Das Geheimnis der italienischen Braut
fallen aus Begeisterung darüber, dass er sich an ihre Vorliebe für diese Dinge erinnert hatte.
„Oh, das sieht köstlich aus.“
„Glaubst du mir jetzt, dass ich kochen kann?“
Sie musste lächeln. „Willst du mir ernsthaft weismachen, du hättest das alles selbst zubereitet?“ Sie machte eine allumfassende Handbewegung. „Du erwartest sicher nicht, dass ich dir das glaube, oder?“
Er reichte ihr den Servierlöffel und wies mit einer Kopfbewegung auf eine der Schüsseln. „Jeder Dummkopf kann einen Kopfsalat und Tomaten zerteilen und etwas Öl und Essig hinzugeben.“
Sie warf ihm einen belustigten Blick zu. „Ah ja, dann warst du also der Dummkopf, der das gemacht hat.“
Eine angenehme Wärme durchflutete ihn. Er fühlte sich an alte Zeiten erinnert. Schon damals war er von ihrem trockenen Humor, ihrer Intelligenz und schnellen Auffassungsgabe fasziniert gewesen. Sie war seine erste und letzte Sommerliebe gewesen. Danach hatte er sich auf andere Dinge konzentriert, und es war ihm gelungen, zu beweisen, dass er alles andere als ein Versager war. Erst als er älter war und sich die ersten beruflichen Erfolge einstellten, interessierte er sich wieder für Frauen.
Das Essen verlief in angenehmer Atmosphäre, und er vergaß fast, dass es einen besonderen Grund für dieses Treffen gab. Sie unterhielten sich angeregt über ihre Arbeit und die neuesten Trends in den Modemetropolen. Jackie hörte aufmerksam zu, während er über seine Ideen und Vorstellungen sprach. Sie hatte Sachverstand, und niemand konnte ihr auf ihrem Gebiet etwas vormachen. Und das hatte bestimmt nichts damit zu tun, dass ihre Mutter ein berühmtes Model gewesen war.
Es machte ihm so viel Freude, Jackie von Neuem kennenzulernen, dass sogar sein eigener geheimer Plan in Vergessenheit geriet. Sie war eine wunderbare Gesprächspartnerin, sehr konzentriert, aufmerksam, kompetent und professionell.
„Wie lange bleibst du in Monta Correnti?“, fragte er und hoffte, sie würde nicht sogleich nach Lizzies Hochzeit wegen wichtiger Termine nach London zurückfliegen.
„Zwei Wochen. Meine Mutter hat mich überredet, Urlaub zu machen, weil auch Scarlett gekommen ist“, erwiderte sie.
Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er den Schatten nicht bemerkte, der über ihr Gesicht huschte. Vierzehn Tage reichten ihm, um sie zu verführen, und nach so kurzer Zeit würde ihnen beiden die Trennung nicht schwerfallen.
Nach dem Essen saßen sie schweigend da und blickten auf den See mit den sanften Wellen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sich ihre Haltung veränderte, und er drehte sich zu ihr um.
Ruhig erwiderte sie seinen Blick. „Romano …“, begann sie und zögerte sekundenlang, ehe sie fortfuhr: „Ich muss etwas mit dir besprechen. Was hältst du von einer Exklusivreportage in der Gloss! mit allem Drum und Dran über eure neueste Kollektion unmittelbar nach der Präsentation?“
Er wollte etwas sagen, brachte jedoch vor Verblüffung keinen Ton heraus. Damit hatte er nicht gerechnet.
Doch das war typisch für Jackie Patterson. Sie schaffte es mühelos, ihn aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen. In die Erregung, die er verspürte, mischte sich allerdings ein seltsames Unbehagen.
Dennoch war es die perfekte Gelegenheit, sie öfter zu treffen und dafür zu sorgen, dass sie sich in seiner Gegenwart entspannte, bis sie sich erinnerte, wie gut sie zusammenpassten. Vielleicht gelang es ihm sogar, sie das unschöne Ende der Beziehung vergessen zu lassen.
„Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt“, antwortete er und schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. „Doch lass uns die Einzelheiten ein anderes Mal besprechen. Hast du morgen Abend Zeit?“
5. KAPITEL
Auf der Rückfahrt zur Villa ihrer Mutter kreisten Jackies Gedanken immer wieder um das Treffen mit Romano, und sie ertappte sich dabei, dass sie unkonzentriert war. Glücklicherweise kannte sie die kurvenreiche Straße in- und auswendig. Außer einem halben Glas Wein hatte sie keinen Alkohol getrunken, denn sie hatte einen klaren Kopf behalten wollen, wenn sie ihm die Neuigkeit mitteilte, die wichtiger war als alles, was er bisher in den vierunddreißig Jahren seines Lebens erfahren hatte.
Allerdings war es dazu nicht gekommen, denn der Mut hatte sie in letzter Sekunde verlassen, wie sie sich seufzend eingestand. Sie hatte ernsthaft vorgehabt, ihm zu verraten, dass er eine Tochter hatte. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie sich nach all den
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