Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman
ist nicht viel passiert. Ich habe das Feuer erstickt. Hab schnell meine Jacke daraufgeschmissen. Du hast weniger Schaden als ich, Sibo.« Onno schwenkte das zusammengeschrumpfte Kleidungsstück wie eine Trophäe. »Das wird meine Oma nicht freuen.«
Sibo starrte ihn mit offenem Mund an. Er konnte das Gesagte noch gar nicht fassen.
Wiltert aber griff blitzschnell nach dem dünnen Arm des Jungen. »Du willst also den Brand verhindert haben. Ich frag mich allerdings, was du hier überhaupt zu suchen hattest!«
Es konnte doch wohl nicht angehen, dass dieser Bengel mal wieder alles vermasselt hatte! Hass auf den Jungen wallte in Wiltert auf. Er schüttelte Onno so heftig, dass dessen Kopf hin und her flog wie eine rote Blüte auf einem dünnen Stängel.
»Gib mir sofort Antwort, oder ich breche dir alle Knochen. Wie kommt es, dass du bei Sibos Kate warst?«
»Ich wollte nur mal für kleine Wassermänner, da hat mir der Wind den Brandgeruch in die Nase geweht«, keuchte Onno.
Aus der Menge, die die beiden umringte, rief einer: »Frag den Rotzbengel doch mal, wo er zu der Zeit war, als das Feuer gelegt wurde.«
»Ich schwöre es euch«, rief Onno nun voller Panik. »Mit dem Brand habe ich nichts zu tun. Habe nur ›Feuer‹ geschrien, als ich’s gerochen hab, und bin dann gleich zum Löschen gerannt. Nicht mal erleichtern hab ich mich können. Und wenn du mich jetzt nicht sofort loslässt, Wiltert, dann passiert hier auf der Stelle vielleicht noch ein zweites kleines Unglück.«
Kein Mensch lachte über Onnos Scherz. Stattdessen starrten ihn versteinerte Mienen unerbittlich an.
Mit kräftigen Armbewegungen bahnte sich der Inselvogt einen Weg durch die Menge. Ihm auf dem Fuß folgte die geheime Hofrätin.
»Ja was geht denn hier vor?« Ein herrischer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. »Lassen Sie sofort den Jungen los«, fuhr sie Wiltert an.
Dann wandte die Frau Geheime sich zum Vogt um. »Dies hier ist Ihre Angelegenheit. Wenn einer das Recht und die Pflicht hat, Anschuldigungen zu erheben, dann Sie, und nicht dieser gewalttätige Klotz!«
Wiltert schoss die Zornesröte ins Gesicht, und unwillig ließ er Onno frei. Dieser rieb sich den schmerzenden Arm.
»Nun sag dem Vogt, ob du mir das Haus angesteckt hast«, mischte sich Sibo ein. Er zitterte am ganzen Leib und sah aus, als würde er gleich ohnmächtig werden.
»Aber Sibo, wie kannst du das nur von mir glauben?« Frust und Enttäuschung klangen aus Onnos Stimme. »Wo ich dir doch immer geholfen habe, wenn deine Finger nicht mehr so
richtig wollten. Und wie oft habe ich Brot für dich vom Bäcker geholt. Ich schwöre«, er legte eine Hand auf sein Herz, »dass ich damit nichts zu tun habe.«
Onno sah an den Mienen der anderen, dass sie ihm nicht glaubten. Sie wollten ihm nicht glauben. Erneut überkam den Jungen Panik. Wer konnte sagen, was noch geschehen mochte! Seine Augen flogen hin und her und suchten nach einem Fluchtweg. Er wollte nur noch weg. Als ob die Menge es ahnte, trat sie dichter zusammen und bildete einen Kreis um die kleine Gruppe.
»Feuerteufel!«, schrie plötzlich einer. Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
»Der brennt uns noch das ganze Dorf nieder. Onno ist der Feuerteufel«, kam es aus den hinteren Reihen.
»Oder dieser Jeels van Voss«, warf Wiltert schnell ein. »Hat er nicht auch das rote Teufelshaar?« Seine Worte gingen im allgemeinen Lärm unter. Der Kreis um den Inselvogt und Onno wurde enger.
Die Hofrätin versuchte gegenzusteuern, doch kein Mensch hörte auf sie. Onno begann am ganzen Leib zu zittern. Sie meinten es ernst. Die glaubten wirklich, dass er der Feuerteufel war! Plötzlich wusste Onno, wie sich ein in die Enge getriebenes Tier fühlen musste. Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn.
Doch plötzlich brach der Kreis auf. Mit rudernden Bewegungen schob Krischan die Menschen auseinander.
»Wenn es einer wagen sollte, ihn anzurühren, kriegt er es mit mir zu tun«, drohte er mit Donnerstimme, als er neben Onno angekommen war.
Die Hofrätin musterte ihn geringschätzig von oben bis unten. »Leute wie Sie haben hier nun weiß Gott nichts zu melden.«
Krischan sah die Frau Geheime seinerseits von oben herab
an. »Na, bis Sie Zippeltrine sich überlegen, dem Jungen den Kopf zu retten, hat diese Horde hier den Onno längst gemeuchelt.«
»Da hört sich ja wohl alles auf!« Die Hofrätin wandte sich entrüstet an den Vogt. »Dass der Junge einen solchen Freund hat, wirft kein gutes Licht auf ihn!«
»Na was
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