Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
Vom Netzwerk:
getroffen, hätte mich nicht ins Innere des Mausoleums gewagt – und ich hätte deine Hilferufe nicht gehört.«
    »Seit ich hier bin, habe ich damit nicht aufgehört. Ich weiß, dass die Königin jeden Tag herkommt. Aber ich bin zu weit vom Pavillon entfernt. Sie kann mich nicht hören.«
    »Ihre Bediensteten aber. Doch sie halten dich für den Geist von Tu Dûc.«
    »Für einen Geist? Ganz egal, für wen oder was sie mich halten, es ist unsere einzige Chance.«
    Doch Nina und ihrem Vater blieb keine Zeit, auch nur einen einzigen Ruf auszustoßen, denn im nächsten Moment hörten sie das Geräusch eines Schlüssels, und die Metalltür wurde aufgestoßen. Eine voluminöse Gestalt zeichnete sich im Türrahmen ab, gefolgt von einem grauen Schatten und Kellergeruch.
    »Sieh mal einer an, was für eine schöne Überraschung!«, rief Professor Morton aus.
    Paul d’Armand machte eine Handbewegung, um seine Tochter zu schützen, doch ein kräftiger Arm hatte sie schon an der Taille gezogen. Ein eisiger Gegenstand wurde ihr um die Kehle gelegt. Gegen den Oberkörper von Professor Morton gepresst, konnte Nina kaum atmen.
    »Beweg dich nicht, Nina«, rief ihr Vater mit dumpfer Stimme. »Er hat ein Messer.«
    »Und er wird nicht eine Sekunde lang zögern, sich dessen zu bedienen«, erklärte Professor Morton und lächelte widerlich.
    Eine schaurige Stille folgte, dann meldete sich Madame Morton zu Wort.
    »Es ist sehr liebenswert von Ihnen, Mademoiselle d’Armand, sich aus freien Stücken in unsere Gewalt zu begeben. Wir begannen eben, die Hoffnung zu verlieren, etwas von Ihrem Herrn Papa zu erhalten.«
    »Blöde Ga…«
    »Nina!«, murmelte Paul d’Armand.
    Nina warf ihrem Vater einen verblüfften Blick zu. Wollte er sich wirklich in dieser Situation über ihre Sprache beklagen? Aber nein. Paul d’Armand betrachtete sie eher verzweifelt. Nina begriff. Bisher war es Professor Morton missglückt, ihn dazu zu bringen, das Versteck der Jadefigur preiszugeben. Jetzt aber, da seine Tochter mit dem Tod bedroht wurde, würde er seinen Widerstand aufgeben. Vor Wut stieß Nina heftig mit dem Ellenbogen in den Magen des dicken Mannes, der ein überraschtes Ächzen von sich gab, ohne allerdings seinen Griff zu lockern.
    »Rühren Sie sie nicht an!«, schrie Paul d’Armand.
    Er setzte an, sich auf den Professor zu stürzen, doch dieser hob den Ellbogen, und die Schneide seines Messers drückte ein wenig stärker gegen Ninas Kehle. Paul d’Armand hielt mit einem Ausdruck von Schmerz in seiner Bewegung inne und sagte kaum hörbar:
    »Sie haben gewonnen. Lassen Sie sie los.«
    »Na also, warum denn nicht gleich so?«, fragte Madame Morton. »Sagen Sie uns, wo die Figur ist, und schon sind Sie und Ihr verzogenes Gör wieder frei. Das ist alles, worum wir bitten. Wir wissen, dass Sie uns nicht verraten werden, immerhin hängt die Freiheit der Königin von Ihrem Schweigen ab. Sagen Sie uns, wo die Figur ist, und dann wird alles …«
    »Im Haus.«
    »Ich habe alles durchsucht«, wandte Morton ein. »Unmöglich.«
    »Sie ist angemalt«, sprach Paul d’Armand niedergeschlagen weiter.
    »Als Jungfrau von Lourdes angemalt. Sie steht auf dem Nachttisch meiner Tochter …«
    Der Professor löste seine Umklammerung und stieß Nina so heftig von sich, dass sie bis vor die Füße ihres Vaters taumelte. Ehe Paul d’Armand sie aufgehoben hatte, war Madame Morton schon hinausgegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Ihr Mann blieb als Wache mit dem Messer in der Hand zurück.
    »Ich hoffe für Sie, dass Sie die Wahrheit gesagt haben!«, donnerte er. »Sonst wird Mademoiselle eine üble Zeit verbringen!«
    Mit dem Rücken an die Mauer gelehnt, ließ sich Paul d’Armand zu Boden gleiten und stützte den Kopf in die Hände.
    »Mein Gott«, murmelte er. »Die Königin Phuong! Ich habe sie verraten. Was wird mit ihr geschehen?«
    Nina hockte sich neben ihn und flüsterte ihm ins Ohr
    »Es ist noch nicht alles verloren, Papa. Vielleicht hat die Königin die Botschaft gefunden, die ich Tam hinterlassen habe.«
    »Was für eine Botschaft?«
    Sie schaute voller Stolz zu ihrem Vater hoch:
    »Ich habe es erraten. Was die kleine Jungfrau angeht.«

Danke, Mei!
    Die Königin hatte die von Nina auf das Bild der Göttin Kwan Yin gekritzelte Botschaft nicht gefunden. Und das aus einem einfachen Grund: Tam war vor ihr im Pavillon beim Lotusteich.
    Wenji und sie hatten die Nacht damit zugebracht, ganz Hué zu durchkämmen. Wenjis kleine Kalesche mit zwei

Weitere Kostenlose Bücher