Das Geheimnis der italienischen Braut
hatte er sich geändert und sich und ihr bewiesen, was wirklich in ihm steckte. Offenbar hatte er sie trotz allem enttäuscht, und den Gedanken fand er unerträglich.
Als er ein Geräusch hinter sich hörte, drehte er sich um. Jackie stand auf der Türschwelle und schien nichts zu bereuen.
„Ich finde die ganze Unterhaltung ziemlich dumm“, erklärte er kühler als beabsichtigt.
Statt ihm zuzustimmen und nachzugeben, wie er gehofft hatte, straffte sie die Schultern, hob das Kinn und sah ihn von oben herab an.
„Da habe ich dich wohl an einer wunden Stelle getroffen.“ Sie kam einige Schritte näher. „Francesca ist ein hübsches Mädchen, nicht wahr?“, fragte sie betont unschuldig und mit seidenweicher Stimme.
Er hatte keine Ahnung, was für ein Spiel sie spielte, und befürchtete, er könnte sowieso nicht gewinnen. Also schwieg er, während sie ihm immer wieder dieselbe Frage stellte, bis er das Gefühl hatte, sie wünsche sich sogar, dass er ihre Vermutung bestätigte. Vielleicht verschaffte es ihr ja so etwas wie Befriedigung.
„Okay, Francesca ist sehr hübsch“, stieß er ärgerlich hervor.
Das brachte sie zum Schweigen. Sie schien in sich zusammenzusinken, während es in ihren Augen verräterisch schimmerte. „Du hast sie lieber als mich“, erwiderte sie leise.
Warum habe ich mich dazu verleiten lassen, ihr zuzustimmen? überlegte er geradezu verzweifelt und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er liebte sie von ganzem Herzen, doch wenn er geahnt hätte, dass ihr Zusammensein so schwierig werden würde, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, hätte er damit bestimmt noch gewartet. Sie waren beide zu diesem Schritt noch gar nicht bereit gewesen.
Aus der wunderschönen Sommerromanze mit den heißen Küssen und bedeutungsvollen Blicken war plötzlich eine Beziehung geworden, die mit all ihren Komplikationen eher in die Welt der Erwachsenen gehörte.
„Da du es nicht abstreitest, ist es also wahr“, stellte sie kalt fest.
Jetzt reichte es ihm. Er verlor die Beherrschung, was ihm nicht oft passierte. Vielleicht war es die Sache gar nicht wert, dass er sich aufregte und sich bemühte, den Streit beizulegen. Und vielleicht verstand er sich mit einem Mädchen wie Francesca, die ein eher schlichtes Gemüt hatte, besser. Jackies grundlose Eifersucht war jedenfalls unerträglich.
„Ich fange gerade an, selbst zu glauben, dass du recht hast“, fuhr er sie zornig an.
Ihre entsetzte und verzweifelte Miene sagte ihm, dass er zu weit gegangen war und eine Grenze überschritten hatte. Er hatte ihr nur zugestimmt, weil sie ihn praktisch dazu gedrängt hatte und er seine Ruhe haben wollte. Es war allerdings sinnlos, ihr das zu erklären.
„Dann möchte ich dich nie wiedersehen“, antwortete sie und wich zurück, ehe sie sich umdrehte und aus dem Haus lief.
Er eilte hinter ihr her. „Jackie!“, rief er, als er sie fast eingeholt hatte. Es klang wie eine Bitte, und er hoffte, sie würde sich beruhigen und zur Besinnung kommen.
Unvermittelt blieb sie stehen und sah bestimmend ihn an. „Ich meine es ernst. Wenn du versuchst, mich anzurufen, lege ich sogleich auf, und wenn du zu uns kommst, hetze ich den Hund auf dich.“
Er konnte sich ein Lachen nicht verbeißen, was in dieser Situation ziemlich fehl am Platze war. Doch vielleicht würde Jackie selbst einsehen, wie komisch die ganze Sache war. Er ging auf sie zu und streichelte ihr die Wange. „Ihr habt doch nur einen Zwergpudel“, wandte er lächelnd ein. „Was soll er denn machen? Mich zu Tode erschrecken?“
Erst in dem Moment wurde ihm bewusst, dass er in einer Sackgasse gelandet war, denn Jackie fand seine Bemerkung überhaupt nicht lustig, sondern überschüttete ihn mit einer Flut von Schimpfwörtern, die er ihr gar nicht zugetraut hätte. Dann ließ sie ihn stehen und machte sich auf den Heimweg.
Dieses Mal folgte er ihr nicht. An diesem Tag konnte er nichts mehr retten. Doch früher oder später würde Jackie sich wieder beruhigen, sie würden sich aussprechen, und alles wäre wieder in Ordnung …
Während Jackie in das Brautjungfernkleid schlüpfte, kreisten ihre Gedanken unaufhörlich um Romano. Dass er dieses Outfit extra für sie kreiert hatte, machte sie nervös. Als sie das feine Material auf ihrer Haut spürte, erinnerte sie sich allzu deutlich daran, wie sich seine Finger auf ihren Schultern, seine Hände auf ihrer Taille und seine Schenkel an ihren angefühlt hatten.
Ich darf mich nicht in etwas hineinsteigern, mahnte
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