Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
Vom Netzwerk:
unglaublich!«
    »Ach so, die Mandarine des Familienrats. Sie tragen lange Nägel, um zu zeigen, dass sie nicht mit ihren Händen, sondern mit ihrem Kopf arbeiten. Sie sind da, um anstelle des Kaisers zu regieren, solange er zu jung dafür ist. Aber eigentlich befiehlt der französische Gouverneur.«
    »Und ich hatte nicht den Eindruck, dass die Königin glücklich darüber ist. Glaubst du, dass diese Mandarine ihr schaden können?«
    »Wenn sich die Königin ihnen widersetzt, ja. Sie sind fähig, sich mit den Franzosen zu verbünden, um sie vom Thron zu drängen und sogar ins Gefängnis zu werfen. Aber was ich nicht verstehe …«
    »… ist meine Rolle bei all dem«, beendete Nina den Satz.
    »Genau.«
    »Dann sollten wir uns beeilen, es zu erfahren. Meine Schuhe sind voller Wasser! Bei jedem Schritt macht es
flatsch, flatsch

    »Dann zieh die Schuhe aus.«
    »Um auf einen schwarz-roten Riesentausendfüßler zu treten? Nein danke.«
    »Bei Regen gibt es keine. Nur Blutegel und Wasserschlangen.«
    »Was? Tam, ich werde dich erwürgen!«
    »Ist schon gut, ich bin schon still. Beeilen wir uns lieber.«
    Doch bald war es nicht mehr möglich, schnell voranzukommen. Der schlammige Boden hatte sich in einen Morast verwandelt, aus dem sie nach jedem weiteren Schritt mühsam die Füße herausziehen musste.
    »Es ist sinnlos, wir können nicht weitergehen«, sagte Tam nach einer Weile.
    »Dann verlassen wir eben diesen Schlammweg. Ist es auf dem Waldboden nicht trockener?«
    »Unmöglich, wenn wir den Weg verlassen, verlieren wir die Orientierung. Wir müssen umkehren, und das schnell, der Schlamm schwillt immer weiter an. Das ist gefährlich.«
    »Gefährlich?«, rief Nina. »Hast du gefährlich gesagt? Ich dachte, es gäbe nur alle zehn Jahre Schlammlawinen. Haben die keinen Kalender?«
    Tam breitete die Arme als Zeichen der Ohnmacht aus.
    »Entschuldigung. Gut, wenn du meinst, kehren wir um …«
    Und das war in der Tat dringend notwendig. Ehe sie umkehrten, entdeckten sie in einiger Entfernung eine rötliche Erdmasse auf dem Weg. Man hätte meinen können, ein weiches Ungetüm wälze sich langsam wie eine Riesenschnecke auf sie zu.
    »Eine Schlammlawine«, murmelte Tam.
    Instinktiv schmiegten sich die beiden Mädchen aneinander.
    Plötzlich stieß Nina einen Schrei aus. Direkt neben ihr tauchte wie aus dem Nichts ein riesiger Schatten auf. Vor Entsetzen gelähmt, starrte sie auf ein langes und graues Etwas, das in Schulterhöhe neben ihr schwebte.
    »Um Himmels willen, Tam! Was ist das?«
    Tam schrie ihrerseits. Dann hob sie den Kopf – und traute ihren Augen nicht.
    »Aber wie … ein Elefant!«
    Von einer Sekunde auf die andere war die Schlammlawine vergessen. Da stand wirklich ein Elefant hinter ihnen. Zu beiden Seiten stachen zwei lange weiße Stoßzähne hervor, und am Ende des grauen Rüssels waren zwei kleine schwarze Augen zu sehen. Und noch weiter oben, auf dem Rücken des Tieres, erkannten sie einen großen, reich verzierten Kasten mit einem riesigen Schirm darüber.
    »Ich hoffe, das ist ein Elefantenbus«, sagte Tam zu Ninas Verwunderung und wedelte mit beiden Armen in Richtung der kleinen schwarzen Augen.
    »Hallo! Hier!«
    »Na ja, wenn du ihn höflich bittest«, sagte Nina ironisch.
    »Das genügt nicht unbedingt«, entgegnete Tam. »Unter normalen Bedingungen transportieren die Elefanten nur die hohen Herrschaften. In dieser Situation hoffe ich allerdings, dass er es nicht über sich bringt, uns von der Schlammlawine wegtragen zu lassen.«
    »Gewiss nicht. Elefanten sind sensible Tiere, das weiß doch jeder.« Währenddessen bewegte sich die Schlammlawine unaufhaltsam weiter auf sie zu. Sie war nun auf halber Höhe des Hügels. In einigen Minuten würde sie sie verschlingen.
    »Sie Mademoiselle d’Armand?«
    Die Stimme kam von dem Elefanten, unbestreitbar. Das Tier bewegte seinen Rüssel und hielt ihn zärtlich in Ninas Richtung. Er schwebte jetzt vor ihrem Gesicht, als wollte er sich über ihr Entsetzen lustig machen, und hauchte dabei einen warmen, nach Heu duftenden Atem aus. Das brachte Nina nun völlig aus der Fassung. Mit offenem Mund stand sie reglos da.
    »Sei lieb, Antoinette, antworte dem Herrn Elefanten«, lachte Tam lauthals auf und versetzte ihr einen Stoß mit dem Ellenbogen.
    »W…was geht hier vor?«, stammelte Nina, fasziniert von dem großen, grau-rosa Nasenloch vor ihren Augen.
    Da erschien unter dem ausladenden Regenschirm oben auf dem Elefanten ein Kopf mit dem Turban der

Weitere Kostenlose Bücher