Das Geheimnis der italienischen Braut
konnte sie ihrer Tochter nicht antun. Sie musste sich zumindest anhören, was er zu sagen hatte.
Romano schien zu spüren, was in ihr vorging, denn er schlug vor: „Lass uns zusammen zu Mittag essen.“
So weit wollte Jackie dann doch nicht gehen. Doch ehe sie antworten konnte, kamen ihre Schwester und ihre Cousine aus der Küche.
„Es ist wichtig, dass wir es hinter uns bringen, Isabella“, erklärte Scarlett ärgerlich. „Wenn sie nun wieder mit ihm redet?“
„Es ist nicht der richtige Zeitpunkt“, gab Isabella zurück. „Lieber nach der Hochzeit.“
Wie immer empfand Scarlett es als Zumutung, sich in Geduld zu üben. „Dann kann es zu spät sein, wie du genau weißt.“
Isabella warf ihr einen zornigen Blick zu. „Du bist viel zu impulsiv. Lass uns abwarten, wie sich alles entwickelt.“ Erst jetzt bemerkte sie Jackie und Romano, die halb hinter einem der Pfeiler verborgen waren, und stieß Scarlett in die Seite.
Irritiert sah sich diese um, dann weiteten sich ihre Augen.
„Jackie!“, rief sie lächelnd aus und eilte auf ihre Schwester zu, um sie zu umarmen. Jackie blieb reglos stehen. Was wurde hier gespielt? Irgendetwas stimmte nicht. Aber eins musste sie Scarlett lassen: Sie zog eine perfekte Show ab.
„Wir haben uns gerade unterhalten …“ Scarlett zögerte kurz, ehe sie fortfuhr: „Wir planen eine Junggesellinnen-Abschiedsparty für Lizzie und wollten dich bitten, uns dabei zu helfen.“
Isabella blickte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Ich glaube nicht, dass Lizzie darüber begeistert wäre.“ Damit sprach sie Jackie aus der Seele.
„Unsinn.“ Scarlett machte eine wegwerfende Handbewegung. „Lasst es uns beim Mittagessen besprechen. Du hast doch nichts dagegen, dass wir Jackie mitnehmen, Romano, oder?“
Er kam gar nicht dazu, sich zu äußern, denn Scarlett packte ihre Schwester am Arm und dirigierte sie zum Ausgang. Isabella folgte ihnen wohl oder übel.
Ja, sie wird unserer Mutter immer ähnlicher, dachte Jackie und rieb sich den Arm. Dann drehte sie sich um und schaute die beiden an. „Ihr habt doch etwas Bestimmtes vor.“
„Wir müssen mit dir reden“, sagte Scarlett mit sichtlichem Unbehagen. „Du bist doch auch der Meinung, Isabella, oder?“
Jackie wusste nicht, ob sie sich ärgern oder freuen sollte, dass die Begegnung mit Romano so ein überraschendes Ende gefunden hatte. Jedenfalls bemerkte sie die vielsagenden Blicke, die ihre Schwester und ihre Cousine wechselten.
„Ja“, gab Isabella sich geschlagen und seufzte. „Aber wir sollten uns einen Ort suchen, wo wir ungestört sind.“
In Monta Correnti so einen zu finden war jedoch völlig unmöglich. Doch plötzlich stemmte Scarlett die Hände in die Hüften und schaute Isabella bedeutungsvoll an. „Ich weiß, wo uns niemand belästigt.“ Sie zog die Augenbrauen hoch und wartete auf die Reaktion ihrer Cousine.
„Du meinst doch nicht etwa …?“ Isabella nickte. „Gut, dann lasst uns gehen.“ Sie eilte den beiden voraus über den Marktplatz.
Scarlett ließ den Zweig los, der Jackie prompt mitten ins Gesicht traf, sodass sie sekundenlang nichts sehen konnte und stolperte. Glücklicherweise blieb es folgenlos, aber für einen Waldspaziergang trug sie nicht die richtigen Schuhe.
„Entschuldige“, rief ihre Schwester ihr über die Schultern hinweg zu und lief leichtfüßig den steilen Hügel hinunter.
Jackie schwieg. Ihr Magen meldete sich, doch sie bezweifelte, dass sie bald etwas zu essen bekommen würde. Was für eine Party plante Scarlett für Lizzie zu geben? Wozu die ganze Geheimniskrämerei?
Schließlich erreichten sie die Lichtung am Fuß des Hügels, die von einem Fluss durchquert wurde. Jackie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, in dem sich trockenes Laub verfangen hatte. Nachdem sie es entfernt hatte, beobachtete sie Isabella und Scarlett, die einige alte Kisten und Baumstümpfe säuberten.
Mit ernster Miene bedeutete Scarlett ihr dann mit einer Handbewegung, Platz auf der am stabilsten aussehenden Kiste zu nehmen, während sie sich auf einen Baumstumpf setzte. Die andere Kiste, auf der Isabella sich niederlassen wollte, wackelte so sehr, dass sie lieber wieder aufstand und sich an den Baum lehnte.
Jackie kam das Ganze ziemlich lächerlich vor. Drei erwachsene Frauen versammelten sich wie Kinder um einen alten Lagerfeuerplatz. Sie konnte nicht anders, sie lachte in sich hinein. Doch als sie Scarletts schockiertem Blick begegnete, verging ihre Erheiterung. Abwechselnd
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