzten Jagd hatte ein Wal sein Boot zum Kentern gebracht, und Vater war ins Eismeer gefallen. Er hat sich zwar auf eine Eisscholle retten können, fing sich aber eine dicke Erkältung ein. Das Fieber stieg, und schließlich konnte er nicht mehr aus der Koje.
    Das Schiff hatte schon Heimatwasser unter den Planken, da ließ eine hohe Dünung bei ganz ruhigem Wetter uns die Farbe aus dem Gesicht weichen. Die Zeichen deuteten auf einen schweren Sturm hin. Der Kapitän ließ die oberen Segel bergen, und wir banden den Proviant und die

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