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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
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wandte sich wieder dem Bildnis der Göttin Kwan Yin zu.
    Sie beschützt mich
, hatte die Königin Phuong gesagt. Und auch:
Sie ist eine Mutter, wie ich
.
    »Das stimmt«, murmelte Nina zu Croquignol. »Sie sieht aus wie eine Mutter. Findest du nicht?«
    Doch dieses Mal schien der kleine Affe nicht an den Ausführungen seiner neuen Freundin interessiert zu sein. Vielleicht verklebte ihm aber auch das Nougat den Mund. Nina war ihm nicht böse. Sie wandte sich an Kwan Yin.
    »Wirst du mich auch beschützen? Ich bin keine Annamitin, doch wenn ich dich um deinen Schutz bitte? Ich bin sicher, dass die Jungfrau Maria nichts dagegen hätte, Tam zu beschützen.«
    Sie schaute das Bild auf dem Altar aufmerksam an. Eine lange weiße Tunika, gefaltete Hände, ein sanftes Lächeln.
    »Na so was!«, rief sie aus. »Erst jetzt fällt mir auf, dass sie Ähnlichkeiten mit der Jungfrau Maria hat. Dass ich das nicht vorher bemerkt habe!«
    Ohne wirklich zu wissen warum, war Nina durch die Entdeckung ganz aufgeregt. Croquignol hatte offensichtlich genug vom Nougat und machte sich jetzt über die Früchte her, die als Opfergabe auf dem Altar lagen.
    »Aber hör mal, das tut man nicht!«
    Sie griff nach dem Bild, das im Begriff war herunterzufallen, und verjagte den Rüpel, der mit einem akrobatischen Sprung flüchtete, ohne die ergatterte Banane loszulassen.
    Das Bildnis lag jetzt auf Ninas Knien und die Göttin kam ihr noch näher vor, während sie ihren Gesichtsausdruck von unendlichem Mitgefühl musterte.
    »Kleine Mutter«, murmelte Nina.
    Dann sagte sie noch einmal: »Kleine Mutter … kleine Mutter …« Die Bilder in ihrem Kopf vermischten sich: die Königin, die Göttin Kwan Yin, ihre Mutter und die Jungfrau Maria. Sie besaß zwei Figuren der Jungfrau Maria, die eine war in ihrem Koffer versteckt, die andere, bei der die Farbe bereits ein wenig abblätterte, hatte ihr Vater ihr auf den Nachttisch gestellt. Schade, dass die Farbe … »Augenblick mal!«, entfuhr es Nina. In ihrem Fiebertraum hatte die Madonnenfigur geglitzert. Und hatte sie nicht an den Stellen, an denen die Farbe abblätterte, darunter einen grünen Schimmer gesehen? »Die Madonna aus Jade!«
    »Kuirk!«
    Croquignol hatte es sich auf einem Wandvorsprung gemütlich gemacht. Nina wandte sich mit einem Siegesschrei an ihn.
    »Hurra! Ich hab’s!«
    Sie sprang auf und rief triumphierend: »Natürlich, Papa hat eine geniale Idee gehabt! Anstatt sie in seinem Safe zu verstecken, hat er sie lieber angemalt!«
    Jetzt war ihr warm. Sie trat von einem Fuß auf den anderen. Sie ging ein Stück auf der Terrasse weiter, und zum Himmel gewandt rief sie: »Papa, du bist genial!«
    Da sah Nina, dass sich das Licht verändert hatte, aus dem Schwarz des Himmels war ein dunkles Violett geworden. Die Drachen auf den Dächern der Tempel kamen langsam wieder zum Vorschein. Bald würde es Tag sein. Und Nina wusste immer noch nicht, was sie tun sollte. Sie hatte den Schlüssel des Rätsels, doch wozu eigentlich?
    »Ich muss es der Königin Phuong sagen. Aber wenn ich hier auf sie warte, werden Wenji und die anderen mich vielleicht finden, bevor sie herkommt.«
    Nina stellte das Bild der Göttin Kwan Yin wieder auf den Altar zurück und sah es sich noch einmal genau an. Da kam ihr eine Idee. Da sie keinen Stift bei sich hatte, nahm sie ein erloschenes Räucherstäbchen und schrieb mit der abgebrannten Spitze auf das Bildnis selbst: TAM, FRAHG DIE JUNGFRAU MARIA.
    Nina zögerte, mehr preiszugeben oder sogar zu unterzeichnen. Niemand dürfte ihre Botschaft verstehen. Soweit Nina wusste, kam die Königin jeden Tag zum Pavillon, um zu ihrer Gottheit zu beten. Also würde nur sie diese Worte sehen. Auch sie würde sie nicht verstehen. Doch sie würde Tam fragen und Tam würde verstehen.
    Als der Tag anbrach, wusste Nina, dass sie sich auf die Suche nach einem anderen Versteck begeben musste. Ihr Blick blieb an den Drachen aus Keramik hängen. Wie die Königin Phuong am Vorabend, stieg sie die Stufen der bemoosten Treppe hinauf und ging weiter auf den von Tempeln umgebenen Vorplatz. Dort befanden sich mehrere Grabstätten, hatte Tam erklärt, die von Kaiser Tu Dûc, dem Vorfahren der Königin, errichtet worden waren. Er selbst war später irgendwo inmitten der Gebäude bestattet worden. Nina versuchte, sich nicht von der Stille beeindrucken zu lassen. Sich in einer Grabstätte verstecken, das war alles andere als lustig. Aber was blieb ihr übrig? Nachdem sie die Wasserschlangen und den

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