Das Geheimnis der italienischen Braut
perfekten, glamourösen Äußeren immer noch dieses innere Feuer und dieselbe unglaubliche Energie verbargen wie damals.
Lizzies bevorstehende Hochzeit war die beste Gelegenheit, es herauszufinden.
„Was ist eigentlich los, Schwesterherz?“
Geschützt vor der Morgensonne, saß Jackie im Schatten eines großen Baumes. Sie legte das Buch hin, in dem sie gelesen hatte, und blickte zu Lizzie auf. „Nichts. Ich relaxe nur.“
„Dann bist du der einzige Mensch, der fürchterlich angespannt wirkt, wenn er sich entspannt“, entgegnete Lizzie lächelnd und setzte sich neben sie ins Gras.
Jackie warf einen Blick auf den gerundeten Bauch ihrer Schwester und überlegte, wie schwierig es sein musste, mit Zwillingen schwanger zu sein. Sie ärgerte sich jedoch über Lizzies wissendes Große-Schwester-Lächeln. Irgendwie war es frustrierend, nicht gelassen sein zu können. Doch sie konnte einfach nicht vergessen, wie Romano sie am Abend zuvor angesehen hatte, als er seine Hand auf ihre legte.
In dem Moment hatte sie sich wieder wie die Fünfzehnjährige von damals gefühlt, was viel zu gefährlich war. Sie durfte sich von der Wärme in seinen grauen Augen nicht beeindrucken lassen. Es wäre ein großer Fehler, zu glauben, der Traum von ewiger Liebe könnte doch noch wahr werden. Das war völlig unmöglich. Zumal Romano sich nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, ihr gegenüber eigentlich jetzt zurückhaltender verhalten müsste.
Der Zorn, der sie bei den Gedanken packte, ließ sie die Sehnsucht verdrängen, und ihr ging es schon wieder viel besser. Was machte es schon, dass eine Spur der Verbitterung zurückblieb, die weit in die Vergangenheit zurückreichte? Sie würde überleben, und nur das zählte.
Und da sie wütend auf Romano war, fiel es ihr auch nicht schwer, ihn zu hassen. Sie atmete tief aus. Ja, sie hasste ihn, weil er sie zurückgewiesen und sie und ihre gemeinsame Tochter im Stich gelassen hatte.
Wie konnte dieser Mann, der sie als schwangere Fünfzehnjährige hatte sitzen lassen, mit ihr flirten, als wäre gar nichts geschehen?
„Du machst es schon wieder!“
Sie drehte sich zu Lizzie um, deren Anwesenheit sie beinah vergessen hätte. „Was denn?“
„Du starrst Löcher in die Luft und siehst ziemlich ärgerlich aus. Irgendetwas bedrückt dich, stimmt’s?“
„Ja“, erwiderte Jackie, ohne nachzudenken. „Es ist aber nichts Wichtiges“, korrigierte sie sich sogleich, während ihre Schwester sie aufmerksam ansah und ihr die Hand auf den Arm legte. „Eigentlich ist es nichts.“
Warum hatte sie überhaupt Ja gesagt? Sie wollte mit Lizzie nicht über ihre Probleme reden, schon gar nicht mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Als sie jedoch die Wärme und Anteilnahme in Lizzies Augen bemerkte, überlegte sie, ob sie sich ihr anvertrauen sollte. Es wäre eine große Erleichterung, wenn sie endlich einmal über alles sprechen könnte.
Es war jedoch der falsche Zeitpunkt, auch wenn die mitfühlende Miene ihrer Schwester darauf schließen ließ, dass Lizzie sie trösten und nicht verurteilen würde. Sie wird eine wunderbare Mutter sein, und das ist etwas, was ich nicht geschafft habe, schoss es Jackie durch den Kopf. Der Gedanke gab ihr einen Stich, und sie fühlte sich so schuldig, dass sie insgeheim aufstöhnte. Dennoch beherrschte sie sich perfekt, denn darin hatte sie Übung.
„Es ist nur das Nervenflattern vor der Hochzeit“, erklärte sie lächelnd und blinzelte in die Sonne.
Lizzis Lachen klang rau und kehlig. „Ich war der Meinung, das sei mein Privileg.“
„Verspürst du es denn auch?“, ergriff Jackie die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
Ihre Schwester schüttelte den Kopf. „Nein. Ich fühle mich so sicher wie noch nie zuvor in meinem Leben.“ Sie ließ den Blick über den Garten gleiten, und dabei spiegelten sich auf ihrer Miene so viel Wärme und Glück, dass Jackie sie ein wenig beneidete.
Sie beugte sich zu ihrer Schwester hinüber und küsste sie auf die Wange. „Das finde ich gut.“
Lizzie verstand, was sie damit sagen wollte. Sie wusste, wie sehr ihre jüngere Schwester sich für sie freute. Als sie aufstehen wollte, sprang Jackie auf und half ihr.
„Begleite doch mamma und Scarlett in die Stadt, dann vergeht dir vielleicht die Nervosität“, meinte Lizzie, ehe sie sich umdrehte, um ins Haus zurückzugehen.
„Vielleicht mache ich das.“ Jackie sah hinter ihr her und entschloss sich, den Vorschlag nicht zu befolgen. Ein Vormittag in Gesellschaft der
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