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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ist er denn wütend?«, fragte der Wirt mit gerunzelter Stirn.
    Sie nickte mit dem Kopf verstohlen zur Bank herüber, auf der sich der Badearzt niedergelassen hatte. »Die Frau von ihm, weißt ja, die vom Festland, hat Wiltert abblitzen lassen. Nicht, dass er was mit ihr anfangen wollte«, fügte sie erklärend hinzu. »Hat ihr nur unaufgefordert einen Krug Bier hingestellt und dabei geguckt wie ein Hund, der gestreichelt werden will.«
    »Was sollte das denn bedeuten?«
    Die Wirtin hob die Schultern. »Weiß nicht. Auf jeden Fall hat die junge Frau ihn wie Luft behandelt. Bei der braucht es wohl mehr als ein hübsches Gesicht, um sich die Freundschaft zu sichern. Na, du kannst dir denken, wie das unserem Frauenheld geschmeckt hat. Es bringt ihn ja immer in Rage, wenn die Mädchen nicht so wollen wie er. Ach Hannes, käme doch nur die Richtige, die ihn zu nehmen weiß. Dann wäre vielleicht doch nicht Hopfen und Malz verloren. Das Alter
zum Heiraten hat er doch schon längst, aber Wiltert turtelt ja lieber mit vielen Frauen gleichzeitig herum, als es mit einer ernst zu meinen. Manchmal mache ich mir wirklich Sorgen.« Sie kam nicht dazu, mehr zu sagen. Rufe ertönten. Durstige Gäste wollten bedient werden.
    Ihr Mann hielt sie noch einmal zurück. »Denk nicht zu viel nach. Was das Erbe angeht, da kann keiner dem Wiltert das Wasser reichen. Wie viele Mädchen haben schon die Hände nach ihm ausgestreckt. Sieht ja auch gut aus, der Bursche.«
    »Sieht gut aus, steckt aber nichts dahinter. Und verheiratet ist der noch lange nicht!«, beschloss die Wirtin das Gespräch.
     
    Der Badearzt strich sich mit spitzen Fingern über das Kinn. Obwohl um ihn herum der größte Trubel herrschte, entging ihm nichts.
    »Ah«, er nickte zum Eingang des Zeltes, »da ist dieser van Voss, den wir bei deiner Ankunft kennengelernt haben.«
    Wemke, die vor sich hin geträumt hatte, hob erschrocken den Kopf. Jeels wurde gerade von Hinrich Luts, dem Zimmermann, begeistert begrüßt. Dieser ging mit Krischan zur Theke, um Bier zu besorgen, während Jeels und Onno am Tisch Platz nahmen.
    Jeels’ Augen wanderten durch den Raum, und ihre Blicke trafen sich. Wemke spürte, wie schwer es ihm fiel, die Augen von ihr zu lösen. Nur Sekunden hatten sie sich angesehen, doch das hatte gereicht, um ihr Innerstes zum Beben zu bringen. Ihm schien es nicht anders zu gehen. Trotz der Menschenmenge war da ein Zaubermantel, der nur sie beide umgab. Gewoben aus etwas, das man nicht mit Händen greifen konnte. Freundschaft vielleicht, Verbundenheit, aber auch Leidenschaft.
    Wemke biss sich auf die Lippen, doch ihre Gedanken wollten sich nicht zügeln lassen. Es schien, als ob sie sich all die
Jahre aufeinander zubewegt hatten, ohne voneinander zu wissen. Nur um dann hier, auf Wangerooge, anzukommen und sich zu erkennen.
    »Ich denke, wir sollten den jungen Mann an unseren Tisch bitten«, beschloss Konrad Hoffmann gerade laut und riss Wemke damit aus ihren Gedanken. »Was meinst du, mein Liebes, wir sind ihm doch schließlich etwas schuldig, nicht wahr?«
    Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern winkte Jeels mit einer Geste, die dieser einfach nicht übersehen konnte, zu sich. Wemke spürte, wie Wärme in ihre Wangen stieg. Hätte er ihr die Gelegenheit gelassen, dann hätte sie Konrad sein Vorhaben ausgeredet, doch nun war es zu spät. Es würde ihr schwerfallen, Jeels so nah und doch so fern zu sein. Wemke riss sich zusammen. Sie durfte sich nicht gehenlassen!
    Jeels stand zögernd auf und kam mit fragendem Ausdruck auf dem Gesicht näher.
    »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?« Konrad lächelte ihn gewinnend an. »Ich, oder besser gesagt, wir«, er nickte zu Wemke herüber, »würden Sie gerne näher kennenlernen.«
    Im Gegensatz zu Wemke schien Jeels ganz ruhig zu sein. Er überlegte kurz und sagte dann: »Tut mir leid, Dr. Hoffmann. Ich würde Ihr Angebot gerne annehmen, aber es warten schon drei andere Herren auf meine Gesellschaft.« Mit einer entschuldigenden Geste wies er auf Onno, Krischan und Hinrich Luts. »Ich möchte meine Freunde nicht kränken, indem ich Sie und Ihre Frau vorziehe.« Er machte eine leichte Verbeugung in Wemkes Richtung. »Es findet sich sicherlich im Laufe des Abend noch Gelegenheit zum näheren Kennenlernen.«
    Die Menschen um sie herum starrten Jeels verblüfft und mit offenen Mündern an, und auch in den Augen des Badearztes blitzte es überrascht auf. Es gab viele hier auf der Insel, die sich die Finger nach einer

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