Das Geheimnis der italienischen Braut
Jahren, in denen sie ihn nur gehasst hatte, seiner faszinierenden Ausstrahlung nicht würde entziehen können. Auch früher hatte er sie immer etwas atemlos gemacht, wenn er vor ihr stand. Und wenn er sie angelächelt hatte, war sie ganz durcheinander und verwirrt gewesen. Ich darf nicht vergessen, in welche Schwierigkeiten es mich gebracht hat, als ich damals schwach geworden bin, mahnte sie sich.
Diesem Mann flogen die Herzen der Frauen zu. Während er sich eine glänzende Karriere aufgebaut und sich als Modeschöpfer einen ausgezeichneten Ruf erworben hatte, war er, was seine Liebschaften anging, weniger zuverlässig. Der Gedanke, er sei vielleicht ein schlechter Vater für Kate, löste so etwas wie Panik in ihr aus.
Sie fluchte leise vor sich hin, während sie eine Haarnadelkurve mit italienischer Bravur bewältigte. Was wusste sie schon von ihm? Und war sie etwa besser, was ihre eigenen Beziehungen betraf? Nach dem Bruch mit Romano hatte sie keinen Mann mehr emotional an sich herangelassen. Natürlich hatte sie einige Bekanntschaften hinter sich, doch sie hatte immer die Kontrolle behalten. Nach höchstens zwei Jahren hatten die Männer dann begriffen, dass ihr die Karriere wichtiger als das Privatleben war. Nach jeder Trennung hatte sie sich insgeheim beglückwünscht, dass sie sich nicht allzu sehr auf den jeweiligen Typ eingelassen hatte.
Auf dem Parkplatz oben auf dem Hügel neben der Aussichtsplattform hielt sie den Wagen an, stieg aus, stellte sich ans Geländer und ließ den Blick über den See und die wunderschöne Landschaft schweifen.
Sie hatte nur noch den einen Wunsch gehabt, so weit wie möglich von Romano wegzukommen. Hatte sie ihm deshalb die Wahrheit nicht erzählt? Hatte sie wieder einmal nur an sich gedacht, an ihre eigene Sicherheit?
Nein, etwas anderes war ausschlaggebend gewesen: Sie hatte Angst um Kate und sich alle möglichen Szenarien vorgestellt. Wie würde Romano reagieren? Wäre er wütend oder entsetzt? Oder wäre ihm seine Tochter völlig gleichgültig?
Vielleicht hätte er sogar bei der Eröffnung die Flucht ergriffen. Nach siebzehn Jahren des Schweigens kam das wahrscheinlich alles zu plötzlich für ihn. Sie musste sich besser darauf vorbereiten und sich gut überlegen, wie sie es ihm beibrachte.
Es würde ihr das Herz brechen, wenn Romano mit Kate nichts zu tun haben wollte. Ihre Tochter wäre zutiefst verletzt, und es war nicht auszuschließen, dass sie ihr vorwarf, sie hätte alles falsch gemacht und ihn dadurch vertrieben.
Das Essen mit ihm war immerhin ein Anfang, auf dem sie aufbauen konnten. Ob es ihr gefiel oder nicht, durch Kate waren sie und Romano für immer verbunden.
Um den Kontakt nicht wieder abbrechen zu lassen, hatte sie eine Ausrede benutzt, sodass sie sich auf jeden Fall einige Male wiedersehen würden. Sie mussten sich neu kennenlernen. Erst dann würde sie entscheiden, wie sie vorgehen wollte.
Wichtig war, dass sie das verführerische Leuchten in seinen ungewöhnlich grauen Augen ignorierte. Wenn er sie ansah, schienen ihre Hormone verrückt zu spielen, und auch davon durfte sie sich nicht beirren lassen. Jedenfalls hatte er sich absolut korrekt verhalten, auch wenn die gegenseitige Anziehungskraft nichts an Heftigkeit eingebüßt hatte. Doch sie waren jetzt älter und klüger und wussten, was für ein fataler Fehler es wäre, sich von Neuem auf eine Beziehung einzulassen.
Nach einem letzten Blick auf Romanos Insel ging sie langsam zum Auto zurück und fuhr weiter. Als sie den Wagen schließlich vor der Villa ihrer Mutter abstellte und ausstieg, entdeckte sie Scarlett, die auf den Stufen zur Haustür saß und ihre Schwester aufmerksam beobachtete. Jackie kannte diesen Blick allzu gut. Scarlett führte ganz augenscheinlich irgendetwas im Schilde, doch Jackie war nicht in der Stimmung, sich mit ihr zu unterhalten.
Ihr Versuch, Scarlett nicht zu beachten, scheiterte jedoch, denn diese stand auf und versperrte ihr den Weg.
„Was ist los?“, fragte Jackie leicht ungeduldig. „Hast du etwa den ganzen Nachmittag auf mich gewartet?“
„Mehr oder weniger“, erwiderte Scarlett.
Jackie schüttelte den Kopf und wollte an ihr vorbeigehen.
„Komm mit“, forderte Scarlett sie auf und sah sie geradezu verzweifelt an.
Sekundenlang erwiderte Jackie schweigend ihren Blick. „Okay“, gab sie dann nach.
Erleichtert lief Scarlett ihr voraus durch den Garten und setzte sich schließlich auf einen der unteren Äste des alten Baumes.
„Ich dachte, wir
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