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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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leise zu lachen. »Völlig durchgedreht«, sagte der eine und tippte sich an die Stirn.
    Wiltert fuhr herum. Niemand wusste später zu sagen, wie es geschehen konnte, aber plötzlich hielt er eine Waffe in der Hand und bedrohte damit die Menschen in seiner Nähe.
    »Niemand macht sich ungestraft über mich lustig.« Er nickte seinen Bewachern sowie Krischan und Jeels zu. »Ihr vier
steigt jetzt in die Kammer hinunter und holt Neeltje Jans herauf.«
    »Bist du nicht ganz gescheit? Das geht nicht!« Tedamöh, die sich auch von einer Pistole nicht so ohne weiteres einschüchtern ließ, baute sich vor Wiltert auf. »Schau doch mal nach draußen. Das Wasser wird ihnen bis zum Hals gehen, und der Sog wird sie hinaus aufs Meer treiben.«
    Wiltert lachte böse und fuchtelte mit der Pistole herum. »Wenn ihnen ihr Leben lieb ist, dann werden sie für mich die Göttin retten.«
    Mit einem plötzlichen Satz war er bei Wemke, ergriff sie und hielt ihr die Waffe an die Schläfe. »Dies mag vielleicht Ansporn sein. Zumindest für einen von euch.«
    »Lass sie los!« Jeels wollte Wiltert an die Kehle springen, doch Krischan hielt ihn zurück.
    »Ganz ruhig, mein Freund«, raunte er eindringlich. Besser, sie taten, was dieser Verrückte wollte. Sonst würde es vielleicht noch ein weiteres Unglück geben in dieser Nacht.
    »Jeels!«, rief in dem Moment Wemke. »Hör nicht auf ihn. Es ist zu gefährlich! Du wirst da unten ertrinken!« Offenbar war ihr kaum bewusst, in welcher Gefahr sie selbst schwebte. Dann gaben ihre Beine nach, und sie sank zu Boden. Wiltert packte Wemke unter den Armen und riss sie wieder hoch.
    »Ich habe lange auf diesen Moment warten müssen, aber ich werde für alles entschädigt werden, wenn das hier vorbei ist!« Er lachte wie über einen guten Scherz. Dann drückte er die Waffe fester gegen Wemkes Schläfe. »Vielleicht nehme ich dich mit, mein Herzchen. Wir beide werden ein gutes Leben haben, im Geld schwimmen. Diesmal wird der schlaue Jeels van Voss mir nicht dazwischenfunken!«, triumphierte er. »Er wird das bekommen, was er verdient. Ein kühles Grab!« Mit der freien Hand umklammerte er Wemkes Hals. Diese versuchte verzweifelt, mit den Fingern den Griff um ihre Kehle zu lockern.

    Jeels spürte, wie unkontrollierbare Wut in ihm aufstieg. Der Kerl war ja völlig verrückt. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. »Du lässt Wemke jetzt sofort los, oder…«
    »Oder was? Wenn du mich angreifst, Schwachkopf, dann bringe ich sie um!«
    Wiltert sah Jeels hasserfüllt an. Doch dieser war nicht mehr Herr seiner selbst. In seinem Kopf explodierte die Wut. Er stürzte sich auf Wiltert. Ein Schuss löste sich. Die Waffe fiel Wiltert aus der Hand, und Krischan packte sie. Alle schrien durcheinander. Diesen Moment der Verwirrung nutzte Wemke, um sich aus Wilterts Fängen zu befreien. Fluchend wehrte dieser sich gegen Jeels’ Angriff. Weitere Männer stürzten sich auf ihn, und Wiltert wurde zu Boden gerissen. Wie eine Schlange entwand er sich den Händen der anderen, rappelte sich auf und rannte zum Ausgang. Der Vogt setzte ihm nach.
    In dem Moment griff eine riesige Welle nach dem Turm und ließ ihn erneut erzittern. Die Menschen hielten den Atem an und verharrten reglos. Wiltert stand auf der obersten Stufe der in die Außenwand eingelassenen Treppe und presste sich eng an die Mauer. Seine Augen hingen wie gebannt an dem Gegenstand, den die Wellen nun mit sich aus dem Turm rissen.
    »Nein!«, schallte sein irrer Schrei durch den Turm.
    Der Vogt griff nach Wilterts Arm, doch dieser riss sich los und hastete an die Wand gepresst die Treppe hinunter. Der Kopf einer Statue tauchte aus dem Wasser auf.
    »Neeltje Jans!« Wiltert löste sich von der Mauer und stolperte die restlichen Stufen hinab. Wasser umfing seine Füße, seine Beine, seine Hüften. Er griff mit beiden Armen nach der Göttin, die aus den Fluten ragte.
    »Sie gehört mir!« Für einen winzigen Moment schwieg der Sturm und seine Worte hallten bis zum Kirchraum hinauf.
    »Wiltert, nein!« Die Wirtin stand oben im Treppengang und streckte die Arme nach ihm aus.

    Doch das Meer schert sich nicht um die Worte von Menschen, um die Gefühle einer Mutter. Eine hohe Woge peitschte erneut gegen den Turm. Sie jagte das Wasser die Treppe hoch und zog den Mann, der die Figur umschlungen hielt, mit sich. Einmal noch sahen die Insulaner Wilterts Kopf und den Körper der Statue emportauchen, hörten einen gellenden Schrei, der sogar Sturm und Wellenbrausen

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