Das Geheimnis der italienischen Braut
er sich etwas von ihr und sah ihr in die Augen. „Ich liebe dich immer noch, Jackie. Komm mit uns.“
Doch statt sie zu beschwichtigen, schienen seine Worte sie zu erschrecken, denn sie wurde ganz blass.
Er küsste sie auf die Stirn, zog sie wieder an sich und hielt sie einfach nur fest.
„Verlier nicht den Mut“, flüsterte er ihr schließlich ins Ohr. „Es gibt immer noch eine Chance für dich und Kate, für uns beide auch. Alles wird gut, du musst nur noch etwas Geduld haben.“
Sekundenlang stand sie völlig reglos da, dann wand sie sich aus der Umarmung und trat einige Schritte zurück. Obwohl sie äußerlich beherrscht und unbeeindruckt wirkte, spürte er, wie es in ihr arbeitete.
„Das ist wieder typisch italienisch. Du sagst Dinge, die du nicht meinst, und bist völlig im Augenblick gefangen.“
Er verzog leicht die Lippen. „Du weißt, dass es nicht stimmt.“
Jackie schüttelte den Kopf. „Letztlich ist es auch egal, denn ich liebe dich nicht.“
Ihm war, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt, dabei war er sich sicher, dass es nur leere Worte waren, die ihn abschrecken sollten.
Offenbar ahnte sie, was in ihm vorging, denn sie legte noch einmal nach. „Du brauchst dir gar nichts einzubilden.“ Sie hob das Kinn und sah ihn unter halb geschlossenen Lidern an.
Wieder einmal war sie bereit, alles aufzugeben, was in ihrem Leben existierte, nur um sich sicher zu fühlen.
Eigentlich widerstrebte es Romano, sie zu bitten, ihre Meinung zu ändern, aber ihrer gemeinsamen Tochter zuliebe durfte er noch nicht aufgeben.
„Mach das nicht“, sagte er.
„Ich muss es tun“, erwiderte sie und konzentrierte sich wieder auf das Packen.
Wahrscheinlich strengte sie sich unglaublich an, damit ihre Stimme ruhig klang. Während er sie beobachtete, wurde ihm jedoch klar, wie sinnlos seine Bemühungen waren. Sie hatte sich wieder verschlossen, und plötzlich verschwand sein Mitgefühl.
Er ging zur Tür und kam wieder zurück. „Ich habe dich nie für einen Feigling gehalten, aber das bist du doch. Kate hat viel mehr verdient, sehr viel mehr.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Natürlich bin ich feige. Eigentlich ist es unglaublich, dass du erst jetzt merkst, wie wenig ich der Situation gewachsen bin.“
Sie ist schrecklich eigensinnig und uneinsichtig, dachte er und gestikulierte ärgerlich mit den Händen. Auf einmal erkannte er den Zusammenhang.
„Wenn du dabei glücklich bist, dir selbst etwas vorzumachen, dann tu es ruhig. Warum solltest du auch etwas riskieren? Es ist ja sehr viel leichter, nichts an dich heranzulassen und eine Mauer um dich her zu errichten, hinter der du dich verstecken kannst. Ehrlich gesagt, manchmal erinnerst du mich an deine Mutter.“
„Verschwinde!“ Mit einem Schuh in der Hand sah Jackie ihn zornig an.
„Ich verlasse erst den Raum, wenn du eingewilligt hast, mit mir nach Italien zurückzufliegen.“
„Okay.“ Sie warf den Pumps aufs Bett, ging ins Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu. „Ich dusche jetzt, und wenn du nachher immer noch da bist, rufe ich die Polizei“, rief sie ihm durch die geschlossene Tür zu.
Ehe er antworten konnte, hörte er das Wasser rauschen. Er atmete tief aus und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Es passte ihm nicht, den Rückzug anzutreten. Wenn er allerdings hierblieb und versuchte, sich durchzusetzen, würde er den Graben zwischen ihnen nur vertiefen und sie dazu bringen, sich vollends einzuigeln.
Also würde er gehen. Er gab allerdings die Hoffnung noch nicht auf und schrieb auf den Notizblock, den er neben dem Telefon entdeckte, die Daten für den Flug am nächsten Morgen nach Neapel. Dann riss den Zettel ab und legte ihn deutlich sichtbar auf die Frisierkommode. Jackie brauchte nur zum Airport zu fahren, das Ticket abzuholen, das er auf ihren Namen hinterlegt hatte, und einzuchecken.
Und als sein Blick auf die Flipflops unten im Schrank fiel, nahm er sie heraus und legte er sie unter andere Sachen in ihren Koffer.
Mit zufriedener Miene verließ er den Raum, ging die Treppe hinunter und aus dem Haus, zurück zum Hotel.
Nach dem Duschen schluckte Jackie zwei Tabletten gegen den Migräneanfall hinunter, der sich ankündigte, und ließ den Koffer liegen, wo er war, denn das Bett war breit genug. Sie schloss nur den Deckel und schlüpfte unter die Decke.
Einschlafen konnte sie jedoch nicht, denn sie war noch viel zu aufgewühlt. Unentwegt kreisten ihre Gedanken um Romanos Vorwurf. Sie fragte sich, warum
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