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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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denn?«, polterte Krischan und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Der Vogt legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Niemand will Onno was tun«, sagte er. »Krischan, es ist meine Aufgabe rauszufinden, ob der Junge gezündelt hat.«
    Der Hüne sah ihn von oben herab an. »Sieht gerade eher so aus, als sei es deine Aufgabe, ihn vor den anderen zu schützen. Sonst kannst du ihn vielleicht nie mehr fragen. Außerdem darf man gespannt sein, ob du die Wahrheit herausfindest. Die Wangerooger glauben schließlich bis zum heutigen Tag, ich hätte diese reiche Dame, die bei unserer hochverehrten Hofrätin Gast war, um ihr Geld erleichtert. Ich muss heute noch darunter leiden, obwohl ich unschuldig bin.«
    »Sie und unschuldig, pah!« Die Hofrätin wies mit dem Finger auf Krischan. »Wer soll das Geld denn sonst genommen haben? Mein Personal etwa?« Sie hob die Nase in die Luft.
    Der Vogt verschränkte die Arme vor der Brust. »Schluss jetzt! Darum geht es schließlich gar nicht. Du, Krischan, lässt mich nun meine Arbeit tun, sonst sperr ich dich gleich mit dem Jungen ein.« Dies war wohl eher als letzter Versuch zu werten, seine Autorität zu wahren, doch in Onnos Augen trat ein banger Ausdruck. Zuerst die wütende Meute und nun die Aussicht darauf, eingesperrt zu werden.
    Der Vogt wandte sich ihm wieder zu. »Also, Bengel, wo warst du in der Zeit, bevor das Feuer ausbrach?«
    Onno begann zu zittern. Er sprach kein Wort und machte den Eindruck eines Schuldigen, der auf frischer Tat ertappt
worden war. Dabei schnürte es ihm nur vor Angst die Kehle zu. Immer wieder setzte er an, doch es brachte nichts. Sein Mund wollte einfach keine Worte hervorbringen. Schließlich ließ er resigniert den Kopf auf die Brust sinken.
    »Herrgott nochmal, nun sag doch was, Onno!« Krischan tippte ihn an. »Ich weiß doch genau, dass du es erklären kannst. Warst doch die ganze Zeit mit mir zusammen.«
    »Hört, hört«, rief Wiltert und wies mit dem Finger auf Krischan. »Da deckt ein Verbrecher den anderen. Was fragst du den verstockten Feuerteufel überhaupt noch, Vogt? Buchte ihn ein und fertig!«
    Dem Vogt schien nun die Hutschnur zu platzen. Er baute sich drohend vor Onno auf. »Du sagst nun endlich, wo du warst, oder ich vergesse mich.«
    Er hob die Hand zum Schlag, doch in dieser Sekunde schob sich Jeels, der die ganze Szene beobachtet hatte, zwischen ihn und den Jungen. Er trat zum Vogt und riss dessen Arm herunter. In seinen Augen war ein gefährliches Leuchten. »Sie werden sich nicht vergessen, dafür sorge ich!«
    »Was soll das heißen?«, rief der Vogt.
    »Sie als Vogt dieser Insel sollten wissen, dass Schläge nicht dazu führen, dass jemand die Wahrheit sagt. Auch die Obrigkeit hat dazu kein Recht. Im Gegenteil. Ihre Aufgabe ist es herauszufinden, was sich wirklich abgespielt hat, und nicht, jemanden schuldigzusprechen, nur weil die Menge es so wünscht.« Die Umstehenden fühlten sich unbehaglich unter Jeels’ prüfenden Augen. Auch Wiltert zuckte zusammen. Er wich noch einen Schritt weiter zurück, obwohl er nicht hätte sagen können, warum.
    Jeels wandte sich an die geheime Hofrätin. »Und Sie sind dem Vogt nach allem, was ich mitbekommen habe, ja wohl auch keine große Hilfe.«
    »Was fällt Ihnen ein, in diesem Ton mit mir zu sprechen!«
Frau Bartling bekam einen puterroten Kopf. »Das muss ich mir nicht gefallen lassen, junger Mann. Warum mischen Sie sich eigentlich immer in Angelegenheiten, die Sie nichts angehen?«
    »Dies hier geht mich sehr wohl etwas an. Der Junge ist ein Freund von mir«, gab Jeels kühl zur Antwort.
    Sibo, der Korbflechter, riss den Vogt ungeduldig am Arm. »Was soll dieses ganze Hin und Her. Ich will sofort von dem Jungen wissen, ob er’s getan hat. Sonst find ich keine ruhige Minute mehr.«
    Jeels wandte sich vom Vogt ab und dem Korbflechter zu. »Geben Sie dem Jungen einen Augenblick Zeit, um sich zu fassen. Er muss erst begreifen, dass ihm niemand etwas antun wird.«
    Die Umstehenden sahen, wie der alte Korbflechter unter Jeels’ scharfem Blick blass wurde. Er wankte ein paar Schritte zurück, dann schluckte er schwer und wandte sich an den Vogt. »Wenn er es so will, dann lass den Jungen laufen«, sagte er und zeigte mit zitterndem Finger auf Jeels. »Sonst ziehen wir vielleicht noch viel schlimmeres Unglück auf uns.«
    Jeels starrte ihn an. »Was meinen Sie?« Dann verstand er und Röte stieg ihm ins Gesicht. »Das ist doch blanker Unsinn.« Er schüttelte fassungslos den

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