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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aufzuspielen«, sagte der Vogt ruhig. »Dr. Hoffmann ist so freundlich, dich verarzten zu wollen. Da brauche ich Jeels van Voss nicht mehr zu bemühen. Das wird er zu schätzen wissen, denke ich.«
    Bei der Nennung von Jeels’ Namen stieß Wiltert einen knurrenden Laut aus. Dann schlich sich etwas Lauerndes in seinen Blick.
    »Er brütet schon wieder irgendeine Teufelei aus«, ging es dem Vogt durch den Sinn. Wie gut, dass sie ihn hinter Schloss und Riegel gebracht hatten. Nun konnte er wenigstens keinen weiteren Schaden anrichten.
    »Ihr könnt mir eine weitere Lampe bringen und mich dann mit ihm alleine lassen. Dieser Mann ist auf mich angewiesen und wird sich hüten, mich anzugreifen.« Der Arzt ließ sich auf dem zweiten Stuhl in Wilterts Nähe nieder. Er sackte für einen Moment in sich zusammen und schloss stöhnend die Augen. Dann fasste er sich wieder. »Mir liegt daran, die Wunden rasch zu versorgen. Noch habe ich die Kraft dazu.«
    Mit merklichem Unwillen entfernte sich der Vogt. »Wir warten vor der Tür, bis Sie fertig sind. Ein Ruf genügt, und ich bin wieder drinnen!«
    An den Schweißperlen, die sich auf der Stirn des Arztes sammelten, war erkennbar, welche Anstrengung dieses Unterfangen ihn kostete. Nur mit Mühe überwand er einen erneuten Schwächeanfall. Dann griff er entschlossen nach seiner Tasche.
    »Sie sehen mehr tot als lebendig aus«, bemerkte Wiltert ohne eine Spur von Mitleid. »Schafft die junge Braut Sie so sehr?«
    Dr. Hoffmann rückte die Lampe zurecht, bückte sich über das hoch gelagerte Bein seines Patienten und zog es mit einer ruckartigen Bewegung näher zu sich heran. Wiltert schrie auf. Für einen winzigen Moment legte sich ein Ausdruck der Genugtuung auf die Züge des Arztes. Von diesem Kerl würde er sich nicht beleidigen lassen.
    »Na, zumindest wirst du jetzt nicht davonlaufen können«, sagte er trocken und fingerte in seinem Koffer nach Utensilien und Verbandsmaterial.
    Wiltert schoss wütende Blicke auf den Älteren. »Ihnen wird das Lachen noch vergehen. Ihr junges Liebchen wartet doch nur darauf, dass Sie ins Gras beißen.« Ein listiger Ausdruck huschte über Wilterts Gesicht. »Wer weiß, vielleicht sind Sie gar nicht wirklich krank. Was, wenn Ihre Schwäche willentlich herbeigeführt ist? Die Kleine legt Sie mit Hilfe ihres Liebhabers lahm, um Ihren gierigen Fingern zu entkommen.«
    Der Arzt arbeitete konzentriert und ließ sich von Wilterts Worten nicht beirren. Diesen stachelte das scheinbare Desinteresse des Älteren nur noch mehr an. Es war, als spüre er den Schmerz, den Nadel und Faden ihm bereiteten, gar nicht.
    »Wissen Sie, wer ihr Liebhaber ist?«
    Die Nadel rutschte seitlich ab, und Wiltert schrie auf. Für einen Moment schien es, als wolle er sich doch noch an seinem Helfer vergreifen. Doch dann ließ er sich keuchend zurücksinken.
    »Ha, Sie hören mir also doch zu. Ist wohl neu für Sie, dass Ihre Frau Ihnen Hörner aufsetzt.«
    Dr. Hoffmann gab keine Antwort. Eine Weile herrschte Schweigen. Der Arzt arbeitete verbissen weiter. Er wollte diese Arbeit möglichst schnell hinter sich bringen. Wollte fort von hier, fort von den Lügen und dem Gift in Wilterts Stimme.
Und er musste sich ausruhen, unbedingt. Mehr und mehr zitterte die Hand, die den Faden führte. Doch schließlich war der letzte Stich getan. Gekonnt verband der Arzt das Bein. Dann richtete er sich seufzend auf. Sein Gesicht war grau, und er schien um Jahre gealtert.
    »Es ist geschafft. Auf deinen Dank, der ohnehin nicht kommt, will ich gerne verzichten.« Mühsam stand der Ältere auf.
    »Warten Sie!« Wilterts drängende Worte ließen den Arzt herumfahren. Der Jüngere stemmte sich hoch und die Männer standen einander Auge in Auge gegenüber. »Eins will ich Ihnen noch mitgeben, damit Sie auf Ihrem Nachtlager auch was zum Nachdenken haben: Der Liebhaber Ihrer Frau, das ist dieser rothaarige Teufel. Ein Quacksalber, genau wie Sie. Und ich sage Ihnen noch was: Er kann zaubern! Ich weiß es. Nur so lässt es sich erklären, dass Ihr schönes Weib sich ihm hingibt.« Wilterts Augen funkelten und seine flüsternde Stimme klang beschwörend. »Es ist keine Lüge! Ich hab die beiden mit eigenen Augen gesehen. Am Strand haben sie es miteinander getrieben. Nicht weit vom Badehaus entfernt. Sozusagen direkt vor Ihren Augen. Schamlos hat sie ihr Kleid geöffnet, das Haar gelöst und ihre Fesseln gezeigt. Wer wollte da schon widerstehen? Auch ich habe kurz überlegt. Aber eine Hure des roten

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